Monday, April 28, 2025
100 Tage Trump schlimmer als befürchtet: Theologe zieht harte Bilanz 3 Std. • 2 Minuten Lesezeit
Frankfurter Rundschau
100 Tage Trump schlimmer als befürchtet: Theologe zieht harte Bilanz
3 Std. • 2 Minuten Lesezeit
Heinrich Bedford-Strohm ist ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und mit einer US-Amerikanerin verheiratet.
Die Politik von US-Präsident Donald Trump koste Menschenleben, sagt der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm.
Nach fast 100 Tagen der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump beobachtet der Theologe Heinrich Bedford-Strohm eine verheerende Bilanz. „Das Ausmaß an Zerstörung, das diese 100 Tage für die USA selbst, aber auch für alle anderen Teile der Welt angerichtet haben, hat meine Befürchtungen noch übertroffen“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gerade verletzlichen Menschen werde etwa durch die Abwicklung der Entwicklungshilfe USAID momentan die Lebensgrundlage entzogen. „Das stürzt sie ins Elend. Es kostet Menschenleben.“
Die Folgen der „ebenso rücksichtslosen wie konfusen Zollpolitik der US-Regierung“ würden die Menschen gerade als „bitteres Erwachen“ beim Einkaufen erleben. Wer keine Billigware aus Ländern mit niedrigen Löhnen importieren wolle, müsse Preise bezahlen, die auf amerikanischen Löhnen beruhen. „Und diese Preise sind natürlich erheblich höher.“
Urlaube in den USA nicht absagen
Zugleich mahnte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist, „nicht hysterisch zu werden und seine USA-Urlaube abzusagen, weil irgendwann einer von Hunderttausenden von Touristen bei der Passkontrolle Probleme bekommen hat“. Das seien Einzelfälle, „die aber medial so durchschlagen, dass sie den Leuten Angst machen“.
Dieser Artikel entstand in einer Content-Partnerschaft mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Das Schlimme am Umgang der Trump-Administration mit Geflüchteten sei nicht der Versuch, bessere Regelungen zur Steuerung der Migrationsbewegungen zu finden, das sei legitim. „Das Schlimme ist der menschenverachtende Ton, der in dieser Debatte in die Gesellschaft eingezogen ist.“ Religion nutze Trump für seine Zwecke, „so unverfroren, wie wir das selten zuvor erlebt haben“.
Nach Einschätzung von Bedford-Strohm halten auch viele seiner Wähler den Präsidenten nicht für einen wirklich religiösen Menschen. „Sie haben ihn trotz seiner Persönlichkeit gewählt, weil sie sich einen Wirtschaftsaufschwung versprochen haben.“ Es sei „traurig, wenn Religionsvertreter sich dafür hergeben, Trumps Verletzung grundlegender Maßstäbe nicht nur kritiklos hinzunehmen, sondern ihn geradezu als Messias zu verklären“.
Verweis auf das „andere Amerika“
In den beiden Wochen, die der 65-Jährige seit Trumps Amtsübernahme in den USA bei seiner Familie verbrachte, habe er „viel Schockstarre wahrgenommen“. Zugleich würde sich die Schockstarre allmählich lösen und viele Menschen begännen, vor Ort für die Demokratie einzustehen. „Ich wünsche mir, dass in unseren Medien nicht immer nur die politischen Amokläufe der Trump-Regierung gezeigt werden, sondern viel mehr auch das andere Amerika, das sich nach meiner Prognose als stärker erweisen wird, als wir das gegenwärtig erwarten.“ (von Nicole Kiesewetter)