Thursday, September 14, 2023
Ukraine-Krieg: Wagner-Söldner verlassen offenbar Lager in Belarus
DER SPIEGEL
Ukraine-Krieg: Wagner-Söldner verlassen offenbar Lager in Belarus
Artikel von Florian Pütz •
2 Std.
Zahlreiche Kämpfer der Wagner-Gruppe haben womöglich ihr Lager in Belarus verlassen. Der ukrainische Präsident feiert einen »Triumph«. Und: Die Klitschkos fordern Taurus-Lieferungen. Der Überblick.
Der Aufstand der Wagner-Söldner fand während des Marschs gen Moskau im Juni ein schnelles Ende. Die Kämpfer, zuvor im Ukrainekrieg im Einsatz, gingen nach Belarus und schlugen ein Lager im verlassenen Militärstützpunkt beim Ort Tsel, rund 90 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Minsk, auf. Das hatte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko der Wagner-Gruppe offenbar angeboten. Doch nun, etwa drei Wochen nach dem Tod ihres Anführers Jewgenij Prigoschin, scheinen einige Söldner das Lager zu verlassen.
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Was macht die Wagner-Gruppe?
Nun berichten die Nachrichtenagentur Reuters sowie Radio Free Europe / Radio Liberty, dass neue Satellitenbilder des Unternehmens Planet Labs Veränderungen zeigen sollen. Der Abbau des Lagers sei offenbar im Gange, heißt es. Im Laufe des August und bis zum 9. September seien den Fotos zufolge 160 der 273 Wohnzelte abgebaut worden, berichtet Radio Free Europe / Radio Liberty unter Berufung auf die Fotos. Wenn man davon ausgehe, dass in einem Zelt 20 Menschen leben könnten, hätten etwa 3000 Kämpfer keine Bleibe mehr im Lager, heißt es.
Was der Grund für den Abbau ist, ist unklar. Außerdem ist nicht bekannt, wohin die Kämpfer weitergezogen sind, falls sie das Lager tatsächlich verlassen haben, und ob sie nun weiter im Ukrainekrieg kämpfen.
Offenbar Flugabwehrsystem zerstört – Selenskyj spricht von Triumph
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte derweil in seiner allabendlichen Videoansprache, ukrainische Kräfte hätten ein Flugabwehrsystem auf der von Russland besetzten Krim zerstört. Er dankte dem ukrainischen Geheimdienst sowie der Marine und sprach von einem »Triumph«. Auch die Nachrichtenagentur Reuters hatte zuvor unter Berufung auf Geheimdienstkreise über die Beschädigung des Flugabwehrsystems berichtet. Russland bestätigte die Berichte zunächst nicht.
Derweil haben ukrainische Behörden Evakuierungen in der Region Cherson im Süden des Landes angeordnet. Der regionale Verteidigungsrat habe entschieden, dass Familien mit Kindern aus Orten »unter ständigem feindlichen Beschuss« evakuiert werden müssten, schreibt Gouverneur Oleksandr Prokudin bei Telegram. Die Region Cherson wird zum Teil von russischen Streitkräften kontrolliert und regelmäßig bombardiert.
Klitschkos werben für Taurus-Lieferungen
In Berlin haben die Brüder Klitschko noch einmal um deutsche Unterstützung für den ukrainischen Abwehrkampf gegen Russland in Form von Taurus-Marschflugkörpern geworben. »Es sind enorm viele Menschen an der Frontlinie, viele Soldaten, die wir verlieren. Und nur mit überlegenen Waffen – so wie Taurus-Raketen – und deren Einsatz können wir aus der Distanz Kommandopunkte Russlands treffen und natürlich unsere Männer schützen«, sagte Wladimir Klitschko, der Bruder des Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, bei der Eröffnungsrede der Brüder beim Sommerfest der »Bild«-Zeitung. Vitali Klitschko bedankte sich für die deutsche Hilfe.