Wednesday, April 16, 2025
Wie Trump mit „Dictator Chic“ das Weiße Haus umgestaltet
Astrid Lund - Betty MacDonald fan club organizer: " König Donald will strahlen! Die Frage ist, wie werden die U.S. ihren König wieder los? Die Franzosen haben da in der Geschichte zu drastischen Mitteln gegriffen..................."
WAZ
Wie Trump mit „Dictator Chic“ das Weiße Haus umgestaltet
Tobias Köberlein • 17 Std. •
3 Minuten Lesezeit
Erst hat man keinen Geschmack, und dann kommt auch noch Geld dazu, viel Geld – mit der Abwandlung eines Spruchs der Ruhrgebiets-Kicker-Ikone Jürgen Wegmann lässt sich der Stil des nun nicht mehr ganz so neuen US-Präsidenten Donald Trump knapp zusammenfassen. Bei ihm muss es glitzern und gülden glänzen – Trump liebt Marmor, opulente Gemälde, schwere Vorhänge und alles, was Pomp und Prunk atmet. Schon während seiner ersten Amtszeit ließ der Republikaner das Weiße Haus für geschätzt 1,75 Millionen Dollar zum Palazzo Protzi umgestalten. Seitdem hat sich sein Geschmack nicht verbessert. Im Gegenteil.
Trump macht das Weiße Haus zu einer Disney-Version von Schloss Versailles
Trump, der gerade in den ersten Wochen seiner Amtszeit eine Executive Order der nächsten folgen ließ und sich im politischen Tagesgeschäft wie ein Monarch geriert, eifert offenbar auch beim Stilwillen royalen Vorbildern nach. Besucher im Oval Office müssen sich fühlen, als habe ein durchgeknallter Innenarchitekt versucht, eine Disney-Version von Schloss Versailles zu erschaffen. Die Anzahl der Gemälde mit den Konterfeis ehemaliger US-Präsidenten wurde vervielfacht, manche einfach auch umgehängt.
Wie es sich für einen Egomanen wie Trump gehört, hängt an prominenter stelle im Foyer des Weißen Hauses nun ein Gemälde von ihm selbst. Erschaffen hat es der Pop-Art-Künstler Marc Lipp. Es zeigt Trump mit geballter Faust unmittelbar nach den Schüssen auf ihn bei einer Wahlkampf-Veranstaltung im Juli des vergangenen Jahres in Butler, Pennsylvania. Weichen musste dafür das Konterfei seines Vorgängers Barack Obama, dessen Bildnis an die gegenüberliegende Wand verbannt wurde. Die Gemälde seiner Vorgänger Bill Clinton und George W. Bush flogen aus dem Oval Office und landeten im Treppenhaus.
Damit hört die eitle Selbstbespiegelung aber nicht auf: Reihenweise ließ der MAGA-Präsident goldenen Tand aus seiner schrecklich schönen Villa in Mar-a-Lago einfliegen. Auf dem Kaminsims stehen nun goldene Vasen und Figürchen, auf einem Beistelltisch liegt ein wuchtiger goldener Briefbeschwerer mit dem Aufdruck „TRUMP“, natürlich in Versalien. Gold, so weit das Auge reicht. Sogar über den Türen war Platz für teuren Nippes. Dort flattern goldene Engelsfigürchen, während sich Trump in einem von mehreren herbeigeschafften Rokoko-Spiegeln in ganzer Körperfülle selbst bewundern kann.
Der Mann kennt keine Bescheidenheit, keine Zurückhaltung. Gegen ihn wirkt der Stil von neureichen Reality-Stars wie den Geissens oder Harald Glööckler wie Minimal Art oder Bauhaus. Bereits sein Penthouse in Manhattan, die diversen Trump-Hotels oder seine Residenz Mar-a-Lago in Florida sind architektonische Albträume in Gold und Marmor; Stein gewordene Geschmacklosigkeiten, die es in einer Zeitmaschine irgendwie aus einem imaginierten Rokoko in die Jetztzeit geschafft haben.
Trumps Stil: „Seltsam unpräsidial, eher königlich“
Jeder US-Präsident hat das Recht, das Oval Office nach seinem Gusto einzurichten. Doch Trumps Dekor sei „so seltsam unpräsidial, eher königlich“, sagte ein ehemaliger Beamter des Weißen Hauses, der bereits für Biden und Obama gearbeitet hat, dem Sender CNN. Da passt es ins Bild, dass Trump mit der Umgestaltung seines Amtssitzes noch nicht fertig ist. Auf dem Südrasen soll ein Ballsaal für Staatsdinners gebaut werden. Vorbild ist, ganz unbescheiden, der berühmte Spiegelsaal von Versailles.
Spätestens nach der Fertigstellung dürfte die Washingtoner Regierungszentrale wie die Protz-Residenz eines russischen Oligarchen aussehen. Das ganze Ensemble frisch im „Dictator Chic“, wie das Portal „Politico“ Trumps architektonischen Wahn einmal nannte. Wladimir Putin schickt derweil Liebesgrüße aus Moskau. Vielleicht kommt er ja schon bald zum Staatsbesuch vorbei.