Friday, April 8, 2022

Christine Lambrecht ist besser als ihr Meme, aber ist sie auch gut genug?

Christine Lambrecht ist besser als ihr Meme, aber ist sie auch gut genug? Berliner Zeitung Maximilian Both - Vor 1 Std. Vor dem Krieg in der Ukraine galt der Posten des Bundesverteidigungsministers im politischen Berlin oftmals als eine Art Gnadenbrot für verdiente Parteifreunde. Allzu oft erwies sich das Amt nämlich als Schleudersitz der Karrieren beenden kann. Um keine Hoffnungsträger zu beschädigen, wurde der Posten im Sinne der Schadensminimierung deshalb auch an Christine Lambrecht (SPD) vergeben. Lambrecht hatte der Politik nach ihrer Zeit als Justizministerin eigentlich auch schon halb den Rücken gekehrt, für die Bundestagswahl trat sie nicht noch mal an. Die Erwartungen an die neue Ministerin waren dementsprechend gering. Über Lambrecht heißt es hinter gar nicht so vorgehaltener Hand aus dem Bundesverteidigungsministerium, dass sie sich eher schwer tut mit militärischen Ding. Vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges, war das kein Problem, nun drängt sich die Frage auf: Ist Lambrecht die richtige für den Posten? Der Schlingerkurs bei den Waffenlieferungen für die Ukraine lassen Böses erahnen. Das Internet liefert seine eigenen Antworten, dort kursiert schon vor Kriegsbeginn eine beliebte Fotomontage. Im Bild, das in zahlreichen Varianten existiert, wurden die Verteidigungsministerinnen westlicher Staaten, den Verteidigungsministern Russlands und Chinas gegenübergestellt. Auf der einen Seite posierten gut gelaunte Frauen in Zivilkleidung für ein Gruppenfoto, auf der anderen Seite wurden grimmig dreinschauende Männer in Uniform gezeigt. Die Botschaft ist klar: Im Ernstfall wäre der Westen mit seinen Leichtmatrosinnen an der Spitze gegen die grimmigen Männer aus dem Osten aufgeschmissen. Auch Lambrecht (SPD) wurde in einem dieser Spott-Bilder ihrem russischen Amtskollegen Sergei Shoigu gegenübergestellt. Also eins zu null für Shoigu? Tatsächlich verdankt auch Shoigu seinem Amt weniger seiner Kompetenz in militärischen Dingen. Als karriereförderlich erwies sich vor allem Shoigus Nähe zu Putin: Sie sollen zusammen in den Urlaub fahren und tief im Osten Russlands gemeinsam auf Jagdausflüge gehen. Aktuell stecken Shoigus Panzer und Soldaten allerdings im ukrainischen Schlamm fest, die großangelegte Offensive ist am erbitterten Widerstand der Ukrainer gescheitert und das, obwohl Shoigu auf den Bildern im Internet so grimmig dreinschaut. Weder das Geschlecht noch die äußere Erscheinung sagt etwas darüber aus, wie fähig jemand ist sein Amt auszuüben – wer hätte das gedacht? Auch die fehlende militärische Karriere muss kein Hindernis sein, um sich im Kriegsfalle durchzusetzen. Die britische Premierministerin Margaret Thatcher bewies nach dem argentinischen Einfall auf die Falklandinseln, dass eiserner Willen Berge versetzten kann: Am Ende mussten die Argentinier die Koffer packen und die Insel verlassen. Doch hat Lambrecht diesen Willen? Ihrer Amtsvorgängerin Ursula von der Leyen (CDU) wurde ein enormer Eifer nachgesagt, Tag und Nacht habe sie Akten gewälzt, bis sie mit den drängendsten Problemen ihres Ministeriums vertraut war – von Lambrecht ist bis jetzt nichts dergleichen bekannt und doch kündigt sich in der vorsichtigen Reform des Vergaberechts langsam ein Umschwung an. Ob Lambrechts Reformwille mit der Geschwindigkeit des Weltgeschehens Schritt halten kann, wird sich jedoch erst noch zeigen.