Sunday, September 10, 2023
DFB in Schockstarre: Umgang mit dem Untergang zeigt Planlosigkeit – Flick zerstört Ruf, Bosse hilflos
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DFB in Schockstarre: Umgang mit dem Untergang zeigt Planlosigkeit – Flick zerstört Ruf, Bosse hilflos
Artikel von Marcel Schwamborn (msw) •
Der Offenbarungseid von Wolfsburg hat endgültig gezeigt, dass die deutsche Nationalmannschaft in der Sackgasse steckt. Von den vergangenen 17 Spielen wurden nur vier gewonnen. Das 1:4 gegen Japan am Samstag (9. September 2023) war eine Demütigung.
Doch was danach folgte, war mindestens genauso erbärmlich, wie die 90 Rumpel-Minuten zuvor. Hansi Flick (58) stellte sich ein gutes Zeugnis aus, fand, dass er der Richtige für den Job sei. Das DFB-Präsidium tauchte wortlos unter, Sportdirektor Rudi Völler gab ein paar Allgemeinplätze von sich und riet zu einer Nacht Schlaf. Tags darauf wurde öffentlich trainiert.
Hansi Flick verspielt und demoliert seinen Ruf
Der Umgang mit dem Untergang zeigte einmal mehr, wie es um den gesamten Verband bestellt ist. Krisenmanagement ist beim DFB schon lange ein Fremdwort. Von der einst eilig installierten Taskforce ist nichts mehr zu hören. Vom Fiasko wurden alle eiskalt erwischt. Niemand hatte im Vorfeld die Möglichkeit der erneuten Pleite in Betracht gezogen, um Handlungsszenarien vorzubereiten. Und so standen wieder alle hilflos dem Scherbenhaufen gegenüber.
Flick verspielt und demontiert mit seinem Festhalten am Job seinen einst guten Ruf. Die Szenen in Wolfsburg zeigten erneut, dass auch der Kommunikationsdirektor völlig überfordert ist, wenn er den Bundestrainer mit der geäußerten Haltung vor die TV-Kameras treten lässt.
Im ersten Reflex wird nun wieder nach Lösungen aus der Vergangenheit gerufen. Völler solle es für ein Spiel machen, Matthias Sammer könnte auch übernehmen. All diese Notlösungen klingen so, als müsse der deutsche Fußball noch irgendwie dieses Elend Heim-EM hinter sich bringen. Nach Zukunft oder Aufbruch klingt das alles nicht.
Letztlich ist es auch viel zu kurz gegriffen, die abermalige Vorführung nur dem Trainer in die Schuhe zu schieben. Der vergriff sich gegen Japan taktisch zwar erneut, scheint zudem den Rückhalt der Spieler verloren zu haben. Doch beim DFB stimmt es auf allen Ebenen nicht.
Vier sieglose Begegnungen in Folge resultieren nicht nur aus der Debatte Dreier- oder Viererkette. Dass die Spieler keinen Plan haben, ist dem Trainer anzuhaften. Dass sie aber auch keine Gier und Energie zeigen, ein anderer Bereich. Die arrogante, überhebliche Haltung, die beispielsweise Niklas Süle oder Kai Havertz im Vorfeld des Japan-Spiels bei den Pressekonferenzen zeigten, ist ein Fingerzeig, wie die interne Denkweise aussieht.
Nichts als Frust und Hilflosigkeit: Neu-Kapitän Ilkay Gündogan und Pascal Groß stehen nach dem Debakel am Samstag (9. September 2023) auf dem Rasen.
Zudem fehlen der Mannschaft Außenverteidiger und Stürmer. Es fehlt generell herausragende Qualität. Die meisten Akteure schaffen es nicht, ihre Leistungen von den Vereinen ins deutsche Team zu übertragen.
Nach dem WM-Aus von Katar wurde Oliver Bierhoff als Sündenbock geopfert. Was ist seitdem besser geworden? Dass niemand rund um das Fußball-Aushängeschild einen Plan hat, ist dramatisch. Deutschland ist hungrig auf echte Sport-Typen. Die finden sich derzeit beim Basketball oder auch schon beim Handball. Mit dieser Fußball-Auswahl kann sich aber schon längst niemand mehr identifizieren.