Friday, January 19, 2024

Franz Beckenbauer - Gedenkfeier vom FC Bayern München: »Wir alle in Deutschland haben ihm viel zu verdanken«

DER SPIEGEL Franz Beckenbauer - Gedenkfeier vom FC Bayern München: »Wir alle in Deutschland haben ihm viel zu verdanken« 3 Std. Franz Beckenbauer war die größte Legende des deutschen Fußballs. Bei Bayern Münchens Gedenkfeier gab es Lob vom Bundespräsidenten, Grüße vom Papst – und ein Zeichen von Uli Hoeneß gegen die AfD. Mit einer pompösen Trauerfeier hat der FC Bayern München Franz Beckenbauer gedacht. Zu Ehren der wohl größten Berühmtheit der deutschen Fußballhistorie lud der deutsche Rekordmeister Tausende Fans und prominente Gäste zu einer Gedenkveranstaltung in der Allianz Arena ein. Beckenbauer war am 7. Januar im Alter von 78 Jahren gestorben. Beigesetzt wurde er bereits im privaten Kreis. Zu der Feier erschienen viele Prominente. Die Politik war durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) vertreten. DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war - und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren. Aus der Sportwelt waren zahlreiche Größen des FC Bayern, des deutschen wie des internationalen Fußballs anwesend. DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Fifa-Präsident Gianni Infantino, aktuelle und ehemalige Bayern-Spieler wie Kapitän Manuel Neuer und Lothar Matthäus, Bundestrainer Julian Nagelsmann – die Liste war lang. Vor Beginn der Reden wurde die Ankunft der Gäste von Musik begleitet: Eine Blaskapelle und ein Kinderchor spielten unter anderem die Beckenbauer-Songs »Gute Freunde kann niemand trennen« und »Fußball ist unser Leben«. Die Einleitung zur Trauerzeremonie gab der deutsche Opernsänger Jonas Kaufmann mit dem Lied »Con te partirò«, auch bekannt als »Time to Say Goodbye« von Andrea Bocelli und Sarah Brightman. Bayern-Präsident Herbert Hainer hielt die erste Rede: »Er war ein Vorbild für Generationen. Die Welt hat zu ihm aufgeschaut, aber er hat nie auf andere herabgeschaut«, pries Hainer die verstorbene Klubikone. »Es ist nun an uns, diese Geschichte weiterzuleben. Der FC Bayern wird immer ein Kaiserreich bleiben – und das auf ewig.« Als Nächster ergriff Steinmeier das Wort. Auf der ganzen Welt sei Beckenbauer »bewundert, verehrt, geliebt« worden, sagte der Bundespräsident. »Niemand vermag wohl wirklich abzuschätzen, wie positiv Franz Beckenbauer für unser Land gewirkt, welche Sympathien er uns weltweit eingebracht hat. Er hat sich um Deutschland verdient gemacht«, sagte Steinmeier und weiter: »Wir alle in Deutschland haben ihm viel zu verdanken.« Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß erzählte amüsante Anekdoten aus gemeinsamen Zeiten und lobte, dass Beckenbauer mit seinem Engagement für die Heim-WM 2006 bewirkt habe, dass Deutsche für ein paar Wochen mit Nationalfahnen ihren Stolz auf das Land ausdrücken konnten. »Da müssen wir wieder hinkommen: Dass alle stolz sind«, sagte Hoeneß und machte bei der Gelegenheit ein politisches Statement: »Aber ich möchte ganz deutlich betonen, dass ich die AfD bei diesem Prozess nicht dabei haben will.« Als letzter Redner trat der Münchner Kardinal Reinhard Marx vor das Mikrofon und bestellte »Grüße von Papst Franziskus«, ehe er ein gemeinsames Gebet für Beckenbauer sprach. Beim ersten Bayern-Spiel nach der Winterpause am vergangenen Freitag war Beckenbauer gedacht worden. Vor dem Spiel wurde eine Schweigeminute gehalten, die Spieler trugen beim Aufwärmen Oberteile mit Beckenbauers Rückennummer fünf. »Im Zwiespalt zwischen Trauer und Huldigung« habe man sich an diesem Abend befunden, sagte Führungsspieler Thomas Müller: »Er war eine Persönlichkeit, er war irgendwo auch unser Vorgänger. Wir wollen sein Erbe weitertragen.« Beckenbauer sammelte mit dem FC Bayern Titel um Titel Zum FC Bayern kam Beckenbauer bereits als Nachwuchsspieler. Das im Münchner Stadtteil Giesing aufgewachsene Wundertalent wurde schnell Leistungsträger und gewann mit dem Klub vier deutsche Meisterschaften und dreimal den Europapokal der Landesmeister. Die Nationalmannschaft führte Beckenbauer als Kapitän zum Titel bei der Heim-WM 1974. Zwei Jahre zuvor war bereits der EM-Triumph gelungen. 1990 wurde Beckenbauer ein zweites Mal Weltmeister – diesmal als Trainer. Nach seiner aktiven Karriere als Spieler und Trainer war Beckenbauer als Fußballfunktionär tätig. Bei der erfolgreichen deutschen Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2006 spielte er eine zentrale Rolle. Allerdings fiel dadurch ein Schatten auf Beckenbauers Reputation, als dubiose Millionenzahlungen bekannt wurden.