Friday, April 8, 2022

Bosch will in Russland aktiv bleiben – und warnt vor deutschem Gasembargo

Bosch will in Russland aktiv bleiben – und warnt vor deutschem Gasembargo DER SPIEGEL Alexander Preker - Gestern um 09:37 Sein Russlandgeschäft hat Bosch stark zurückgefahren. Ganz von dem Markt zurückziehen will sich der Technologiekonzern aber nicht. Der neue Chef sieht sich auch für die Mitarbeiter in Russland verantwortlich. Der deutsche Technologiekonzern Bosch fertigt von der Waschmaschine über Gasbrennkessel bis zu Zündkerzen für Lkw alles Mögliche. Vielleicht fällt es dem Mischkonzern deshalb anders als anderen Unternehmen so schwer, komplett auf sein Russland-Geschäft zu verzichten. »Es gibt noch für die Versorgung der normalen Bevölkerung relevante Aktivitäten, die nicht von den Sanktionen betroffen sind. Diese wollen wir nicht ohne Rechtsgrundlage einstellen«, sagte der neue Bosch-Chef Stefan Hartung in einem Interview mit dem »Handelsblatt«, das gelte etwa für Heizkessel. Zugleich seien infolge der Sanktionen die Lieferungen nach Russland aber »in wesentlichen Teilen« zum Erliegen gekommen. »Ein Großteil unseres Geschäfts mit russischen Kunden und in Russland ist unterbrochen – das gilt auch für die lokale Produktion, weitere deutliche Einschränkungen sind zu erwarten.« Die ukrainische Führung hatte zuletzt unter anderem Bosch beschuldigt, indirekt das russische Militär zu unterstützen – wichtige Komponenten in Fahrzeugen stamme von dem deutschen Konzern. Das Wirtschaftsministerium hatte angekündigt, mögliche Verstöße gegen Exportauflagen zu prüfen. Das Unternehmen wiederum wies die Vorwürfe zurück: Die genannte Komponente sei nicht von Bosch an den Hersteller geliefert worden, auch wenn es sich dabei um ein Teil aus der eigenen Produktion handle. Lieferkette bei Stopp der Gaslieferungen bedroht Hartung, zuvor lange Jahre Chef der wichtigen Autosparte in dem Stiftungskonzern, sagte in dem Interview nun zur Haltung seines Unternehmens gegenüber Russland: »Wir unterstützen die Sanktionen maximal, aber wir gehen keine Sonderwege.« Der Konzern habe auch eine fürsorgliche Pflicht für all seine Mitarbeiter – für rund 360 in der Ukraine, aber auch für die 3500 in Russland. »Wir kümmern uns so gut es geht um ihre Sicherheit und zahlen auch dort Gehälter, wo nicht mehr gearbeitet werden kann.« Der Idee eines Gasembargos gegenüber Russland steht das mehr als 135 Jahre alte Unternehmen mit weltweit fast 400.000 Beschäftigten wie die Bundesregierung ebenfalls kritisch gegenüber. Hartung warnte: »Wenn Deutschland einseitig auf russische Gaslieferungen verzichtet, brechen nicht nur bei Bosch hochrelevante Elemente der Lieferkette weg.« Hartung sagte dem »Handelsblatt«: »Ich bin daher entschieden dafür, vorerst nicht auf Gaslieferungen zu verzichten.« Bei einem Gaslieferstopp rechne das Unternehmen mit einem zügigen Stillstand der gesamten industriellen Produktion. Die Wirkung würde weit über die Unterbrechung durch Corona hinausgehen.