Trumps Dolchstoß gegen Kiew – ein Verrat ohne Beispiel

WAZ Trumps Dolchstoß gegen Kiew – ein Verrat ohne Beispiel Dirk Hautkapp • 5 Std. • 2 Minuten Lesezeit Die Ukraine hat seit dieser Woche zwei mächtige Feinde. Wladimir Putin. Und Donald Trump. Der eine führt einen völkerrechtswidrigen und erbarmungslosen Angriffskrieg gegen den Nachbarn. Der andere gewährt nun offiziell Flankenschutz. Samt Dolchstoß in den Rückens Kiews. Das abstoßende Destillat aus Trumps Rede in Mar-a-Lago: Der US-Präsident gibt in infamer Täter-Opfer-Umkehr der Ukraine die Schuld daran, überfallen worden zu sein. Donald Trumps Täter-Opfer-Umkehr: Als würde er den Sprechzettel des Kreml ablesen Anstatt sich Moskau militärisch zu widersetzen, so seine verquere Botschaft, hätte das Land früh wie ein unterlegener Hund die Kehle zeigen sollen. Damit wären Hunderttausende Tote erspart geblieben. Gegenfrage: Seit wann funktioniert Beißhemmung bei einem notorischen Mörder? Die Schäbigkeiten gehen aber noch weit darüber hinaus. Als würde er Sprechzettel des Kreml ablesen, spricht Trump dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit erlogenen Zustimmungswerten die Berechtigung zum Regieren ab. Er fordert Neuwahlen in einem Land, das unter feindlichem Dauerbeschuss steht. Ein Moskau-höriger Nachfolger soll so installiert werden. Trumps Vorgehen ist eine Zäsur Dass Kiew sich darüber beschwert, bei den Sondierungen zwischen Washington und Moskau im Jalta-Stil über einen Friedensschluss ausgeschlossen zu sein, wertet Trump zynisch als Majestätsbeleidigung. Dass sich ein amerikanischer Präsident 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges als Überbringer russischer Kapitulationsbedingungen hergibt, ist eine Zäsur. Sie markiert den bislang beschämendsten Moment einer Abrissbirnen-Präsidentschaft, die zur globalen Gefahr wird. Trump hat Putins Aggression als legitimes Mittel zur Ausweitung russischer Einflusssphären anerkannt. Ein Verrat sondersgleichen. Und eine Steilvorlage für den Kreml, demnächst Europa ins Visier zu nehmen.