Friday, February 7, 2025
Gastkommentar von Gabor Steingart - Trump-Kumpelei war Musks bestes Investment – doch der Milliardär lebt gefährlich
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Gastkommentar von Gabor Steingart - Trump-Kumpelei war Musks bestes Investment – doch der Milliardär lebt gefährlich
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Elon Musk hat viele gute Investitionsentscheidungen getroffen. Doch am meisten könnte sich für ihn lohnen, eine Beziehung zu Donald Trump aufgebaut zu haben. Die Geschichte sollte dem Milliardär aber eine Warnung sein.
Was für einen Lottospieler der Sechser mit Zusatzzahl ist, war für Elon Musk der Wahlsieg von Donald Trump. Der Republikaner wurde vom Wähler mit Macht belohnt, der Unternehmer von Trump in Dollar gebadet. Der Wahlsieg, den er half herbeizuführen, hat allein Tesla, der einzigen börsennotierten Unternehmung von Musk, einen Wertzuwachs im Milliardenbereich gebracht.
The Shining City upon a Hill: Amerika dominiert wieder die Weltwirtschaft. In einem global erneut freundlichen Wirtschaftsklima (außer in Deutschland) ist der Konjunkturoptimismus zurückgekehrt und weist der Aktienmarkt eine historische Spitzenbewertung aus. Das ist der Rückenwind, den jeder Investor braucht und der Elon Musk in vielfacher Hinsicht zugutekommt.
Hier die Vermögensbilanz eines politischen Spekulanten, dessen Wette bei den verschiedenen Investments aufgegangen ist:
Investment 1: Der Trump-Put
Das lohnendste Investment von Musk war die Beziehung zu Trump. Er hatte zuvor die Wahlkämpfe von Obama und Hillary Clinton unterstützt und war bei der Wahl 2016 noch ein wortgewaltiger Trump-Kritiker: „Sein Charakter wirft kein gutes Licht auf die USA“, sagte er bei CNBC.
Nachdem er sich, gedrängt von Peter Thiel, im Dezember 2016 auf ein Treffen mit dem designierten Präsidenten einließ, sagte er anschließend, so der Musk-Biograf Walter Isaacson:
„Er wirkte ein bisschen irre.“
Als er ihn später, Trump war soeben ins Weiße Haus eingezogen, erneut traf, blieb er dabei: „Trump ist wahrscheinlich einer der weltbesten Schwätzer.“ Als Trump sich kurz darauf aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zurückzog, verließ Musk das Beratergremium des Präsidenten.
Tempi passati: Mit der Entfaltung der Trumpschen Macht erfolgte die Schubumkehr des Elon Musk. Er bog ins Trump-Camp ein, wo er vom Kritiker zum fanatischen Fanboy wurde. Musk küsste fortan den Ring des Herrn:
„Es ist sein Verdienst, dass die Zukunft der Zivilisation gesichert ist.“
Investment 2: Tesla braucht Protektion
Heute ist Tesla mehr wert als alle anderen Autofirmen der Welt zusammen, obwohl es keine Technologieoffenheit predigt (wie alle deutschen Anbieter) und nur für rund zwei Prozent der globalen Automobilverkäufe verantwortlich ist.
Gerade jetzt, wo ein Absatzeinbruch in Europa (minus 59 Prozent in Deutschland im Januar) dem Unternehmen – in das Musk 2004 als Investor und später als CEO eintrat – zu schaffen macht, braucht Musk politische Schützenhilfe.
Da der E-Markt auch ein hochpolitischer Markt ist (CO2-Besteuerung, Ladeinfrastruktur, Kaufprämien), muss Musk versuchen, auf die Gespräche mit der Europäischen Union und auch mit den Chinesen Einfluss zu nehmen. Sein Deal: Er tauscht politische Gefolgschaft gegen den wirtschaftlichen Geleitschutz.
Investment 3: SpaceX mit Reputationszuwachs
Das 2002 gegründete Unternehmen entwickelt Raketen („Falcon 9“, „Starship“) und beliefert die Raumstation ISS. Der Staat als großer Auftraggeber ist gegenüber Musk positiv gestimmt. Trotz vieler Fehlstarts der neuesten Rakete „Starship“, nutzte Trump seine Siegesrede am Wahlabend, um die technologische Brillanz seines Freundes Musk zu loben:
„Er ist ein besonderer Typ, ein Supergenie. Wir müssen unsere Genies schützen, wir haben nicht viele von ihnen.“
Und hat umgehend einen Plan für die Zukunft mitformuliert:
„Wir werden unser ‚Manifest Destiny‘ zu den Sternen verfolgen und amerikanische Astronauten starten, um die ‚Stars and Stripes‘ auf dem Planeten Mars aufzustellen.“
Trump als Pate des Geschäftsmodells Raumfahrt ist heute für Musk unverzichtbar. Der US-Präsident ist der beste Influencer, den man für Geld nicht kaufen kann.
Investment 4: Starlink sichert sich Staatsaufträge
Die Tochterfirma von SpaceX betreibt das größte Satellitennetzwerk der Welt (7000 Stück kreisen derzeit um den Erdball). Das Unternehmen hat vom Pentagon den Auftrag erhalten, Internet-Terminals für den Einsatz in der Ukraine zu liefern. Nach Hurrikan Helene hatte Trump mit Musk über den Einsatz von Starlink-Satelliten gesprochen – weitere Staatsaufträge dürften folgen.
Das bisher private Unternehmen soll bald an die Börse gebracht werden, wobei ein Datum noch aussteht. Und Trump ist der (heimliche) Chefverkäufer der Aktie.
Investment 5: X (ehemals Twitter) ist wieder kreditwürdig
Der von vielen bereits abgeschriebene Social-Media-Kanal, den Elon Musk für 44 Milliarden Dollar und damit sehr teuer kaufte, ist wieder ein begehrtes Gut. Die Banken sind jetzt erst in der Lage, einen großen Teil der Darlehen, die sie Musk zur Finanzierung des Deals gewährt hatten, an andere Banken zu verkaufen. Das berichtete gestern die Financial Times. Bisher waren diese Darlehen unverkäuflich, was die Wall Street Banken, die gern alle Risiken außerhalb der eigenen Bilanz verteilen, genervt hat.
Die Financial Times zitiert einen mit dem Deal vertrauten Vermögensverwalter, der erklärt, was sich verändert hat:
„Elons Gütesiegel: Er ist ein FOP – ein Freund des Präsidenten.“
Wir lernen: Elon Musk ist Unternehmer, Pionier und Opportunist in einem. Seine Beziehung zum amerikanischen Präsidenten ist die rätselhafteste, aber zugleich effektivste Beziehung, die je ein neuzeitlicher Unternehmer zur politischen Macht geknüpft hat.
Betrachtet man die Historie solcher Verbindungen, kann man ihm nur zur Vorsicht raten. Musk lebt gefährlich: Der einst enge Freund Putins, der Öl-Oligarch und Yukos-Chef Michail Chodorkowski, landete erst im Gefängnis und dann im Exil. Der Medienzar Alfred Hugenberg, der seinem vermeintlichen Freund Adolf Hitler den Weg ebnete, wurde kurz nach der Machtergreifung entmachtet und später enteignet. Vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal erfand man für Günstlinge der Macht ein böses Wort, das bis heute gilt. Man nannte sie „Mitläufer“.