Wednesday, February 19, 2025

Europa hofft auf Rubio – und könnte bitter enttäuscht werden

Berliner Morgenpost Europa hofft auf Rubio – und könnte bitter enttäuscht werden Dirk Hautkapp • 1 Std. • 3 Minuten Lesezeit Um als Kabinettsmitglied bei Donald Trump in Ungnade zu fallen, braucht es nicht viel. Ein Zwischenton, der nicht den großen Linien des sich übermächtig fühlenden Präsidenten entspricht – schon kann der Ärger losgehen. Rex Tillerson, Ex-ExxonMobil-Öl-Manager und in der ersten Präsidentschaft Trumps dessen unkonventionelle Wahl für das Außenministerium, widersprach hinter verschlossenen Türen seinem Boss, etwa was den Atom-Deal mit dem Iran anbelangte. Später entfuhr dem knorrigen Texaner im kleinen Kreis das auf Trump gemünzte Wort „Dummkopf“. Nach nur 13 Monaten war der „secretary of state” seinen Job los; entlassen per Tweet. Könnte Marco Rubio, dem amtierenden Chef-Diplomaten der USA, ein ähnliches Schicksal drohen? Vier Wochen nach Arbeitsaufnahme beschäftigen gerade Europäer diese Frage. Hier hat Rubio, das bestätigen Diplomaten in Washington, „einen Stein im Brett, weil er die transatlantische Allianz bewahren und nicht schrotten will“. Der frühere republikanische Senator aus Florida sei „kein Hasardeur“, „sachkundig und seriös“ und „anspielbar“ für Argumente, die im Amerika-allein-und-zuerst-Trubel Trumps kaum vorkommen. Etwa das Verlangen der Europäer, bei den Sondierungen in Riad zwischen Russland und den USA über einen Friedensschluss im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf Augenhöhe beteiligt zu werden. Andere Trumpianer, allen voran der Militär-Berater Keith Kellogg, hatten sich zuletzt ablehnend geäußert. Rubio hat dagegen öffentlich betont, dass sowohl die Ukraine als auch Europa eingebunden würden, wenn es ans Eingemachte geht. Rubio relativierte auch den von Trump erzeugten Eindruck, dass der Krieg sehr zügig beendet werde. „Wir haben noch einen langen Weg bis zu einem möglichen Friedensabkommen vor uns“, sagt er am Wochenende in einem Interview. Wie viel Einfluss hat Rubio auf die Gestaltung des Prozesses – und das Ergebnis? Trump hat Rubio ein „team of rivals“ an die Seite gestellt. So ist neben dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Walz auch der Nahost-Beauftragte Steve Witkoff in Saudi-Arabien mit von der Partie. Witkoff gilt als die „graue Eminenz“. Der Milliardär und Trump-Intimus spielte zuletzt die Freilassung eines Amerikaners ein, der wegen Drogenbesitzes in Russland inhaftiert war. Ob Rubio und Wittkopf an einem Strang ziehen, muss sich zeigen. Diplomatische Insider in Washington sehen Rubio geknebelt. Maga-Anhänger hielten ihn für suspekt, weil er die Sichtweisen der „Globalisten“ verstehe. Dazu kämen Sondergesandte, die mit Trumps Duldung im Arbeitsgebiet des Außenministers „mitmischen werden“. Sollte Rubio an den Rand gedrängt werden und seine Unzufriedenheit darüber öffentlich, könne dies der Anfang vom Ende sei. Zumal mit Richard Grenell ein Mann in den Startlöchern stehe, der sich schon vor über einem Jahr als Quasi-Außenminister Trumps aufgeführt habe. Der im Maga-Publikum als Wadenbeißer verehrte Kalifornier war als „Sondergesandter des Präsidenten für besondere Missionen“ stets mittendrin, als Rubio bei der Sicherheitskonferenz auftrat. In Washington sind Wetten darüber anhängig, dass Grenell Rubio binnen zwei Jahren beerben werde. Eine Perspektive, vor denen den meisten Europäern graut.