Tuesday, February 7, 2023
Mehr Menschen lehnen Gendern ab – WDR reagiert
Mehr Menschen lehnen Gendern ab – WDR reagiert
Artikel von T - Online • Vor 2 Std.
Gendern im Alltag und in der Berichterstattung ist vielen Deutschen nicht wichtig, das zeigt eine Umfrage des WDR. Daraus zieht auch der Sender seine Konsequenzen.
Gendergerechte Sprache ist vielen Deutschen nicht besonders wichtig – das ergibt eine repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des WDR. Für fast zwei Drittel der Menschen spielt das Gendern demnach kaum oder gar keine Rolle. Das teilte der Sender am Dienstag mit.
Besonders akzeptiert ist zwar die Doppelnennung von männlichen und weiblichen Formen, also zum Beispiel "Kolleginnen und Kollegen". Sie werde von mehr als der Hälfte der Befragten genutzt, heißt es vom WDR. Andere Formen des Genderns wie der Genderstern oder ein Doppelpunkt im Wort hingegen seien weniger akzeptiert.
Beim Gendern geht es darum, Formulierungen zu benutzen, die alle Geschlechter sichtbar und hörbar machen. Der WDR befragte dazu mehr als 1.000 Menschen im September 2022. Die Antworten verglich der Sender mit einer Umfrage von September 2020.
Demnach nahm die Zahl derer, für die gendergerechte Sprache keine Rolle spielt, leicht zu. Gefragt nach ihrer Haltung zum Thema gaben 41 Prozent der Bürgerinnen und Bürger an, dass ihnen das Thema Gendern gar nicht wichtig sei. 2020 waren es 30 Prozent. Sehr wichtig finden es 16 Prozent, vor drei Jahren waren es noch 19 Prozent. Außerdem zeigte sich, dass das Gendern eher für Jüngere relevant sei, berichtet der WDR. Bei älteren Zielgruppen sei die Ablehnung größer.
Weniger Zustimmung zum Gendern in der Berichterstattung
Auch nach dem Thema Gendern in der Berichterstattung hatte der Sender die Menschen befragt. Dort stößt genderneutrale Sprache ebenfalls auf weniger Zustimmung als noch vor zwei Jahren: 41 statt 54 Prozent gaben an, diese in Zeitungen, Internet und Apps gut zu finden. Mit Blick auf Radio, Fernsehen und Podcasts sind es 41 statt 52 Prozent.
Aus den Umfrageergebnissen zog nun WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn Schlüsse für den Sender: "Sprache ist ja etwas ganz Persönliches und wir wollen so sprechen wie unser Publikum. Und wenn wir feststellen, dass diese Sprechlücke abgelehnt wird, dann empfehlen wir auch, darauf zu verzichten."
Einzelne Redaktionen könnten sich für die Nutzung entscheiden, wenn die Form beim Publikum eines speziellen Angebots überwiegend vertraut und gebräuchlich ist, etwa bei einem Angebot in den sozialen Medien, teilte der WDR mit. Doch Sprache verändere sich, sagte Schönenborn: "Das ist nichts für die Ewigkeit und deshalb gucken wir auch immer neu drauf."