Wednesday, September 13, 2023
Journalist Constantin Schreiber will sich nicht mehr zum Islam äußern
WELT
Journalist Constantin Schreiber will sich nicht mehr zum Islam äußern
17 Std.
In einer Universität hat er schon einen persönlichen Angriff erleben müssen: Buchautor Constantin Schreiber lehnt alle Anfragen zum Thema Islam inzwischen ab. „Ob das ein Gewinn ist für die Meinungsfreiheit, ist eine andere Frage“, sagt der Tagesschau-Sprecher.
Der Journalist und Islamkenner Constantin Schreiber will öffentlich nichts mehr zum Islam sagen. „Ich werde mich zu allem, was mit dem Islam auch nur im Entferntesten zu tun hat, nicht mehr äußern. Ich werde keine Bücher dazu schreiben, ich lehne Talkshow-Anfragen ab, ich mache das nicht mehr“, sagt er in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“. Und weiter: „Da mögen jetzt manche feiern und vielleicht die Schampusflaschen aufmachen. Ob das ein Gewinn ist für die Meinungsfreiheit und für den Journalismus, ist eine andere Frage.“
Constantin Schreiber war am 29. August bei einem Auftritt an der Universität Jena von linken Aktivisten eine Torte ins Gesicht gedrückt worden. Zuvor war er unter anderem von einem Taxifahrer vor seiner Haustür bedroht worden. „Da habe ich einfach gesagt, nee, das will ich nicht, ich will diese Negativität in meinem Leben nicht“, sagt Schreiber, der seit 2021 auch einer der Sprecher der Hauptausgabe der Tagesschau ist.
Schreiber spürte keine Solidarität
Die Tortenaktion nannte er einen „kindischen Akt und irgendwie auch ein Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen“. Besonders schmerzlich empfand er, dass sich danach niemand von der Universität oder auch der moderierende Journalistenkollege für ihn einsetzte. Schreiber hatte das Gefühl, die Leute hätten Angst, jemanden „auszugrenzen“. Der Angreifer und die Gruppe, die sich „Undogmatische Radikale Linke“ nennt, wurden damals vom Publikum ausgebuht.
Schreiber war jedoch empört, als er hörte, dass die Uni schon Tage vorher von den Protesten wusste. Auch unter Journalistenkollegen spüre er schon „eine Vorsicht, wenn es um polarisierende Debatten geht“. Ihn stört vor allem, dass bei vielen nur hängen bleibe: Der ist islamfeindlich oder islamkritisch. Und dass sie dann Abstand nehmen. Er sei in den Journalismus gegangen, weil er Spaß an Debatten hatte. „Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich irgendwann in Diskussionen hineingezogen werde, die so toxisch sind, dass sie dann auch ins wirkliche Leben schwappen.“