Saturday, September 16, 2023

Iran: Todestag von Jina Mahsa Amini – Regime lässt offenbar mehrere Personen festnehmen

DER SPIEGEL Iran: Todestag von Jina Mahsa Amini – Regime lässt offenbar mehrere Personen festnehmen Artikel von Jean-Pierre Ziegler • 1 Std. Am ersten Todestag Jina Mahsa Aminis tut Iran offenbar alles, um neue Proteste im Keim zu ersticken. Es gab Festnahmen – und ein massives Sicherheitsaufgebot. Iran: Todestag von Jina Mahsa Amini – Regime lässt offenbar mehrere Personen festnehmen Irans Geheimdienst hat mehrere Menschen festnehmen lassen – offenbar, um Proteste am ersten Todestag der Protestikone Jina Mahsa Amini zu verhindern. Die staatliche Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, am Samstag seien in den frühen Morgenstunden mehrere Personen festgenommen worden. Sie hätten Fotos und Videos von Geschäften aufgenommen und versucht, »Unsicherheit« zu schaffen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete ebenfalls mehrere Festnahmen wegen »Plänen zum Anrichten von Chaos« oder wegen der Herstellung von Inhalten für »feindliche Medien«. Bereits in den vergangenen Tagen hatten die Staatsmedien Hunderte Festnahmen wegen geplanter Proteste zu Aminis Todestag gemeldet. Am Freitag hatten Bewohner der Kurdenregionen angekündigt, mit Ladenschließungen anlässlich des ersten Todestags Aminis zu protestieren. Aufrufe zu Straßenprotesten gab es aus Sorge vor einem erneut gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte zunächst nicht. Vor allem in den kurdisch geprägten Gebieten war die Präsenz der Sicherheitsbehörden laut Menschenrechtsgruppen massiv. Aminis Heimatort Saghes wurde vor ihrem Todestag abgeriegelt. Auch in anderen Städten traf der Machtapparat Vorkehrungen gegen mögliche neue Proteste. Doch offenbar gelang es mancherorts dennoch, ein Zeichen zu setzen. In den sozialen Medien kursierten Videos von Aktionen in einem Viertel der Stadt Karaj und in der Stadt Mashhad. Auch die prokurdische Organisation Hengaw verbreitete Videos, die kleinere Proteste zeigen sollen. Exil-Iraner gingen zu Aminis Todestag mit Protestmärschen in mehreren Städten weltweit auf die Straßen, darunter Paris und Toronto. Auch in Hamburg und Berlin versammelten sich Menschen. An diesem Samstag jährt sich erstmals der Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 21-Jährige starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. Ihr Tod löste im Herbst 2022 Massenproteste gegen die politische und religiöse Führung in Iran aus. Im Zuge der Proteste wurden nach Uno-Angaben Tausende Menschen festgenommen und nach Angaben von Aktivisten Hunderte Menschen vom Regime erschossen.