Monday, January 1, 2024
Berliner Silvesternacht im Protokoll: Brandsätze, Pyros auf Polizisten und Kugelbomben-Explosionen
Berliner Zeitung
Berliner Silvesternacht im Protokoll: Brandsätze, Pyros auf Polizisten und Kugelbomben-Explosionen
Artikel von Andreas Kopietz •
1 Std.
In der zurückliegenden Silvesternacht hatte die Berliner Polizei 2214 Einsätze zu bewältigen – fast so viele wie im vorigen Jahr. Nach Angaben der Behörde gingen zwischen 18 und 6 Uhr 3270 Notrufe ein. Ein Auszug aus dem polizeilichen Protokoll der Nacht:
18.30 Uhr: In der Silbersteinstraße in Neukölln bewerfen Unbekannte einen BVG-Bus der Linie 246 mit einem unbekannten Gegenstand. Dabei wird eine Fensterscheibe beschädigt.
20 Uhr: Polizisten sind in der Lipschitzallee in Gropiusstadt in einem Wohnhaus im Einsatz, als jemand eine Kugelbombe an ihrem geparkten Streifenwagen hochgehen lässt. Dadurch splittert die Frontscheibe.
20.50 Uhr: Vor dem Brandenburger Tor in Mitte besuchen etwa 44.000 Menschen die zentrale Silvesterveranstaltung. Auf der Straße Unter den Linden kommt um diese Zeit bereits der Verkehr wegen der vielen Menschen zum Erliegen.
22.30 Uhr: In der Huttenstraße in Moabit wirft ein unbekannter Mann ein Gefäß mit einer brennbaren Flüssigkeit auf die Fahrbahn vor einen Bus der Linie M27. Der Busfahrer kann den Flammen ausweichen und bringt den Bus zum Stehen. In diesem Moment wirft der Unbekannte ein weiteres Gefäß mit brennbarer Flüssigkeit gegen die mittlere Eingangstür des Busses, wobei das Glas der Tür zerstört wird. Der Busfahrer und die Fahrgäste bleiben unverletzt.
22 bis 1.15 Uhr: Im Bereich Neptunbrunnen, Unter den Linden und Friedrichstraße kommt es zu Menschenansammlungen. Die Polizei zählt in der Spitze etwa 6000 Personen. Vereinzelt werden Polizisten mit Pyrotechnik angegriffen, durch die mehrere Beamte verletzt werden. Am Fernsehturm beschießen sich mehrere große Gruppen gegenseitig mit Feuerwerksraketen.
23 Uhr: Polizisten stellen in der Eugen-Bolz-Kehre in Gropiusstadt neun Personen fest, die Molotow-Cocktails vorbereitet haben: Bierflaschen, gefüllt mit Benzin, in denen Stofffetzen stecken. Insgesamt beschlagnahmen die Beamten elf solcher Molotow-Cocktails.
0.30 Uhr: Während eines Einsatzes in der Knobelsdorffstraße in Charlottenburg werden Polizisten mit Raketen beschossen. Eine Polizistin wird am Kopf verletzt und muss ihren Dienst beenden, ein Funkwagen wird beschädigt.
0.30 Uhr: Etwa zehn Personen ziehen an der Residenzstraße, Ecke Stargardtstraße, in Reinickendorf zwei Müllcontainer auf die Fahrbahn und setzen diese in Brand. Bei Eintreffen der Polizei flüchtet die Gruppe. Die Feuerwehr löscht die Brände.
1 Uhr: Polizisten löschen ein Feuer auf einem Balkon in der Graefestraße in Kreuzberg. Plötzlich hören sie mehrere Explosionen. Als sie zu ihrem Fahrzeug zurückkehren, stellen sie fest, dass es stark beschädigt ist.
1.30 Uhr: Über den Notruf 110 meldet ein Anrufer gezielte Abschüsse von Pyrotechnik von Balkonen in der Knobelsdorffstraße in Charlottenburg. Als der erste Funkwagen dort eintrifft, wird dieser sofort aus einer Personengruppe heraus mit Böllern und Raketen beschossen, sodass Unterstützungskräfte hinzugerufen werden. Als die Beamten Personen aus der Gruppe überprüfen, kommt es zu Rangeleien, einer versuchten Gefangenenbefreiung, einem tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Durch einen Flaschenwurf wird ein Einsatzwagen beschädigt. Eine Polizeibeamtin wird am Arm verletzt und muss vom Dienst abtreten.
2 Uhr: In der Schloß-, Ecke Knobelsdorffstraße in Charlottenburg wird die Windschutzscheibe eines geparkten Funkwagens mit einem unbekannten Gegenstand eingeschlagen.
4 Uhr: Die Polizei wird zu einer randalierenden Personengruppe in der Wedell-, Ecke Belßstraße in Lankwitz gerufen. Während Polizisten dort den Sachverhalt aufnehmen, werden sie von einer unbekannten Person mit Pyrotechnik beschossen.
4.30 Uhr: Aus der Rigaer Straße in Friedrichshain wird eine brennende Barrikade gemeldet. Polizisten stellen dort vermummte Personen fest und werden plötzlich von den Dächern mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen. Noch vor Eintreffen des hinzugerufenen Polizeihubschraubers flüchten die Täter vom Dach. Die Feuerwehr löscht die Barrikade.
Die Polizei war in der Nacht mit 3200 Polizisten im Einsatz, darunter circa 680 Unterstützungskräfte von der Bundespolizei, aus Brandenburg, aus Schleswig-Holstein, aus Sachsen sowie aus Sachsen-Anhalt. Weitere tausend Polizisten waren in Streifenwagen unterwegs. „Mit einem umfangreichen Raumschutzkonzept sowie der Festlegung von drei Pyrotechnikverbotszonen konnten größere Störungen verhindert werden“, teilte die Polizei am Montag mit.