Friday, April 8, 2022

Greenpreace-Studie: Ölkonzerne verdienen gut am hohen Spritpreis

SZ.de Greenpreace-Studie: Ölkonzerne verdienen gut am hohen Spritpreis Von Christina Kunkel - Gestern um 22:30 Neue Berechnungen zeigen, dass vor allem die Großen profitieren. Nicht nur deshalb gibt es Zweifel, ob Rabatte wirklich etwas bringen. Ölkonzerne verdienen gut am hohen Spritpreis Was vor Wochen noch undenkbar war, erleben in den vergangen Tagen immer mehr Autofahrer an deutschen Tankstellen. Da steht doch tatsächlich wieder eine Eins vor dem Komma, der Liter Super kostet vielerorts weniger als zwei Euro. Man erinnert sich: Das war doch mal die magische Grenze, bei der Finanzminister Christian Lindner (FDP) die so genannte Spritbreisbremse einziehen wollte. Beschlossen wurde stattdessen ein Tankrabatt von 14 Cent pro Liter Diesel und 30 Cent für Benzin. Doch obwohl der noch gar nicht gilt, sind die Preise an den Tankstellen zuletzt wieder deutlich gesunken. Das erscheint zunächst unlogisch, wird doch immer der Krieg in der Ukraine als Grund für die hohen Preise genannt - der dauert weiter an, dazu werden Rufe nach einem Energie-Embargo immer lauter. Es gibt aber durchaus Erklärungsansätze: Berechnungen des Hamburger Energieexperten Steffen Bukold im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace zeigen etwa, dass an den hohen Spritpreisen vor allem die Mineralölkonzerne gut verdient haben. Deshalb gibt es große Zweifel, ob der Tankrabatt bei den Verbrauchern ankommen würde, oder doch eher bei den Unternehmen. Die Untersuchung vergleicht dazu die Entwicklung des Rohlölpreises mit den Raffineriekosten und dem, was der Autofahrer am Ende an der Tankstelle zahlt. Dabei zeigte sich, dass Rohöl der Nordsee-Referenzsorte Brent bis zum 22. März im Schnitt um 19,4 Cent pro Liter teurer wurde, der Raffinieriepreis für den Liter Diesel aber im gleichen Zeitraum um mehr als 30 Cent stieg. An der Zapfsäule zahlte der Kunde dann im Mittel noch einmal 6,5 Cent obendrauf - wohlgemerkt vor Steuern. Das sei, sagt der Studienautor, ein klarer Hinweis darauf, dass die Gewinnmargen der Mineralölkonzerne beim Diesel stark gestiegen seien. Der Tankrabatt könnte in die Kassen der Mineralölbranche wandern Anders sieht es beim Benzin aus: Dort stieg der Raffinieriepreis gegenüber dem Rohölpreis nur leicht um etwa einen Cent, dafür kamen dann bis zur Zapfsäule noch einmal rund sechs Cent dazu. Das lässt laut der Studie darauf schließen, dass die Gewinne beim Benzin vermehrt bei den Tankstellenbetreibern hängen bleiben - was deren Branchenverband bestreitet. Insgesamt hat der Untersuchung zufolge die Mineralölbranche seit Russlands Angriff auf die Ukraine zusätzliche Roherträge von insgesamt etwa 3,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspreche einem sogenannten Krisenprofit von durchschnittlich 107 Millionen Euro am Tag. Für Autofahrer heißt das trotz des möglichen Tankrabatts, dass die Spritpreise weiterhin hoch bleiben könnten - der Profit nur anstatt in die Staatskasse noch stärker in die Taschen der Mineralölbranche wandert. Nicht nur deshalb gibt es zunehmend Zweifel am Nutzen der geplanten Entlastungen der Regierung. So würden von günstigeren Spritpreisen gerade Geringverdiener wenig profitieren, da viele von ihnen gar kein Auto besitzen. Laut der Studie "Mobilität in Deutschland" trifft das auf mehr als die Hälfte der Haushalte mit sehr niedrigem ökonomischen Status zu. Neben dem Rabatt an der Tanksäule soll auch für drei Monate ein ÖPNV-Ticket für neun Euro pro Monat geben. Davon würden alle profitieren, die Busse, Tram und Bahn nutzen- egal ob sie ihren Wagen stehen lassen oder sowieso schon mit den Öffentlichen unterwegs sind. Das kann kurzfristig funktionieren, wie Berechnungen von Greenpeace zeigen. Doch fallen die Vergünstigungen weg, kann es unter Umständen anders aussehen. Ohne ÖPNV-Rabatt mache es etwa für eine Familie mit zwei Kindern über 14 Jahre preislich keinen Unterschied, ob sie mit dem Diesel-SUV oder mit einem Nahverkehrsabo sowie einer Bahncard 50 im Fernverkehr unterwegs ist. Für sie wäre ein Elektroauto die günstigste Alternative. Dazu kommt laut Greenpeace: "Haushalte mit niedrigen Einkommen fallen bei der Betrachtung komplett durchs Raster." In deren Budget von 40 Euro pro Monat sei "keine der dargestellten Mobilitätsoptionen bezahlbar."