Monday, September 16, 2024
Was über den Attentatsversuch auf Donald Trump bekannt ist
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Was über den Attentatsversuch auf Donald Trump bekannt ist
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Bei einer Pressekonferenz zeigen die Ermittler das Gewehr, das an Trumps Golfplatz gefunden wurde.
Zunächst berichtete Donald Trumps Wahlkampfteam von Schüssen „in der Nähe“ des früheren US-Präsidenten – dann meldete sich das FBI zu Wort: Die amerikanische Bundespolizei geht von einem versuchten Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner aus. Der 78-Jährige blieb bei dem Vorfall in seinem Golfclub in West Palm Beach im Bundesstaat Florida unverletzt, ein Verdächtiger wurde festgenommen.
Was genau ist passiert?
Trump spielte am Sonntagnachmittag Golf in seinem Club in West Palm Beach, als ein Personenschützer des Secret Service einen Gewehrlauf aus dem mit Büschen umpflanzten Zaun des Golfplatzes herausragen sah. In der Folge fielen Schüsse. „Wir sind uns im Moment nicht sicher, ob die Person in der Lage war, auf unsere Agenten zu schießen. Aber mit Sicherheit waren unsere Agenten in der Lage, die Person anzugreifen“, sagte ein Vertreter des Secret Service bei einer Pressekonferenz.
Trumps Golfclub ist von einem Zaun umgeben, davor stehen meterhohe Büsche und Bäume. Die Polizei sperrte einen Bereich direkt an einer Straße ab – mutmaßlich der Ort, an dem sich der Mann positioniert hatte. Der Polizei zufolge ließ er dort ein Sturmgewehr vom Typ AK-47 mit einem Zielfernrohr zurück. Die Sicherheitskräfte fanden außerdem zwei Rucksäcke und eine Kompaktkamera.
Wie wurde der mutmaßliche Verdächtige festgenommen?
Der Verdächtige ergriff nach Angaben der Polizei mit einem Auto die Flucht. Ein Zeuge habe ihn dabei allerdings beobachtet und der Polizei so helfen können, das Auto und den Mann zu identifizieren. Der Verdächtige wurde kurze Zeit später auf einer Autobahn in der Nähe des Tatorts festgenommen, wie der Sheriff von Palm Beach County Sheriff, Ric Bradshaw, sagte.
FBI ermittelt: Mutmaßlich neuer Attentatsversuch auf Trump
Was ist über ihn bekannt?
Bisher hat die Polizei die Identität des Mannes nicht öffentlich gemacht. US-Medien berichten unter Berufung auf Polizeiquellen, dass es sich bei dem Verdächtigen um den 58 Jahre alten Ryan Wesley R. handele, der als selbstständiger Bauunternehmer im US-Bundesstaat Hawaii arbeite. Sein Sohn sagte dem Sender CNN, er hoffe, dass alles „völlig übertrieben“ sei und dass es seinem Vater nicht ähnlich sehe, „etwas Verrücktes zu tun, geschweige denn etwas Gewalttätiges“.
Allerdings war der Verdächtige laut CNN auch in der Vergangenheit schon mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Im Jahr 2002 wurde er demnach verhaftet, nachdem er bei einer Polizeikontrolle die Hand an eine Schusswaffe gelegt und sich anschließend in einem Geschäft verbarrikadiert hatte.
Öffentlich trat Ryan Wesley R. immer wieder als Unterstützer der Ukraine auf. Er sei bereit, im Kampf zu sterben, schrieb er 2022 auf X und fügte hinzu, dass „wir den Kreml niederbrennen müssen“. Noch im selben Jahr reiste er offenbar selbst in die Ukraine, wie aus Videos und Fotos hervorgeht, die CNN verifiziert hat. In einem von ihm veröffentlichten Buch, in dem er sich auch zur politischen Lage in Afghanistan, Taiwan und Nordkorea äußerte, schrieb R. demnach, er habe versucht, sich für den Kriegseinsatz zu melden, sei aber an der polnisch-ukrainischen Grenze abgewiesen worden. Der „New York Times“ sagte er später in einem Telefoninterview, er wolle nun versuchen, afghanische Soldaten für den Kriegseinsatz in der Ukraine zu rekrutieren.
Was ist über das Motiv bekannt?
Die Ermittler machten zunächst keine offiziellen Angaben zu dem Verdächtigen und seinen Beweggründen. Amerikanische Medien verweisen darauf, dass er neben seiner Unterstützung für die Ukraine in den sozialen Netzwerken auch Kritik an Trump veröffentlicht habe. Nach dem Attentatsversuch auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten bei einer Wahlkampfveranstaltung im Juli ermutigte R. Präsident Biden und Vizepräsidentin Harris auf X, die durch die Schüsse Verwundeten zu besuchen. „Trump wird nie etwas tun“, schrieb er.
Wie groß war die Gefahr für Trump?
Der Verdächtige war nach Angaben der Polizei nur wenige hundert Meter von Trump entfernt. Es ist unklar, wie nach dem Attentat auf den Republikaner vor zwei Monaten in Pennsylvania abermals ein Bewaffneter so nah ihn herankommen konnte. Klar ist aber, dass ein Präsidentschaftskandidat und früherer Präsident weniger Secret-Service-Schutz genießt als ein amtierender Präsident.
Trump hat als Präsidentschaftskandidat keinen öffentlichen Terminplan wie etwa der amtierende Präsident Joe Biden. Es ist also unklar, woher der Verdächtige wusste, dass Trump an diesem Tag in seinem Golfclub sein würde, wenn er es denn tatsächlich auf ihn abgesehen hatte. Trump spielte am Sonntagnachmittag mit dem Immobilieninvestor und Parteispender Steve Witkoff Golf.
US-Journalisten merkten an, dass es für Anwohnerinnen und Anwohner nicht zu übersehen sei, wenn Trump mit seiner Autokolonne von seinem nur wenige Kilometer entfernten Anwesen Mar-a-Lago nach West Palm Beach fahre.