Friday, April 8, 2022

Mindestens 39 Tote bei Angriff auf Bahnhof – „Das grenzenlose Böse“, sagt Selenskyj

WELT Mindestens 39 Tote bei Angriff auf Bahnhof – „Das grenzenlose Böse“, sagt Selenskyj Vor 1 Std. Die Ukraine berichtet von einem russischen Raketenangriff auf einen Bahnhof im Osten des Landes. Dort hatten Hunderte auf ihre Evakuierung gewartet. Dutzende Menschen kamen ums Leben, darunter auch vier Kinder. Ein Überblick. Bei dem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind nach Angaben des ukrainischen Geheimdiensts SBU mindestens 39 Menschen getötet worden. Bei den Opfern handle es sich um 35 Erwachsene und vier Kinder, teilte der SBU am Freitag mit. Zuvor war von mindestens 30 Toten und 100 Verletzten die Rede gewesen. Nach Angaben des Kramatorsker Bürgermeisters Olexander Hontscharenko warteten Tausende Menschen am Bahnhof auf ihre Evakuierung aus der umkämpften Region. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete Russland in einer ersten Reaktion als „das grenzenlose Böse“. Ein AFP-Reporter vor Ort sah mindestens 20 Tote in Leichensäcken und unter Plastikplanen. Zuvor hatte er am Morgen hunderte Menschen gesehen, die auf einen Zug zur Flucht Richtung Westen warteten. Vor dem Bahnhofsgebäude standen ausgebrannte Autos, am Eingang und in der Bahnhofshalle waren Blutlachen und verkohlte Sitzbänke zu sehen. Der Platz war mit verlassenen Gepäckstücken, Scherben und Splittern übersät. Ukrainische Polizisten inspizieren die Überreste einer Rakete in Kramatorsk. Der ukrainische Präsident Selenskyj warf Russland in einer ersten Reaktion vor, die Zivilbevölkerung seines Landes „zynisch zu vernichten“. „Dies ist das grenzenlose Böse“, schrieb er auf Twitter. „Und wenn es nicht bestraft wird, wird es nie aufhören.“ Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte den Raketenangriff. Es handele sich um einen „weiteren Versuch, die Fluchtwege für diejenigen zu versperren, die vor diesem ungerechtfertigten Krieg fliehen, und menschliches Leid zu verursachen“, schrieb Borrell auf Twitter. Das russische Verteidigungsministerium wies die Verantwortung für den Angriff zurück. Alle Äußerungen von „Repräsentanten des nationalistischen Regimes in Kiew“ über einen angeblich von Russland verübten Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk seien „eine Provokation und vollkommen unwahr“, erklärte das Ministerium in Moskau. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, die russische Armee würde den verwendeten Raketentyp nicht benutzen. Er bezog sich dabei auf den mutmaßlich verwendeten Typ „Totschka-U“. Militärexperten bezweifeln diese Darstellung allerdings. Im Nachrichtendienst Telegram kursierte ein Video, das den Abschuss von zwei Raketen aus der Nähe von Schachtarsk zeigen soll. Die Stadt liegt in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region des Gebiets Donezk. Die Separatisten hatten zuvor ihrerseits ukrainischen Truppen die Schuld gegeben.