Tuesday, March 5, 2024

17-Jähriger lebt seit eineinhalb Jahren im ICE – und fährt täglich hunderte Kilometer durch Deutschland

Merkur 17-Jähriger lebt seit eineinhalb Jahren im ICE – und fährt täglich hunderte Kilometer durch Deutschland von Christoph Gschoßmann • 14 Std. Nachtzüge besonders problematisch Ein Teenager fährt mit seinem Wohnsitz täglich tausend Kilometer durch Deutschland. Er lebt und arbeitet im ICE. Das bringt auch Probleme mit sich. München – Die Mietkosten schießen seit Jahren in die Höhe, besonders in Städten ist sie für viele Deutsche kaum noch zu stemmen. Da liegt es nahe, dass besonders junge Leute ohne das nötige Kleingeld alternative Wohnstrategien in Betracht ziehen. Eine davon hat es durch Lasse Stolley zu landesweiter Aufmerksamkeit gebracht, denn seine Lösung ist so kreativ wie ungewöhnlich: Er lebt im ICE. Teenager Lasse Stolley lebt im Zug: „Ich habe extrem große Freiheiten“ Der erst 17 Jahre alte Softwareentwickler bereist seit dem Jahr 2022 mithilfe seiner Bahncard 100 in der ersten Klasse das ganze Land, ohne noch einen festen Wohnsitz zu haben. Er schläft in Nachtzügen und duscht in öffentlichen Schwimmbädern und isst kostenlos in der DB-Lounge. Etwa 1000 Kilometer pro Tag ist er auf deutschen Schienen unterwegs, berichtet Business Insider. Die Lösung scheint für Stolley gut zu funktionieren: „Ich habe extrem große Freiheiten und kann jeden Tag entscheiden, wohin ich möchte.“ Sein Lebensstil, den er selbst als digitalen Nomadenstil bezeichnet, ermöglicht ihm, jederzeit die besten Orte Deutschlands zu besuchen, sei es das Meer, die Alpen oder eine Großstadt.“ Natürlich ist auch er von den vielen Bahnstreiks betroffen. 17-Jähriger wird zum digitalen Nomaden, musste aber zuerst seine Eltern überzeugen Vor seinem Nomadentum hatte er die Realschule abgeschlossen. Aus seinem Plan, sich zum Fachinformatiker ausbilden zu lassen, wurde nichts, weil die Ausbildung abgesagt wurde. Ein Video auf YouTube inspirierte ihn dann dazu, sein bisheriges Leben aufzugeben. In einem Blog schreibt er über seine ständigen Reisen. Stolleys Eltern waren von seinem Plan allerdings nicht sehr begeistert. Dem Portal erzählte er, er habe einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen. Sie unterstützen ihn aber nun finanziell und kommen etwa für seine Krankenversicherung auf. In einem Kölner Startup verdient Stolley aber auch selbst Geld als Programmierer. Lasse Stolley lebt minimalistisch – Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung essenziell Anfangs habe es einer Gewohnheitsphase bedurft, bis Stolley das Leben auf den Schienen für sich gut organisiert hatte. Dabei hat er fast nichts, der Minimalismus ist sein stetiger Begleiter. „Das Wichtigste sind mein Laptop und meine Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung, die mir zumindest ein bisschen Privatsphäre in der Bahn geben.“ In seinem 36-Liter-Rucksack hat er an Kleidung nur vier T-Shirts, zwei Hosen, ein Nackenkissen und eine Reisedecke dabei. Und wie viel spart der junge Mann durch diese Art zu leben? Billiger als eine Wohnung ist es allemal. Ein großer seiner Kosten sind auf seine Ausrüstung zurückzuführen, die Bahncard kostete ihn den Jugendpreis von 5888 Euro. Insgesamt soll er etwa 10.000 Euro pro Jahr für den Lebenswandel ausgeben. 17-Jähriger lebt in der Bahn – „In Nachtzügen wird viel geklaut“ Stolley will gerne etwa als externer Berater mit der Bahn zusammenarbeiten, um sich so die Reisen zu finanzieren. Schließlich weiß wohl kaum jemand besser als er, was als Kunde in ICEs schiefläuft. „Mein Wunsch wäre, Feedback an die Verkehrsunternehmen, beispielsweise die Deutsche Bahn oder die Hersteller der Züge, zu geben und das vergütet zu bekommen.“ Ein Beispiel hat er auf parat: Er hat Verbesserungsvorschläge für Nachtzüge, gerade wenn diese durch Ballungsräume wie das Ruhrgebiet fahren. In den Nachtzügen müsse man „sehr auf sein Gepäck achten, es wird sehr viel darin geklaut.“ Sicherheitspersonal fehle, anders als zwischen Frankfurt und Hamburg. Ein ICE mit 250 Reisenden an Bord musste indes zuletzt wegen Gasaustritts evakuiert werden. (cgsc)