Saturday, February 22, 2025

Rekordverlust bei der Europäischen Zentralbank – Das müssen Sparer darüber wissen

Merkur Rekordverlust bei der Europäischen Zentralbank – Das müssen Sparer darüber wissen Nicola de Paoli • 14 Std. • 3 Minuten Lesezeit Zweites Verlustjahr in Folge: Geldsegen für nationale Euro-Notenbanken fällt erneut aus Zinspolitik Rekordverlust bei der Europäischen Zentralbank – Das müssen Sparer darüber wissen Die EZB hat im vergangenen Jahr einen Rekordverlust verzeichnet. Hauptgrund war die aggressive Geldpolitik der vergangenen Jahre. Was der Verlust für die nationalen Zentralbanken bedeutet – und für die Sparer. Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im vergangenen Jahr angesichts ihrer Zinspolitik erneut rote Zahlen geschrieben. Damit fällt die Gewinnausschüttung an die nationalen Notenbanken der Eurozone das zweite Jahr in Folge aus, wie die EZB mitteilte. Der Verlust liege im Jahr 2024 bei 7,94 Milliarden Euro. Das ist der höchste Verlust in der mehr als 25-jährigen Geschichte der EZB. EZB mit Rekordverlust: Die EZB signalisierte außerdem, dass auch in den kommenden Jahren Verluste anfallen könnten. Diese würden aber wahrscheinlich geringer sein als in den Jahren 2023 und 2024. Danach werde sie voraussichtlich wieder Gewinne schreiben, teilte das Institut mit. „In jedem Fall kann die EZB effektiv arbeiten und ihr primäres Mandat erfüllen, Preisstabilität zu bewahren, unabhängig von etwaigen Verlusten“, hieß es. Die Verluste der EZB haben auch für die nationalen Zentralbanken Folgen. Die übliche Gewinnausschüttung der Zentralbank – unter anderem an die Deutsche Bundesbank – fällt wie schon im Vorjahr aus. Die Bundesbank legt am Dienstag (25.2.) ihren Geschäftsbericht vor. Im Geschäftsjahr 2023 war die Bundesbank dank dicker Puffer für schlechte Zeiten gerade noch an einem Verlust vorbeigeschrammt. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte deutlich gemacht, dass er damit rechnet, dass die Gewinnausschüttung an den Bund für „längere Zeit“ ausfallen wird. EZB-Einnahmen geringer als die Ausgaben wegen der hohen Zinsen Der Grund für die Verluste der EZB ist, dass die Zinsausgaben der Zentralbank viel höher sind als ihre Zinseinnahmen. Im Sommer 2022 hatte die EZB damit begonnen, die Zinsen stufenweise zu erhöhen, um die hohe Inflation in der Eurozone unter Kontrolle zu bekommen. Inzwischen ist die Teuerungsrate abgeflacht, daher hat die EZB die Leitzinsen im Euroraum wieder gesenkt. Höhere Zinsen an den Finanzmärkten führten zu steigenden Zinsausgaben aufseiten der Notenbanken, mit denen die Zinseinnahmen nicht Schritt hielten. Zugleich verloren gehaltene Wertpapiere rechnerisch an Wert. Die Zinsausgaben der EZB beliefen sich im vergangenen Jahr auf 6,98 Milliarden Euro. Im Vorjahr lagen die Ausgaben zum Vergleich bei 7,19 Milliarden Euro. Die Wertberichtigungen bezifferte die EZB in diesem Jahr auf 269 Millionen Euro. Für Sparer spielt Glaubwürdigkeit eine große Rolle Auf manche Sparer dürfte der EZB-Verlust in erster Linie eine psychologische Wirkung haben. Beim Geld spielt Glaubwürdigkeit eine große Rolle. Deshalb wurde bei den Geschäftsbanken die gesetzliche Einlagensicherung erfunden, damit die Kunden nicht bei jeder Krise ihr Erspartes vom Konto abziehen und es nicht zu regelmäßigen Anstürmen auf die Kreditinstitute kommt. Bei Notenbanken, die über die Kreditinstitute und das Finanzsystem wachen, gelten Solidität und Glaubwürdigkeit erst recht als das Maß aller Dinge. Was also ist davon zu halten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) für 2024 ein milliardenschweres Rekordminus ausweist? Müssen die Anteilseigner der EZB – also die nationalen Notenbanken und damit letztlich die Euro-Länder – Geld nachschießen, um das Minus auszugleichen? Kann eine Notenbank gar pleitegehen? Die EZB und die nationalen Zentralbanken können trotz immenser Verluste fortbestehen, da sie zur Erfüllung ihrer geldpolitischen Funktionen grundsätzlich kein positives Eigenkapital benötigen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass selbst hohe Milliardenverluste keine untragbare Belastung darstellen und auch nicht den Verlust der geldpolitischen Steuerungsfähigkeit der EZB bedeuten. Für die europäischen Steuerzahler entstehen kurzfristig keine Kosten, denn sie sind nicht verpflichtet, Verluste ihrer nationalen Zentralbanken oder der EZB auszugleichen.