Monday, October 2, 2023
Umstrittene Aussage vom sephardischen Oberrabbiner: Säkulare Juden verblöden durch unkoscheres Essen
Tagesspiegel
Umstrittene Aussage vom sephardischen Oberrabbiner: Säkulare Juden verblöden durch unkoscheres Essen
14 Std.
Der sephardische israelische Oberrabiner Jitzchak Josef benennt nichtreligiöse Juden als bedauernswert und dumm. Seine Worte treffen in der israelischen Opposition immer wieder auf Gegenwind.
Ultraorthodoxe Juden inspizieren Zitrusfrüchte.
Nichtreligiöse Juden sind nach Worten des sephardischen israelischen Oberrabbiners Jitzchak Josef bedauernswert und dumm. Das Gehirn einer Person, die nicht koscher esse, stumpfe ab, und es werde schwieriger für sie, „Dinge zu begreifen, sie verstehen es nicht“, sagte Jitzchak laut israelischen Medienberichten (Sonntagabend) in seiner wöchentlichen Predigt.
Säkulare Juden seien neidisch auf strengreligiöse Juden und „unzufrieden mit ihrem Leben“, das sich ausschließlich auf die Erfüllung weltlicher Begierden richte, so Josef laut Bericht. Er bezeichnete die nichtreligiösen Juden als „arme Seelen“ und rief religiöse Organisationen dazu auf, bei säkularen Israelis für einen strengreligiös-jüdischen Lebensstil zu werben.
Der Oppositionsführer im israelischen Parlament, Jair Lapid (Jesch Atid), und weitere Abgeordnete bezeichneten es als dumm, dass die säkulare Öffentlichkeit des Landes einer Person wie Jitzchak Josef das Gehalt finanziere.
Mit seinen Worten habe Josef seine Rolle vom Oberrabbiner des Landes zum „Rabbiner einer lauten Minderheit“ verändert, der „von den Tribünen aus Millionen von Juden verflucht, die in der Armee dienen, ihr Leben riskieren und opfern, arbeiten und dieses Land am Leben erhalten“, schrieb Lapid in Sozialen Medien (Sonntagabend).
Josef war in der Vergangenheit wiederholt mit umstrittenen Äußerungen in die Kritik geraten. In seinen Predigten hatte er etwa Schwarze mit Affen verglichen, Juden der Reform- und konservativen Bewegung als nichtjüdisch bezeichnet und Einwanderer aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Israel Religionsfeinde genannt. Der 71-Jährige ist seit April 2013 sephardischer Oberrabbiner.
Seit 1911 gibt es in Israel jeweils einen Oberrabbiner für die aschkenasischen und für die sephardischen Juden. Als Aschkenasen bezeichnet man die Nachfahren der west- und osteuropäischen Juden, während die Sepharden Nachfahren der Juden der iberischen Halbinsel sind. Mit geschätzt 3,5 Millionen Mitgliedern sind die sephardischen Juden eine Minderheit unter den weltweit rund 15 Millionen Juden. (KNA)