Wednesday, January 3, 2024
Sorge, dass Kunden ausbleiben - Restaurants rechnen vor: So viel Gewinn wird mit einem Schnitzel gemacht
Sorge, dass Kunden ausbleiben - Restaurants rechnen vor: So viel Gewinn wird mit einem Schnitzel gemacht
Artikel von Von FOCUS-online-Redakteur Konstantinos Mitsis •
7 Std.
Restaurants müssen jetzt 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen berechnen - statt wie bisher 7 Prozent. Was sich für Gäste ändert und wie sie Preiserhöhungen erkennen.
Während der Corona-Krise hatte der Bund den Steuersatz auf Speisen in der Gastronomie von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt. Diese Regelung lief am 31. Dezember 2023 aus. Da in der Zwischenzeit viele Speisen und Getränke in der Gastronomie aufgrund der Energiekrise teurer geworden sind, müssen sich die Verbraucher auf höhere Preise in der Gastronomie einstellen. Teilweise steigen die Preise pro Gericht - im Vergleich zu 2023 - um zwei bis drei Euro.
FOCUS online kontaktierte mehrere Gastronomiebetriebe in Deutschland. Die Sorge ist nun groß, dass Kunden ausbleiben. Auch der Dachverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands warnt vor Betriebsschließungen.
Klaus G., Betreiber einer Pizzeria in München, sagt auf Anfrage: „Es muss sich zeigen, ob Kunden die Preiserhöhungen akzeptieren. Es sieht nicht danach aus.“ Verkauft der Betreiber eine Pizza, bleibt davon am Ende knapp 70 Cent übrig - abzüglich aller Kosten für Miete, Personal, Pacht, Steuern und Einkauf. Auf ähnliche Summen kommen auch andere Gastronomen, die FOCUS online kontaktierte. Zum Beispiel bei Spaghetti mit Spinatpesto und Parmesan. Kostet das Gericht 12 Euro, bleiben am Ende weniger als 60 Cent übrig.
Doch was bleibt eigentlich dem Wirt von einem Schnitzel?
Das bleibt am Ende von einem Schnitzel übrig
Eine Antwort gibt Frank Winkler, IGF-Beiratsmitglied, Inhaber des Restaurants Daheim im Lorsbacher Thal in Frankfurt und Beiratsmitglied der Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF). Er macht eine Beispielrechnung auf. Bei einem Gericht, das etwa 15 Euro kostet - also zum Beispiel ein Schweineschnitzel - bleiben den Betrieben am Ende 1,20 Euro übrig. Davon müssen sie aber noch ihre eigene Krankenversicherung, Miete, Kredite und Lebenshaltungskosten bezahlen. Dabei fällt die Rechnung je nach Standort unterschiedlich aus. Betriebe auf dem Land haben deutlich geringere Pacht- und Mietkosten als zum Beispiel in einer Großstadt wie Berlin oder München.
Von dem 15-Euro-Schnitzel gehen 2,40 Euro an den Fiskus. Weitere 4,95 Euro gehen für das Personal des Betriebs drauf. Für das Gericht kommen Zutaten in Höhe von 4,20 Euro zusammen und 2,25 Euro müssen für Miete, Pacht, Versicherungen und andere Betriebskosten verwendet werden.
Auch Vassilios Kremmidas, Betreiber eines griechischen Restaurants in Dinslaken (Nordrhein-Westfalen), muss die Preise anheben. Neben der Mehrwertsteuer-Erhöhung auf 19 Prozent sind Waren um 35 Prozent, Energie um weitere 35 Prozent und auch die Personalkosten gestiegen. Das Preisplus müssen Betriebe nun weitergeben. „Es ist eine Katastrophe. Ich habe Angst, dass die Gäste ausbleiben“, sagt der Betreiber gegenüber lokalen Medien. „Aber es geht nicht anders, sonst bleibt am Ende des Tages nichts mehr hängen.“
„Wenn die Steuer von 7 auf 19 Prozent steigt, werden wir die Preise erhöhen müssen“, sagt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). „Es gibt für die meisten Betriebe keinen Spielraum. Kaum einer kann es sich leisten, Geld draufzulegen.“
Bei einer Umfrage des Dehoga Anfang Dezember gaben 89 Prozent der Befragten an, die Preise erhöhen zu wollen. Ob und in welchem Umfang die Steuererhöhung, die rein rechnerisch gut 11,2 Prozent ausmacht, auf die Preise umgelegt wird, entscheide aber letztlich jeder Gastronom selbst, erklärt auch Hartges.
So erkennen Sie, ob Gerichte teurer geworden sind
In vielen Fällen machen die Gastronomiebetriebe die Preiserhöhung transparent, indem sie die Kunden direkt informieren. Dies geschieht über die Homepage oder soziale Medien. Preiserhöhungen werden in den Betrieben in der Regel nicht über Hinweisschilder oder Anzeigetafeln beworben. Allerdings können Verbraucher die Speisekarten genauer unter die Lupe nehmen.
Sind die Preise beispielsweise dort überklebt worden, kann man sicher sein, dass an der Preisschraube gedreht wurde - und zwar nach oben.
Das Internet vergisst nie. Auf Bewertungsplattformen im Netz laden Gäste immer mal wieder Fotos von Speisekarten hoch. Achten Sie auf das Erstellungsdatum und vergleichen Sie nun die Preise. In vielen Fällen sind die Preise deutlich gestiegen.
Auch neue Speisekarten sind ein Indiz für eine Preiserhöhung, selbst dann, wenn neue Gerichte angekündigt werden. Hintergrund? In der Regel nimmt die Kundschaft Anfang des Jahres nach der Völlerei der Festtage leicht ab. Das Geschäft läuft dann eher über Klassiker des Betriebs. Fischgerichte oder auch besondere Fleischsorten sind dann „schon aus“. Es ist unwahrscheinlich, dass ausgerechnet zu einer etwas „gästeärmeren“ Zeit neue Gerichte serviert werden.
Es hilft außerdem, direkt das Gespräch mit den Mitarbeitern zu suchen. Fragen Sie das Personal, ob das Restaurant die Preise bereits angehoben hat. Häufig gibt es dann einen Gratis-Kaffee aufs Haus.