Thursday, March 21, 2024

Mozarts großes Vorbild: Joachim Tschiedel über die Hasse-Gesellschaft

Merkur Mozarts großes Vorbild: Joachim Tschiedel über die Hasse-Gesellschaft 2 Std. • 3 Minuten Lesezeit Einst hochverehrt, jetzt in den Hintergrund geraten. Doch immerhin kümmert sich die Münchner Johann-Adolph-Hasse-Gesellschaft um diesen Komponisten. Ein Gespräch mit dem Künstlerischen Leiter Joachim Tschiedel. Mitte des 18. Jahrhunderts zählte Johann Adolph Hasse zu den meistgespielten Komponisten in Europa. Gleichermaßen verehrt von Publikum, Musikerkollegen oder Gesangsstars wie der italienischen Diva Faustina Bordoni, mit der er seit 1730 verheiratet war. Trotz seiner einstigen Popularität ist der Hamburger heutzutage ein eher seltener Gast auf den Bühnen. Was die Mitglieder der Münchner Johann-Adolph-Hasse-Gesellschaft allerdings nicht davon abhält, immer wieder eine Lanze für ihren Namenspatron zu brechen. In Augsburg laufen aktuell die Vorbereitungen für ein Konzert, mit dem an diesem Samstag im Kleinen Goldenen Saal Hasses 325. Geburtstag gefeiert werden soll. Am Pult der Accademia di Monaco steht dabei Joachim Tschiedel, der 2019 als Künstlerischer Leiter zum Team der Hasse-Gesellschaft stieß. In Kooperation mit der Deutschen Mozart-Gesellschaft hat er ein Programm zusammengestellt, das den beiden Komponisten Musik ihres Zeitgenossen Josef Myslivecek gegenübergestellt. „Ich wollte den jungen Mozart in Kontext setzen und zeigen, was ihn damals inspiriert hat“, sagt Tschiedel. „Das fanden auch die Kollegen in Augsburg spannend.“ Den Aufhänger dafür fand er im Jahr 1771, als es in Mailand „zum Showdown zwischen dem Altmeister und dem Wunderkind kam“. Anlässlich einer Habsburger Hochzeit war Hasse damals mit der Komposition der großen Festoper „Ruggiero“ beauftragt worden, während der 15-jährige Mozart im Rahmenprogramm mit „Ascanio in Alba“ Triumphe feierte. Eine Uraufführung, die viel zur Legendenbildung des Wunderkindes beigetragen hat. In Augsburg erklingen Arien aus Hasses Festopern Tschiedel geht es aber keineswegs um ein erneutes Aufbauschen alter Rivalitäten, sondern vielmehr darum, dass auch ein Ausnahmetalent wie Mozart nicht im luftleeren Raum existierte. Hat er doch auf seinen Reisen durch Europa stets begierig musikalische Einflüsse aufgesaugt und sich davon befruchten lassen. Wie etwa von Hasse. So gibt es unter anderem Berichte, dass die Familie Mozart die Uraufführung seiner „Partenope“ besuchte. Weshalb neben Arien aus den erwähnten Festopern in Augsburg auch Auszüge aus diesem Werk erklingen werden. „Ich freue mich, dass die Damen und Herren der Mozart-Gesellschaft an dieser musikalischen Spurensuche ebenfalls ihren Spaß hatten und unsere Idee sofort aufgegriffen haben. Schließlich macht man das in ähnlicher Form ja auch in Museen, wo gerne Darstellungen bestimmter Motive vergleichend gruppiert werden.“ Solist des Abends ist der Countertenor Elmar Hauser, ein Absolvent der Theaterakademie August Everding und aktuell Stipendiat der Hasse-Gesellschaft. Denn hier bemüht man sich nicht nur um das künstlerische Vermächtnis des Komponisten, sondern fördert ebenso regelmäßig junge Künstlerinnen und Künstler. „Das gehört innerhalb der Gesellschaft zu meinen Hauptaufgaben“, betont Tschiedel. „Es geht darum, Projektideen anzustoßen und Talente zu finden, denen wir Starthilfe geben wollen.“ Aus der jüngeren Vergangenheit hebt er neben CD-Aufnahmen und Konzerten mit Hasse-Bezug vor allem die „Artaserse“-Inszenierung der Theaterakademie hervor, mit der 2018 das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth nach seiner Renovierung wiedereröffnet wurde. Hasse-Gesellschaft wurde von Liebhabern gegründet „Die Hasse-Gesellschaft ist von einem Musikliebhaber gegründet worden, der dem Verein ein nicht unwesentliches Erbe vermacht hat. Mit diesem Geld konnte in den letzten 25 Jahren viel Lobenswertes gefördert werden. Aber die finanziellen Mittel schmelzen jetzt langsam ab.“ 2024 stehen noch zwei große Projekte an, aber in welchem Umfang es dann weitergeht, ist noch in der Schwebe. „Es wäre schade, wenn man danach aufhören und all das zu Grabe tragen müsste, weil die Infrastrukturen ja vorhanden sind. Deshalb hoffen wir, dass wir weiter Menschen finden, die unsere Arbeit schätzen und uns unterstützen.“