Monday, February 17, 2025
Trump erpresst die Ukraine: Um diese Rohstoffe geht es jetzt im Friedensplan
Merkur
Trump erpresst die Ukraine: Um diese Rohstoffe geht es jetzt im Friedensplan
Lars-Eric Nievelstein • 2 Std. • 3 Minuten Lesezeit
„Es ist ein Kolonialabkommen“
Die USA wollen sich große Teile der ukrainischen Ressourcen sichern. Dabei steht Russland im Weg. Selenskyj verlangt Sicherheitsgarantien.
Kiew/Washington – Ausgerechnet die Ukraine wird immer mehr zum Schauplatz eines neuen Kriegs, und zwar dem um wichtige Ressourcen. Anfang Februar hatte zum Beispiel der US-Präsident Donald Trump Interesse an ukrainischen Bodenschätzen angemeldet. „Sie haben großartige Seltenen Erden“, hatte Trump dazu gesagt. Er wolle einen „Deal“ machen, hatte er angekündigt. Jetzt liegt Kiew einen Vorschlag vor. Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, zeigte sich davon nicht überzeugt – Trump dagegen sagte, Kiew hätte „im Grunde zugestimmt“.
USA wollen seltene Rohstoffe aus der Ukraine kaufen – und legen Deal vor
Die Administration unter US-Präsident Donald Trump hatte der Ukraine einen Deal vorgelegt, der den USA den Besitz von 50 Prozent aller Seltenen Erden in ukrainischem Boden zusprechen würde. Außerdem habe Trump sich offen gezeigt, US-Truppen innerhalb des angegriffenen Landes zu stationieren, um diese Ressourcen zu beschützen. Dafür müsste es aber einen Deal mit Russland geben, um den Ukraine-Krieg zu beenden.
Für diese Mineralien würden die USA nicht direkt bezahlen. Stattdessen würden die Rohstoffe quasi als Bezahlung für die seit 2022 geleisteten Militärhilfen fungieren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte einen entsprechenden Vorschlag, vorgelegt vom US-Finanzminister Scott Bessent in Kiew, nicht unterzeichnet. Ihm fehlten die notwendigen Sicherheitsgarantien, berichtete der US-Nachrichtensender NBC News.
„Mir ist es sehr wichtig, dass es eine Verbindung zwischen Sicherheitsgarantien und einer Form von Investment gibt“, sagte Selenskyj zu diesem Deal, ohne aber Vertragsdetails zu nennen. Im Siegesplan der Ukraine hatte Selenskyj bereits vorgesehen, die wichtigen Ressourcen der Ukraine mit den westlichen Anführern zu teilen, sobald der Krieg ende. Im Vorfeld hatte Trump wiederholt damit gedroht, die Hilfe für die Ukraine einzustellen – angesichts dessen, dass die Ukraine ohne US-Militärhilfen ihre Verteidigungsfähigkeit verlieren würden, fürchten Experten bereits einen Diktatfrieden.
Ukraine als Ressourcen-Schatzkammer – Russland raubt seltene Rohstoffe in großem Stil
Bei den ukrainischen Ressourcen gibt es mehrere grundlegende Probleme. Ja, die Ukraine gilt als Schatzkiste der Rohstoffe – obwohl sie nur 0,4 Prozent der Erdoberfläche ausmacht, verfügt sie über jede Menge Seltene Erden, rund 20 verschiedene kritische Rohstoffe und Metalle wie Titan (wichtig für die Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie) oder Lithium (das zum Beispiel in der Elektromobilität eine entscheidende Rolle spielt). Außerdem befinden sich die Rohstoffe Cer, Yttrium (ein Zusatzstoff für Legierungen) und Neodym (zur Herstellung von Magneten) in den Böden der Ukraine.
Der Deutsche Bundestag hatte die Bedeutung dieser Ressourcenvorkommen schon vor Jahren besprochen. Einer Untersuchung zufolge liegen hunderte Lagerstätten von Metallerzen mit Seltenen Erden in der Ukraine – viele noch unerforscht und unerschlossen. Zwischen der Region Asowsches Meer und den Mazurivske-Lagerstätten (die beide im Osten der Ukraine liegen) lägen „einzigartige Reserven“ und „große prognostizierte Vorkommen“.
Das eine große Problem: Während der Sowjet-Zeit und auch lange danach hatte die ehemalige Sowjet-Nation viele dieser Vorkommen nicht wirklich erforscht. Das Nato Energy Security Center of Excellence geht davon aus, dass das Land gerade 15 Prozent der rund 20.000 verfügbaren natürlichen Vorkommen aktiv ausbeutet. Ein zweites großes Problem: Die Vorkommen, die erforscht sind und bereits ausgebeutet werden, liegen zu weiten Teilen in dem Gebiet, das Russland besetzt hält.
Ukraine schließt Seltene Erden in Siegesplan ein – besteht aber auf Sicherheitsgarantien
Viele der genannten Ressourcen sollen – soweit jedenfalls die Projektionen – im Zuge der Energiewende eine wichtige Rolle auf den Weltmärkten spielen. Vor einigen Jahren hatte die Europäische Union dazu sogar eine eigene Gesetzgebung vorgelegt: Der Critical Raw Materials Act umreißt, welche Rohstoffe die EU für besonders kritisch hält und, im Bemühen einer Loslösung vom Weltmarktführer China, legt eine Diversifikation der Lieferanten fest.
Die Ukraine könnte sich von dem Deal erhoffen, dass die USA die Besatzer aus dem Land entfernt, um ihre frisch eingekauften Ressourcen zu beschützen. In der aktuellen Form stößt der US-Deal allerdings gerade auf ukrainischer Seite auf wenig Verständnis. „Es ist ein Kolonialabkommen, das Selenskyj nicht unterzeichnen kann“, zitierte die Nachrichtenagentur AP einen früheren ukrainischen Offiziellen, der nicht namentlich genannt werden wollte. Seiner Ansicht nach hatten die USA eher die kommerziellen Aspekte einer Ukraine-Partnerschaft im Sinn gehabt.
Allerdings hätten sie keine Pläne dafür gehabt, wie sie die ukrainischen Mineralvorkommen beschützen wollten. Vor dem Hintergrund der russischen Aggression ist das für die Ukraine einer der wichtigsten Aspekte. Brian Hughes, ein Sprecher aus dem Weißen Haus, hatte Selenskyjs Ablehnung als „kurzsichtig“ bezeichnet. Ähnlich äußerte sich der Sicherheitsberater Mike Waltz bei Fox News. „Selenskyj täte gut daran, in dieses Übereinkommen mit den USA einzusteigen“, sagte er dazu.