Wednesday, April 16, 2025
Pompeji birgt 2000 Jahre altes Geheimnis – Wandbild zeigt verbotene Rituale
HNA
Pompeji birgt 2000 Jahre altes Geheimnis – Wandbild zeigt verbotene Rituale
Artikel von Martina Lippl • 1Tage • 2 Minuten Lesezeit
„Megalographie“
Tanzende Baccantinnen und Satyrn mit Doppelflöte sind auf den Wandmalereien in Pompeji zu sehen.
Ein spektakulärer Fund wurde in Pompeji (Italien) gemacht. Archäologen entdeckten in einem Bankettsaal Fresken eines damals verbotenen Dionysos-Kults.
Pompeji – Das große Wandgemälde in einer Villa im italienischen Pompeji ist extrem gut erhalten. Es zeigt eine Prozession des Dionysos, des griechischen Gott des Weines. Auf drei Seiten eines Saals sind verschiedenen lebensgroßen Figuren als Tänzerinnen, Jägerinnen und auch eine sterbliche Frau zu sehen, die in den Dionysos-Kult eingeweiht werden soll. Feiern dieser Art waren schon 200 Jahre vor der Zerstörung Pompejis (79 nach Christus) verboten. Sie arteten damals in zügellose Orgien aus.
Entdecktes Wandgemälde in Pompeji zeigt verbotenen Dionysos-Kult
Experten datieren das Fresko auf die Jahre 40 bis 30 vor Christus. Vor dem Ausbruch des Vesuvs (79 nach Christus) war das Dionysos-Wandgemälde also schon mehr als ein Jahrhundert alt.
Die lebensgroßen Fresken – im Fachjargon „Megalographie“ genannt – „gibt einen weiteren Einblick in die Rituale der Mysterien des Dionysos“, erklärt Kulturminister Alessandro Giuli in einem Statement. „Es handelt sich um ein außergewöhnliches historisches Dokument, das zusammen mit dem der Mysterienvilla ein einzigartiges Beispiel seiner Art darstellt und Pompeji zu einem außergewöhnlichen Zeugnis eines Aspekts des Lebens im klassischen Mittelmeerraum macht, der weitgehend unbekannt ist.“
Auf dem großen Wandgemälde sind Bacchantinnen als Tänzerinnen oder auch als wilde Jägerinnen, mit einer geschlachteten Ziege auf der Schulter oder mit einem Schwert und den Eingeweiden eines Tieres in den Händen zu sehen. Unter den Gestalten auf den drei Wänden sind junge Satyrn mit spitzen Ohren, die Doppelflöte spielen, oder auch ein Weinopfer durchführen. Im Zentrum des Gemäldes befindet sich eine sterbliche Frau, die während des nächtlichen Rituals in die Mysterien des Dionysos eingeweiht wird. Die vierte Seite des Saals war zu einem Garten hin offen.
„Es handelt sich um Fresken mit einer tief religiösen Bedeutung, doch hier hatten sie die Funktion, Räumlichkeiten für Bankette und Feste zu schmücken … ein bisschen so, als ob wir eine Kopie von Michelangelos ‚Erschaffung Adams‘ an der Wand eines italienischen Restaurants in New York finden, um ein wenig Atmosphäre zu schaffen“, erklärt der Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji, Gabriel Zuchtriegel. „Hinter diesen wundervollen Gemälden und ihrem Spiel mit Illusion und Realität können wir die Zeichen einer religiösen Krise erkennen, die die antike Welt erschütterte.“
Ein gewaltiger Vesuv-Vulkanausbruch zerstörte das Leben in der antiken Stadt Pompeji im Jahr 79 nach Christus. Nach und nach graben Archäologen die Überreste wieder aus. Auf einer eingestürzten Mauer entdeckten Forscher ein kurioses Wandbild – das an die heutige Pizza erinnerte. In der Nähe des Abschnitts Insula 10 der Regio IX wurden auch Skelette von drei Opfern gefunden.
Vor Kurzem sind Forscher in der Nähe von Rom auf eine Eisenstange unter dem Kaiserpalast von Nero gestoßen. Das Material ist mehr als 4000 Jahre alt und äußerst selten. „Wie ein Miniatur-Pompeji“ – auf einer Insel im Ärmelkanal nahe Frankreich haben Archäologinnen und Archäologen 1600 Jahre alte Münzen ausgegraben. (ml)