Thursday, February 20, 2025
Numismatik-Experte Sebastian Wieschowski - Geheime Gold-Lüge? Die Wahrheit über Amerikas angeblich geheime Reserven
Numismatik-Experte Sebastian Wieschowski - Geheime Gold-Lüge? Die Wahrheit über Amerikas angeblich geheime Reserven
FOCUS-online-Experte Sebastian Wieschowski • 1 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Die Spekulationen um Fort Knox reißen nicht ab. Elon Musk zweifelt erneut an den Goldreserven und entfacht eine Debatte. Numismatik-Experte Sebastian Wieschowski erklärt, warum eine Prüfung überfällig ist.
Musk, der das neu geschaffene Department of Government Efficiency (Doge) leitet, hatte zuvor auf seinem Onlinedienst X mehrfach die Existenz der dort gelagerten Goldreserven infrage gestellt. „Wer kann bestätigen, dass das Gold nicht aus Fort Knox gestohlen wurde?“, schrieb Musk und heizte damit Spekulationen an. Trumps eigenes Regierungsteam schickte sofort ein Dementi: Laut Finanzminister Scott Bessent werde das Gold jährlich überprüft und sei vollständig vorhanden. Doch offenbar gibt es weiterhin Klärungsbedarf.
Worum geht es eigentlich? Fort Knox, ein Armeestützpunkt im US-Bundesstaat Kentucky, beherbergt eine der größten Goldmengen der Welt. Nach offiziellen Angaben lagern dort rund 147,34 Millionen Feinunzen Gold, mit einem Buchwert von etwa 6,22 Milliarden US-Dollar. Die Zahlen werden monatlich von der US-Regierung veröffentlicht. Trotzdem reißen die Gerüchte über einen möglichen Schwund der Reserven nicht ab. Kritiker fordern eine umfassende, unabhängige Prüfung, da die letzte offizielle Bestandsaufnahme Jahrzehnte zurückliegt.
Die Spekulationen um das Gold in Fort Knox sind nicht neu. Seit den 1960er-Jahren kursieren immer wieder Behauptungen, das Lager sei leer oder das Gold sei verpfändet worden. Ein populäres Narrativ besagt, dass die US-Regierung das Gold während der Wirtschaftskrisen der letzten Jahrzehnte verkauft oder als Sicherheiten für Kredite genutzt habe. Einige Verschwörungstheoretiker behaupten sogar, dass das Gold während der Amtszeit von Präsident Nixon, als die USA den Goldstandard aufgaben, nach Europa transferiert wurde.
Die letzte Bestandsaufnahme - verdammt lang her !
Fakt ist: Die letzte umfassende Bestandsaufnahme des Goldes in Fort Knox fand 1953 statt, als eine Gruppe von Journalisten und Senatoren eine offizielle Inspektion durchführte. Die Ergebnisse wurden damals als zufriedenstellend dargestellt, jedoch gab es keine detaillierte, unabhängige Prüfung. Weitere Überprüfungen erfolgten in den 1970er- und 1980er-Jahren, allerdings stets unter der Kontrolle des Finanzministeriums, was Kritiker bemängelten.
Im Jahr 2017 wurde erstmals seit Jahrzehnten eine kleine Delegation aus Politikern und Journalisten in Fort Knox zugelassen. Der damalige Finanzminister Steven Mnuchin besuchte das Lager höchstpersönlich und twitterte anschließend ein Foto mit den Worten: „Das Gold ist sicher!“ Diese Aktion beruhigte jedoch nicht alle Skeptiker, da unabhängige Wirtschaftsprüfer nicht involviert waren und keine umfassende Inventur stattfand.
Ein weiteres Argument der Kritiker ist die mangelnde Transparenz bei den jährlichen Audits des Finanzministeriums. Zwar wird bestätigt, dass das Gold vorhanden ist, doch detaillierte Berichte oder visuelle Beweise sind rar. Musk könnte mit seiner geplanten Überprüfung und einem möglichen Livestream aus Fort Knox für eine historische Premiere sorgen.
Livestream aus dem Gold-Bunker - eine gute Idee?
Falls das Gold tatsächlich vorhanden ist, könnte die Untersuchung durchaus helfen, die jahrzehntelangen Zweifel ein für alle Mal auszuräumen. Doch was passiert, wenn tatsächlich eine Diskrepanz festgestellt wird? Ein gravierender Vertrauensverlust in die US-Finanzstabilität wäre die Folge, gelten die Goldreserven doch als entscheidender Bestandteil der Finanzarchitektur der Vereinigten Staaten und des US-Dollar als Leitwährung sowie Stabilitätsankers.
Jede Unsicherheit könnte sich auch unmittelbar auf die Finanzmärkte auswirken. Und eines steht schon jetzt fest: Ein Livestream aus dem Goldspeicher ist praktisch nicht umsetzbar, weil dadurch unweigerlich Einblicke in die Infrastruktur des Hochsicherheits-Goldlagers gewährt würden. Doch es bleibt die Frage: Warum gibt es nach all den Jahren keine unabhängige, vollständige Überprüfung?
Vielleicht könnte genau das die umstrittene Initiative von Trump und Musik nun ändern. Bis dahin bleibt das Gold in Fort Knox eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Finanzwelt.