Monday, March 11, 2024
„Danke für 20 Jahre“: So war Monika Grubers Finale in München
Merkur
„Danke für 20 Jahre“: So war Monika Grubers Finale in München
Geschichte von Rudolf Ogiermann • 2Tage • 3 Minuten Lesezeit
ZUM LETZTEN MAL „OHNE WORTE“
Sang- und klanglos aufzuhören ist nicht Monika Gruber Sache. Zum Abschluss ihrer Bühnenkarriere, die sie bereits mit 52 Jahren beenden will, ließ es die Kabarettistin in der ausverkauften Olympiahalle noch einmal richtig krachen.
Große Überraschung vor großer Kulisse – Andreas Gabalier ist der „junge österreichische Künstler“, der das Publikum am Freitagabend in der Münchner Olympiahalle in Stimmung bringen soll für den – so jedenfalls ist er angekündigt – allerletzten Auftritt von Monika Gruber. Und der „Volks-Rock ´n´ Roller“ macht seine Sache gut, kündigt die Gruberin („Bitte erheben Sie sich!“) als „die wohl größte Kabarettistin der Nation“ an. Ein Intro wie für einen Superstar aus USA (und ein bisschen Werbung fürs eigene Konzert im Sommer).
Gabaliers Liedgut („Verdammt lang her“) und vor allem das des anderen Einheizers Roland Hefter („Naa, naa, naa, die Zeiten san vorbei“) passen besser zur 52-Jährigen, die in „Ohne Worte“, so der Titel des Programms, Auge und Ohr der Fans sogleich auf die bayerische Heimat lenkt, auf Tradition, auf Omas Humor, mit dem allein sich das Leben ertragen lasse. „Darf man in diesen Zeiten lustig sein?“, lautet ihre rhetorische Frage. Antwort: „Man darf nicht nur, man muss!“
Die Gruberin auf der Bühne, ganz in Schwarz, mit pinken Pumps, ist, das wird schnell klar, eine andere als die Gruberin ihrer letzten beiden Bücher („Und erlöse uns von den Blöden“, „Willkommen im falschen Film“). Charme schlägt – meistens – Schärfe, die Frau kann auch Selbstironie, beklagt, durchaus explizit, das eigene Altern, denkt aber nicht daran, sich künftig zu schonen. Dafür sorgen schon die Freundinnen, mit denen sie ausgeht – „die essen alles, die saufen alles“.
Die guten alten Zeiten sind der weißblaue Faden (auch) an diesem Abend, Zeiten, in denen Kerle noch Kerle waren und keine „Hipstertrottel mit Dutt“, bei denen man überlegen müsse: „Ist er Mann, ist er Weib oder überlegt er noch?“ Die Kabarettistin beteuert regelmäßig, „gelassener“ geworden zu sein und sich „nicht aufzuregen“ - und spottet dann virtuos über verwöhnte Köter und verwöhnte Kinder, dauerdaddelnd und mit „Snickers“-Allergie, über den Kampf mit dem Display, das den Menschen mehr und mehr ersetzt.
Auf prominente Häupter wird so gut wie nicht gehauen, nur zwei Schüsse zielen auf Robert Habeck, den Lieblingsfeind der „Konservativen“, und einer auf den „sich sinnlos um sich selbst drehenden“ Markus Söder. Was nicht heißt, dass „Ohne Worte“ unpolitisch ist. Die Landwirtstochter wirbt expressis verbis um die Unterstützung der Landwirte („...sonst fressen wir eines Tages Pressspanplatten aus Tofu!“) und singt ein Loblied auf die Schonung der Ressourcen, der in ihrer Familie selbstverständlich stets oberstes Prinzip war.
„Ich schau‘ in eure lächelnden Gesichter“
Ein paar Horrorstorys aus dem fernen Wokistan, wo „Mütter nicht mehr zeitgemäß sind“ und Nikoläuse divers sein müssen, dürfen – zum Amüsement der Zehntausend – auch nicht fehlen, bevor am Ende, nach gut neunzig Minuten ohne Pause, unter der harten Schale doch noch der weiche Kern zum Vorschein kommt. „Ich schau’ in eure lächelnden Gesichter – so schee!“, sagt Monika Gruber: „Danke für 20 Jahre, aus tiefstem Herzen!“ Das soll es also schon gewesen sein? Eigentlich schade. Und eigentlich kaum zu glauben.