Wednesday, March 6, 2024

ARD-Themenabend „Am Abgrund“: Die Klimawende ist eine Illusion!

Merkur ARD-Themenabend „Am Abgrund“: Die Klimawende ist eine Illusion! von Katja Kraft • 1 Std. Daniel Harrichs Filmabend „Am Abgrund“ in der ARD ARD-Themenabend „Am Abgrund“: Die Klimawende ist eine Illusion! Starbesetzt ist Daniel Harrichs Spielfilm „Am Abgrund“, den die ARD am 6. März 2024 zeigt. Heiner Lauterbach etwa spielt darin einen korrupten Politiker. Die ARD zeigt am 6. März 2024 „Am Abgrund“ von Daniel Harrich über kritischen Rohstoffhandel und korrupte deutsche Politiker. Leider alles wahr, erzählt der Münchner im Interview. Daniel Harrich hat schon Einiges erlebt. Der Investigativjournalist aus München hat sich in seinen Recherchen für preisgekrönte Filme mit Waffenhändlern, Medikamentenpfuschern, Terroristen auseinandergesetzt. Doch so heftig wie für sein neues Projekt waren die Nachforschungen noch nie. „Wir haben in 14 Ländern von Brasilien bis China gedreht. Wie häufig wir fluchtartig abhauen, abtauchen, ausreisen mussten. Dieses Ding war echt eine nervenaufreibende Geschichte“, erzählt der 40-Jährige. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Am 6. März 2024 zeigt die ARD ab 20.15 Uhr Daniel Harrichs Spielfilm „Am Abgrund“, der aufdeckt, wie sich deutsche Bundestags- und Europaabgeordnete von diktatorischen Staaten wie Aserbaidschan bestechen lassen. Gegen Geld drücken sie in Sachen Menschenrechte, Pressefreiheit, Demokratie als Wahlbeobachter die Augen fest zu – auch, um an dortige Rohstoffe zu kommen. Wie immer bei Harrich folgt im Anschluss an den mit Heiner Lauterbach oder Hans-Jochen Wagner Star-besetzten Spiel- ein gleichnamiger Dokumentarfilm. Der zeigt, dass all das, was einem wie aberwitzige Fiktion vorkam, die erschütternde Wahrheit ist. Sie sagen, die Recherche sei diesmal noch heftiger als bei Ihren früheren Projekten gewesen. Daniel Harrich: Ja, denn es geht um die ganz große Geo-Politik. Aserbaidschan ist ja nur ein Beispiel für die Rohstoffkrise, in der wir stecken. Wir decken auf, dass die Energiewende in der Geschwindigkeit, die wir uns vorstellen, nicht klappt. Auf die Mengen an kritischen Rohstoffen, die wir dazu bräuchten, haben wir als deutsche Industrie nicht den Zugriff. Unsere Politik hat das verpasst, man hat sich wahnsinnig lange auf zuverlässige Lieferketten verlassen. Und mittlerweile haben halt die Chinesen und jetzt langsam auch die Amerikaner sich alles, was an Rohstoff-Rechten da ist, unter den Nagel gerissen – wir gucken durch die Röhre. Wir sind unausweichlich abgehängt? Daniel Harrich: Es steht Spitz auf Knopf für die deutsche Industrie. Millionen Arbeitsplätze, unser Wohlstand stehen auf dem Spiel. Genau deshalb schaut Deutschland rund um die Welt nach Quellen, wo man Kupfer, Kobalt, Lithium, Seltene Erden herkriegen kann. Und deswegen sind plötzlich Länder wie Aserbaidschan interessant für uns. Wenn man die Bilder des dortigen Rohstoff-Abbaus in Ihren Filmen sieht, wird einem angst und bange. „Nachhaltig“ schaut anders aus. Daniel Harrich: Das ist das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern! Die meisten Wirtschaftsmanager bei uns, mit denen ich gesprochen habe, wissen, dass das mit der Energiewende nicht klappt, dass es nicht genug Rohstoffe gibt. Die Politik weiß, dass es nicht klappt. Und nachdem wir einige Jahre recherchiert haben, ist auch uns bewusst, dass es nicht klappt. Trotzdem sagt niemand, dass der Kaiser nackt ist. Niederschmetternd. Daniel Harrich: Ich war immer überzeugt von Elektromobilität, war einer der ersten, der so einen E-Smart hatte. Das war mein Ursprungsgedanke bei der Recherche: „Wo kriegen wir die Rohstoffe her, um die Welt zu retten?“ So bin ich an das Thema rangegangen. Und wurden desillusioniert? Auch angesichts des Raubbaus, der für den Rohstoffgewinn an der Erde betrieben wird? Daniel Harrich: Das kommt noch dazu. Die grundsätzliche Problematik ist: Wir haben eine massive Rohstoffkrise, es redet nur keiner darüber. Alle diesbezüglichen Ziele, die von der Bundesrepublik gesteckt wurden, scheinen völlig utopisch. Etwa: 15 Millionen E-Fahrzeuge bis 2030 – das funktioniert einfach nicht. Dann die zweite Frage: Wo kommen denn die Rohstoffe her? Wenn man auf die Websites der Hersteller schaut, sieht man rauf und runter Schlagworte wie „green“ und „nachhaltig“. Doch wir haben die Unternehmen vor Ort besucht. Etwa eine große Raffinerie in China – und da haben sie uns gezeigt, dass der hochintensive Prozess, um Lithium zu gewinnen, mit Kohle betrieben wird. Sehr green! Daniel Harrich: Genau. Und da hängt ja noch ein ganzer Rattenschwanz dran. Die Vertreibung Indigener, um das Land mit den Rohstoffen zu gewinnen. Dann der Abbau selbst: Du kannst es so grün anmalen wie du willst, nachhaltiger Bergbau ist eine Illusion. Haben Sie eine Antwort gefunden, wie wir aus der Misere kommen? Daniel Harrich: Die große Frage ist: Welchen Preis sind wir bereit dafür zu zahlen? Klar, wir können jetzt sagen, wir ziehen das durch und reißen uns jedes Gramm Lithium und jeden Stein Kobalt unter den Nagel, dann wird man mit Ländern wie Aserbaidschan, Kongo und so weiter arbeiten und eigene Ansprüche an Moral, Menschenrechte, Pressefreiheit, Rechtsstaatlichkeit über Bord werfen müssen. Für mich keine erstrebenswerte Vision. Doch es gibt einen Lichtblick – und da kommt es auf uns alle an. Wir müssen bei unserem eigenen Konsumverhalten umschwenken. Der maßgebliche Fehler, den wir gerade begehen, ist ja, dass wir versuchen, Gleiches durch Gleiches zu ersetzen. Doch wir werden die Welt nicht retten, indem wir unsere 2,5 Tonnen schweren SUVs anstatt mit einem Verbrennermotor fortan mit Elektrik antreiben. Neulich habe ich den treffenden Satz gehört: „Wir gehen aus dem Zeitalter der Entfaltung in das Zeitalter der Bewahrung.“ Wir müssen uns jetzt selber retten, jetzt geht’s ums Überleben. Das heißt auch Verzicht. Das bedeutet ganz massiv Verzicht. Was ich mich jeden Tag frage: Warum sagt keiner was? Warum schweigt die Wirtschaft? Warum spielt sie mit? Darauf antwortete mir neulich der Vorstand eines der größten deutschen Automobilhersteller: „Ich bin doch nicht der Erste, der Selbstmord begeht.“ Alle wissen’s und keiner sagt’s. Alle wollen so lange es geht noch was rausholen. Daniel Harrich: Genau. Dabei wissen alle, dass es bald gewaltig krachen wird. Wir haben eine Abhängigkeit vor allem von China, die unsere Gasabhängigkeit von Russland aussehen lässt wie Pillepalle. Doch wir denken immer noch: „Das wird schon irgendwie.“ Deshalb schaut man über die fehlende Rechtsstaatlichkeit mancher Länder hinweg? Daniel Harrich: Exakt. Obwohl einer der Grundsätze, im Europarat zu sitzen, ist, eine Demokratie zu sein. Aserbaidschan ist ganz klar eine Diktatur. Das hieße: raus aus dem Europarat, Sanktionen. Doch nichts passiert. Genau wie bei Qatar und Co.: Jeder weiß, dass die die schlimmsten Terrororganisationen der Welt finanzieren – da schauen wir auch drüber weg. Weil wir deren Öl und Gas haben wollen. Sie decken das alles auf, sorgen dafür, dass diese Missstände reduziert werden. Haben Sie nie Angst? Gerade, wenn Sie in Ländern wie Aserbaidschan ohne Genehmigung drehen? Daniel Harrich: Wir tun das, weil wir an das öffentlich-rechtliche System und den Auftrag glauben, den wir in Deutschland haben. Und weil Menschen, die in Aserbaidschan leben, diese Art der journalistischen Arbeit nicht ausführen können. Die Menschen, die dort sind, wie die echte Investigativjournalistin Leyla, die in unserem Spielfilm vorkommt, werden nach der Ausstrahlung unserer Filme wahrscheinlich erst mal ins Gefängnis kommen. Das ist denen aber bewusst, die gehen dieses Risiko ein, um für Meinungsfreiheit zu kämpfen. Für Rechte, die wir in Deutschland garantiert haben, riskieren sie ihr Leben. Deshalb würde ich niemals aufhören das zu tun, was ich tue. Unsere Arbeit ist vollkommen aus Idealismus und Überzeugung getrieben. Ich bin so dankbar für das Privileg, frei sprechen zu dürfen, dass ich unter gar keinen Umständen jemals den Mund halten werde.