Wednesday, June 1, 2022
70. Thronjubiläum der Queen: Die Party kann losgehen
70. Thronjubiläum der Queen: Die Party kann losgehen
DER SPIEGEL
Annette Langer - Vor 1 Std.
London rüstet sich für das »Jubilee« von Königin Elizabeth II. Ihr Sohn Prinz Charles, mit 73 Jahren ewiger Thronfolger im Wartestand, hat bereits beim Tanztee geübt.
Ab diesem Donnerstag will Großbritannien vier Tage lang seine Königin feiern, die seit 70 Jahren auf dem Thron sitzt. Queen Elizabeth II. stellt sich wie immer tapfer ihren Verpflichtungen – auch wenn die 96-Jährige zuletzt verständlicherweise weniger belastbar schien.
Rund um den Buckingham-Palast geht es seit Tagen sehr geschäftig zu. Riesige »Union Jacks«, britischen Flaggen, säumen den breiten Boulevard vor dem Palast, »God Save the Queen« und britische Popklassiker schallen aus den Boxen, die Soundchecks sind in vollem Gange. Im St. James's Park sind riesige Stromgeneratoren aufgebaut, Helfer in neonfarbener Warnkleidung laufen hin und her, selbst an Baustellengerüsten flattern rot-blau-weiße Fähnchen.
Der Palast wird erst kurz vor den geplanten Veranstaltungen bekannt geben, ob die Queen kommt oder nicht. Der traditionelle Auftritt auf dem Balkon nach der Geburtstagsparade und ein Gottesdienst in der St. Paul's Cathedral gelten als Termine, bei denen mit der Monarchin fest gerechnet wird.
Die seit Langem geplanten Feierlichkeiten fallen in eine Zeit, in der Großbritannien Kämpfe auszufechten hat. Die britische Regierung ist bestrebt, in der westlichen Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine eine prominente Rolle einzunehmen. Gleichzeitig steigen die Energie- und Lebensmittelpreise in der Heimat immens und stellen viele Briten vor finanzielle Probleme.
In einer Umfrage gaben gerade knapp 40 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger an, die Monarchie sei ein Luxus, den sich das Land eigentlich gar nicht leisten könne. Und dann wäre da noch Skandal-Premier Boris Johnson, dem ein Untersuchungsbericht zur »Partygate«-Affäre kürzlich Führungsversagen und schwere Verfehlungen in der Downing Street vorwirft.
In den beliebten britischen Pubs hofft man nach der langen pandemischen Flaute auf bessere Geschäfte: Weil die Sperrstunde zu Ehren der Queen während der Feierlichkeiten großzügig nach hinten geschoben wird, könnten 90 Millionen Pints über die Theken gehen, schätzt der Branchenverband Beer and Pub Association.
Während sich die meisten Britinnen und Briten über einen Extra-»Jubilee«-Feiertag freuen können, bedeutet das große Fest für andere vor allem Arbeit. Ein Security-Mann hat schon seit Tagen alle Hände voll zu tun, nimmt das aber gelassen. »Es geht schon«, sagt er, während er die Sicherheitsabsperrung vor dem Palast im Auge behält und ein Fahrzeug einweist. »Hauptsache, die Queen ist happy.«
Der Sohn der Queen, Prinz Charles, hat zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten das Tanzbein geschwungen. Als Überraschungsgast tauchte der 73-Jährige am Dienstag bei einem Tanztee für mehr als 250 meist ältere Menschen in seinem Landsitz Highgrove House in der westenglischen Grafschaft Gloucestershire auf – und legte mit Hobbytänzerin Bridget Tibbs einen Tango hin. »Es war sehr schön, mit ihm zu tanzen«, sagte Tibbs der Nachrichtenagentur PA. Der Thronfolger habe »ein wunderbares Gefühl für Rhythmus, einen schönen Halt«.
Charles wurde von TV-Moderator Jools Holland und Soulsängerin Ruby Turner begleitet. Das Fest wurde von der Prince's Foundation organisiert. Unter anderem traf der Thronfolger die 100-jährige Elizabeth Powell, die sich bereits auf die Jubiläumsfeierlichkeiten freute – und sowohl eine Straßenparty als auch ein Dorffest besuchen will. Gefragt nach ihrem Rezept für ein langes Leben sagte die Jubilarin: »Ich trinke abends gerne ein Glas Rotwein. Und manchmal gönne ich mir mittags auch einen Sherry.«
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