Friday, January 5, 2024

Rätselraten um Panzer-Pannen in der Ukraine: Elektronik-Probleme bei deutschen Leopards?

Merkur Rätselraten um Panzer-Pannen in der Ukraine: Elektronik-Probleme bei deutschen Leopards? Artikel von Bettina Menzel • 22 Std. Ukraine-Krieg Ein Großteil der von Deutschland an die Ukraine gelieferten Kampfpanzer Leopard 2A6 ist nicht einsatzfähig. Ersatzteilmangel und fehlende Expertise sind ein Teil des Problems. Kiew – Nur noch wenige deutsche Leopard-Panzer des Modells 2A6 sind im Ukraine-Krieg im Einsatz. Die Reparatur gestaltet sich schwierig, denn Ersatzteile sind rar. Doch offenbar könnte es noch einen weiteren Grund für die Verknappung des modernen Kampfpanzers geben: Probleme mit der Elektronik, wie der Spiegel am Donnerstag (4. Januar) berichtete. Kaum mehr Kampfpanzer Leopard 2A6 im Ukraine-Krieg im Einsatz Die Bundesregierung hatte der Ukraine im März nach langem Zögern insgesamt 18 Leopard-2-Panzer aus dem Bestand der Bundeswehr übergeben. Kurz vor Weihnachten reiste der deutsche Außenminister Boris Pistorius (SPD) in die litauische Leopard-Reparaturstätte, wo die im Kriegseinsatz beschädigten deutschen Kampfpanzer Leopard 2A6 instandgesetzt werden. Mit Pistorius kamen verschiedene Vertreter der Presse sowie Politiker und Beamte nach Litauen, darunter etwa der Fachmann für den Verteidigungsetat, Sebastian Schäfer (Grüne). „Leider ist festzustellen, dass nur noch eine sehr geringe Zahl der gelieferten Kampfpanzer von der Ukraine eingesetzt werden kann“, sagte Schäfer nach seinem Besuch. Leopard-Panzer haben eine eigene Kammer für Munition, sodass sie im Falle eines Treffers in der Regel nicht komplett zerstört werden – eine Reparatur ist oftmals möglich. Vorausgesetzt, es gibt die nötigen Ersatzteile. Doch genau daran mangelt es, wie Schäfer kritisierte. Ähnlich äußerte sich sein Parteikollege Anton Hofreiter in der Augsburger Allgemeinen vom Donnerstag „Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie sich darum kümmert, dass die Versorgung mit Ersatzteilen deutlich besser wird.“ Nur noch wenige Leopard-Panzer im Ukraine-Krieg: Probleme mit der Elektronik? Ein Großteil der nicht einsatzfähigen Leopard-Panzer stand bei Pistorius‘ Besuch äußerlich unbeschädigt in der litauischen Werkshalle, wie die mitgereiste Presse berichtete. Wie sich herausstellte, sind offenbar mehr Leopard 2A6 aufgrund von Elektronik- oder Mechanik-Problemen nicht einsatzfähig, als aufgrund von direkten russischen Treffern. Weitere Details über die einsatzfähige Anzahl der aus Deutschland gelieferten Leopard 2A6 oder die Art der Schäden wurden zunächst nicht bekannt, da genauere Informationen Russland in die Hände spielen könnten, hieß es. Fest steht indes, dass die Wartung der hochmodernen Panzer bereits in Friedenszeiten bei der Bundeswehr eine Herausforderung ist. In Kriegszeiten wird das Gerät nicht nur anders beansprucht, sondern kann die vorgesehenen Wartungszyklen kaum einhalten. Das begünstigt Ausfälle. Doch für die Ukraine ist der Kampfpanzer im wahrsten Sinne überlebenswichtig. Leopard-Panzer im Ukraine-Krieg: Unzureichende Ausbildung der Techniker Neben der schlechten Versorgung mit Ersatzteilen gibt es laut Schäfer noch ein weiteres Problem: die unzureichende Ausbildung der verantwortlichen ukrainischen Techniker. Reparaturversuche durch die ukrainische Armee hätten zu weiteren Schäden an den Panzern geführt, hieß es. Es sei zu prüfen, inwiefern dies durch eine bessere Schulung der Mechaniker oder durch die Bereitstellung von Anleitungen verhindert werden könne oder ob gleich eine Instandsetzung in der Ukraine möglich sei. Detaillierte Handbücher und Baupläne der Panzer könnten künftig den ukrainischen Mechanikern bei der Instandsetzung helfen. Um die Sprachbarriere zu minimieren, sollen die Reparaturanweisungen der Bundeswehr für ukrainische Soldaten übersetzt werden. Schon im August vergangenen Jahres sprach der Chef des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, davon, dass Leopard-Kampfpanzer künftig auch direkt in der Ukraine instandgesetzt werden sollen. Panzer-Abnutzung im Ukraine-Krieg hoch, Wartung oft nicht zeitnah möglich Zumindest bei den Ersatzteilen kommt offenbar Bewegung ins Spiel. Der Leopard-Hersteller Rheinmetall will das Problem gemeinsam mit dem deutschen Bundesverteidigungsministerium angehen. „Noch im Dezember 2023 wurde ein umfangreiches Ersatzteilpaket in Auftrag gegeben, indem zwischen dem ukrainischen Verteidigungsministerium und der ARGE Service Leopard 2 (Rheinmetall und KNDS) ein – durch Deutschland finanzierter – Vertrag zur Ersatzteilbevorratung und -steuerung geschlossen wurde“, teilte das Unternehmen gegenüber dem Spiegel mit. Aus Sicht von Schäfer tut Deutschland auch zwei Jahre nach Beginn des Ukraine-Kriegs noch zu wenig. Die Zeitenwende fände nur bedingt statt und die Industrie fahre ihre Produktionskapazitäten zu langsam hoch, kritisiert der Abgeordnete gegenüber dem Spiegel. „Deutschland steht nur nominal an zweiter Stelle bei der Militärhilfe für die Ukraine“, so der Grünen-Politiker weiter. „Nicht die Milliardensummen geben Aufschluss über unsere tatsächliche Unterstützung, sondern deren Anteil an unserer Wirtschaftsleistung – und da steht Deutschland auf Platz 13, weit hinter den baltischen Ländern.“ (bme)