Thursday, March 21, 2024
Ukraine-Krieg: Ingo Schulze spricht sich für Verhandlungen mit Russland aus
DER SPIEGEL
Ukraine-Krieg: Ingo Schulze spricht sich für Verhandlungen mit Russland aus
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Für den Dresdner Autor Ingo Schulze ist die Lage in der Ukraine »nicht hinnehmbar«. Er äußert Verständnis für die Angst vieler Ostdeutscher vor einer Eskalation und kritisiert die westdeutsche Diskurshoheit.
Angesichts der Lage in der Ukraine hat sich nun auch der Schriftsteller Ingo Schulze für Verhandlungen mit Russland ausgesprochen. In einem Gespräch mit dem »Stern« bezeichnete Schulze die Situation als »nicht hinnehmbar« und sagte: »Wir sagen so einfach, die Ukraine muss weiterkämpfen. Aber wer das sagt, sollte letztlich auch bereit sein, seine eigenen Kinder in den Krieg zu schicken.«
Schulze, der selbst in Dresden geboren wurde, zeigte Verständnis für die Angst vieler Ostdeutscher vor einer Eskalation des Kriegs. Immerhin sei fast jeder Mann im Osten in der Armee gewesen. Er hält die Verunsicherung, die viele Menschen in Ostdeutschland ergriffen hat, für erklärbar. »Viele fühlten sich 1989 als Subjekt der Geschichte, ein Jahr später waren sie überflüssige Arbeitskräfte. Alles war weg, und wir waren völlig naiv dem Westen gegenüber«, so Schulze. »Die Verunsicherung von damals wirkt bis heute.«
Der 61-Jährige kritisierte zudem die westdeutsche Diskurshoheit in vielen Fragen. »Der Westen ist im innerdeutschen Verhältnis der Goldstandard, da gibt es keine Relativierung. Die Ostler und Migrantenfamilien sind sich ihres Hintergrundes bewusster, sie sind häufig gezwungen, sich zu erklären.«
Zuletzt hatten immer wieder prominente Stimmen zu Gesprächen mit Russland aufgerufen. Papst Franziskus etwa wurde für die Aussage, Kiew sollte mit Russland verhandeln, »bevor es noch schlimmer wird«, scharf kritisiert. Die Ukraine sollte nach Worten von Papst Franziskus den Mut haben, eine »weiße Fahne« zu hissen.
Für seine Aussage, man müsse über ein Einfrieren des Ukrainekriegs reden, geriet der SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich kürzlich in die Kritik. Politiker der Koalitionspartner FDP und Grüne widersprachen ihm, SPD-Chef Lars Klingbeil und Bundeskanzler Olaf Scholz hatten Mützenich jedoch bereits früh in Schutz genommen.