Wednesday, February 19, 2025
Mini-Renten in Deutschland: Was machen Österreich, Schweden und die Schweiz besser?
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Rente in Deutschland und Österreich: Hier liegen die Unterschiede
DeutschlandRente im Vergleich
Mini-Renten in Deutschland: Was machen Österreich, Schweden und die Schweiz besser?
23.07.2024 Lesedauer: 4 Min
Dominik JahnDominik Jahn
Das Rentenpaket in Deutschland steht in der Kritik. Die Reform könnte vor allem junge Menschen finanziell stark belasten.
Das Rentenpaket 2 soll in Deutschland für mehr Geld im Alter sorgen. Doch die Zweifel an der Reform sind groß. Experten und Sozialverbände sehen Probleme. Vor allem die jüngere Generation sieht sich als Verlierer der Änderungen – sie werden die Kosten tragen müssen.
Über den Zustand des Rentensystems in Deutschland hat sich zuletzt auch Sahra Wagenknecht, Chefin der nach ihr benannten Bundestagsgruppe BSW geäußert – die Durchschnittsrente sei ein "politischer Skandal". Vielleicht lohnt sich dann ein Blick über die Grenzen hinaus? Macht es Österreich besser – oder die Schweiz und Schweden?
Renten-Ansätze in Österreich und Schweden
Unter anderem das Nachrichtenportal derwesten.de hat sich mit dem Ruhestand in Österreich und Schweden befasst und entscheidende Unterschiede herausgestellt. Eines der grundlegenden Probleme: Deutschland setzt als eines der letzten europäischen Länder auf eine Rente, die sich fast ausschließlich am Erwerbseinkommen orientiert.
Anderswo gibt es eine Mindestrente – unabhängig vom Verdienst. Österreich lässt laut Beitrag zudem seine Altersvorsorgesysteme zusammenlaufen. Beamte und Selbstständige zahlen dort ebenfalls in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Ein Ansatz, der bereits 2023 auch vom Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zur Diskussion gestellt wurde - mit klaren Forderungen.
Höhere Bruttorente in Österreich
Für unsere Nachbarn scheint das System gut zu funktionieren. Gegenüber dem Sender Arte, so heißt es im Bericht, erklärt Ökonomin Christine Mayrhuber, vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO): "Nach 46 Erwerbsjahren ist die Einkommensersatzrate bei 80 Prozent des durchschnittlichen Lebenseinkommens."
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In Deutschland liegt die durchschnittliche Bruttorente etwa 70 Prozent niedriger als in Österreich. Aber, und das gehört auch zur Renten-Wahrheit: Es werden dort auch "im Schnitt vier Prozent mehr Rentenbeiträge gezahlt".
Laut der Frankfurter Rundschau (FR) ist es ein Rentenbeitrag von 22.8 Prozent. Und weiter heißt dazu, dass davon auf die Arbeitnehmer 10,25 Prozent entfallen. Den Rest zahlen dann die Arbeitgeber. In Deutschland zahlen beide Seiten zusammen hälftig nur 18.6 Prozent des Bruttolohns.
Rente in Österreich – Wartezeit ist deutlich höher
Zu Österreich gibt es aber noch einen anderen gravierenden Unterschied: die Rentenwartezeit. Laut FR ist sie mit 15 Jahren dreimal so lang wie in Deutschland. Wer nur eine geringere Beitragszeit erreichen kann, geht demzufolge leer aus.
Rentenwartezeit
Laut der Deutschen Rentenversicherung ist die Wartezeit somit eine Mindestversicherungszeit: "Für die allgemeine Wartezeit von 5 Jahren und die Wartezeiten von 15 Jahren und 20 Jahren werden Beitrags- und Ersatzzeiten sowie Monate aus dem Versorgungsausgleich und aus geringfügiger versicherungsfreier Beschäftigung berücksichtigt".
Außerdem muss man wissen, dass sich die Alpen-Republik einen höheren Steuerzuschuss an die Rentenkasse leistet, wenn man sich die Wirtschaftsleistung betrachtet. Der Bericht zeigt auch, dass "die Anpassung der Renten anders berechnet wird". Rentner in Österreich erhalten demnach einen Inflationsausgleich. In Deutschland richtet sich die Anpassung nach der Lohnentwicklung.
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Rente: In Schweden setzt man auf Grundrente und Fonds
Und auch die Schweden machen für den Ruhestand einiges anders. Beamte und Selbständige müssen auch hier in die Versicherung einzahlen. Der Beitragssatz liegt laut FR bei 18.5 Prozent. Davon werden "2,5 Prozentpunkte für eine Prämienrente verwendet". Diese werden in einem Fonds angelegt.
Damit scheint die Renten-Idee der FDP an die Schweden-Rente angelehnt zu sein. Doch die Pläne für eine Aktienrente stehen gerade bei der CDU weiter massiv in der Kritik. In Schweden können Versicherte aus einem Angebot unterschiedlicher Fonds eine Auswahl treffen. Findet jemand nicht das passende, dann geht das laut FR-Bericht in einen Staatsfonds, der es dann anlegt.
In der Vergangenheit hätte dies immer wieder hohe Renditen für die Versicherten gebracht. Gut ausgebaut ist auch die betriebliche Altersvorsorge. Hier führen Arbeitgeber in der Regel 4,5 Prozent des Lohnes dafür ab. Und auch eine Garantierente gibt es in Schweden. Diese können man mit der Grundsicherung in Deutschland vergleichen.
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Kritik am Rentensystem der Schweden
Doch es gibt auch durchaus Kritik an dem Schweden-System. Der FR zufolge hat es aus Sicht der Hans-Böckler-Stiftung einen entscheidenden Haken. Rentenexperte Florian Blank erklärt dazu: "Die Altersvorsorge in Schweden birgt Risiken für Einzahlende, Rentnerinnen und Rentner.“
Renten könnten mit diesem System auch sinken. Das würde immer dann passieren, wenn es "bei den Löhnen oder an den Aktienmärkten nicht gut läuft". Blank:„Das deutsche System wirkt da stabiler."
In der Schweiz wird das Rentensystem überarbeitet - Sparen bei der Witwenrente
Auch in der Schweiz wird über die Rente diskutiert. Hier strebt der Schweizer Bundesrat eine Anpassung vor zwischen Witwen und Witwern. Wie unter anderem die Neue Züricher Zeitung dazu schreibt, hätte man die Möglichkeit gehabt, die "Leistungen der Männer auf das Niveau der Frauen anzuheben".
Die Folge wären immense Zusatzkosten gewesen. Dazu heißt es: "Schon heute zahlt die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) für Witwenrenten über 1,7 Milliarden Franken (fast 1,8 Milliarden Euro). Zudem kämpft das Sozialwerk gegen rote Zahlen – pro Jahr steigen die Ausgaben um eine Milliarde Franken.
Der Bundesrat hat die Reform im ersten Schritt in die sogenannte Vernehmlassung geschickt hat. Unterm Strich sieht diese Veränderung höhere Hürden für die Witwen vor: "Diese sollen die AHV um 720 Millionen sowie den Bundeshaushalt um 160 Millionen Franken entlasten. Insbesondere soll die Hinterlassenenrente primär an die Erziehungszeit geknüpft werden. Kinderlose Witwen dagegen kämen nur noch in den ersten 2 Jahren nach dem Todesfall in den Genuss einer Rente".
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Kritik am Modell der Schweizer-Witwenrente
Der Gewerkschaftsbund in der Schweiz äußert laut der Zeitung Kritik an den Plänen: "Frauen sind nach dem Tod ihres Ehepartners bereits heute häufiger in einer schwierigen finanziellen Lage als Männer."
Worum geht es bei der Kritik? In der Vorlage ist demnach die Begrenzung der Rentenzahlung bis zum 25. Altersjahr des jüngsten Kindes. Dem Beitrag zufolge sei dies nach dem höheren Rentenalter "ein weiterer Abbau auf dem Buckel der Frauen".
Der Bundesrat begründet in seinem Schreiben allerdings die Entscheidung mit der heutigen Arbeitswelt: "Das seit den Anfängen der AHV bestehende System der Witwenrenten entspricht nicht mehr der heutigen gesellschaftlichen Realität." Die Änderungen rund um die Witwen- und Witwerrenten sollen 2026 in Kraft treten.