Saturday, April 9, 2022

Sanktionen gegen Oligarchen seien nur „symbolisch“ und eine „PR-Aktion“, meint ein Finanz-Experte

Business Insider Deutschland Sanktionen gegen Oligarchen seien nur „symbolisch“ und eine „PR-Aktion“, meint ein Finanz-Experte Grace Dean - Vor 13 Std. Der Westen hat Sanktionen gegen russische Oligarchen verhängt, seit Präsident Wladimir Putin den Einmarsch seiner Truppen in die Ukraine befohlen hat. Doch manche halten die Maßnahmen lediglich für PR-Aktionen, die kaum Wirkung zeigen dürften. „Ich denke, wenn es um Sanktionen gegen Oligarchen geht, sind sie, offen gesagt, symbolisch“, sagte Tom Keatinge, der Direktor für Finanzkriminalität und Sicherheitsstudien am Royal United Services Institute, gegenüber dem US-Sender CNN. Auf die Frage, ob es sich um eine PR-Aktion handele, fügte er hinzu: „Es ist definitiv eine PR-Aktion.“ Zu dem Sanktionspaket des Westens gehören unter anderem Handelsbeschränkungen und das Verbot von Transaktionen mit der russischen Zentralbank. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Wirtschaft des Landes zu behindern, die Finanzierung des Militärs zu kürzen und Druck auf Putin auszuüben, um den Krieg zu beenden. Einige Experten bezweifeln jedoch, wie viel Einfluss die Oligarchen auf den Kreml haben oder ob sie überhaupt bereit sind, diesen zu nutzen. Einige der Oligarchen bestreiten selbst Putin nahezustehen. Oligarchen seien nur Putins Lakaien Zu den ergriffenen Maßnahmen gehören auch die Beschlagnahmungen von Vermögenswerten wie Immobilien, Privatjets und Superyachten. Diese „rücken das ganze Thema der Sanktionen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit“, werden aber wahrscheinlich nicht dazu führen, dass Putin seinen Standpunkt ändert, so Keatinge gegenüber dem Sender Channel 4 News. Michail Chodorkowski, ein russischer Oligarch im Exil, hat sich ähnlich geäußert. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des russischen Ölgiganten Yukos und Kritiker des Kremls, hat in Interviews gesagt, dass Sanktionen gegen russische Oligarchen allein nicht ausreichen werden, um Putin davon zu überzeugen, die Invasion in der Ukraine aufzugeben. Westliche Staaten haben angedeutet, dass sanktionierte Oligarchen erheblichen Einfluss auf Putin und den Kreml haben sollen. Bei der Verhängung der Sanktionen gegen Roman Abramowitsch erklärte die Europäische Union beispielsweise, er habe „privilegierten Zugang“ zu Putin, obwohl Abramowitsch wiederholt bestritten hat, enge persönliche Beziehungen zu ihm zu haben. Chodorkowski sagte jedoch, die Oligarchen seien „nur Putins Lakaien“ und könnten „ihn nicht beeinflussen“. Oligarchen hätten Angst vor Putin Keatinge sagte gegenüber CNN, es sei „ziemlich unwahrscheinlich“, dass prominente Oligarchen „das bisschen Einfluss, das sie bei Putin haben“, nutzen würden, um sich gegen die Invasion in der Ukraine auszusprechen. „Wir haben gesehen, was passiert, wenn man sich mit Wladimir Putin anlegt“, sagte Keatinge dem Sender. „Und diese Personen, die sanktioniert werden, werden nicht denselben Weg gehen wollen.“ Einige Oligarchen haben sich gewehrt, indem sie ihre Verbindungen zu Putin bestritten und die Sanktionen als ungerecht bezeichnet haben. „Was haben wir falsch gemacht, außer dass wir in Russland Geschäfte gemacht haben?“, sagte Michail Fridman – der die größte Privatbank Russlands gegründet hat und auf den Sanktionslisten der EU und des Vereinigten Königreichs steht – gegenüber CBS. Ein Oligarch meint, er stehe „praktisch unter Hausarrest“ Auch wenn man glaubt, dass sie nur begrenzte Auswirkungen haben, machen die Sanktionen den Oligarchen das Leben ungemütlich. Fridman sagte, er stehe nach der Verhängung der Sanktionen „praktisch unter Hausarrest“ und müsse bei der britischen Regierung einen Antrag stellen, um Geld auszugeben. Einige Leute haben unterdessen ihre Jachten, Privatjets und Aktien verlegt, um die Sanktionen zu umgehen. Der Exil-Oligarch Chodorkowski hat die Sanktionen gegen russische Oligarchen zwar kritisiert, aber letztlich befürwortet, weil er meint, Putin könne diese Leute benutzen, um den Westen zu beeinflussen. „Es ist absolut wichtig, all diese Geldbesitzer Putins zu stoppen, bis der Krieg zu Ende ist“, sagte Chodorkowski letzten Monat gegenüber CNN. Er sagte, der Westen müsse Oligarchen sanktionieren, alle internationalen Geldströme nach Russland abschneiden und Putins Bankiers blockieren. „Das ist das Einzige, was den Krieg stoppen wird“, meinte er.