Sunday, February 23, 2025

Pressestimmen aus Deutschland zur Bundestagswahl

RP ONLINE Pressestimmen aus Deutschland zur Bundestagswahl 5 Std. • 6 Minuten Lesezeit Düsseldorf/Berlin. Die CDU hat die Bundestagswahl 2025 gewonnen. Wie die nationale Presse in Deutschland darüber berichtet, haben wir hier gesammelt. Bei der Bundestagswahl sind CDU und CSU mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz klar stärkste Kraft geworden. Im Konrad-Adenauer-Haus kamen zahlreiche CDU-Anhänger zur Wahlparty. Impressionen von der Wahlparty. Stuttgarter Nachrichten Es ist ein hoher Fall für die FDP: Die Partei schafft womöglich nicht den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Parteianhänger reagieren bei der Wahlparty der Freien Demokraten im Hans-Dietrich-Genscher-Haus, der Parteizentrale, auf die Prognosen für die Bundestagswahl. „Das Ergebnis dieser Wahl erst einmal von den Verlierern her zu lesen lohnt sich. Denn gemessen an ihrer – von der Wirtschaftspolitik über die Sicherheitsvorsorge bis zum Klimaschutz – überaus dürftigen Regierungsleistung sind SPD, Grüne und FDP erstaunlich gut weggekommen. Gerupft wurde die FDP, die seit November so tat, als stünde sie für das Gegenteil dessen, was sie drei Jahre an Murks mitverantwortet hatte. Bemerkenswert am Ergebnis ist nicht nur wegen der hohen Wahlbeteiligung das Reifezeugnis, das die Wähler abgeliefert haben: Der AfD wachsen bei allen Gewinnen die Bäume nicht in den Himmel.“ Die Union triumphiert bei der Bundestagswahl 2025 – für die SPD ist es ein historisch schlechtes Ergebnis. Bei der SPD-Wahlparty im Willy-Brandt-Haus sorgte das für enttäuschte Gesichter. Wir haben Impressionen vom Wahlabend gesammelt. Bei der Bundestagswahl sind CDU und CSU mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz klar stärkste Kraft geworden. Im Konrad-Adenauer-Haus kamen zahlreiche CDU-Anhänger zur Wahlparty. Impressionen von der Wahlparty. „Ein schwierigeres Mandat hat vielleicht noch kein Kanzler in der bundesdeutschen Geschichte übernommen. Klar, viele Kanzler kannten viele Krisen. Aber Merz, der sich so gerne als Macher versteht, der im Wahlkampf immer wieder betonte, endlich mal „machen“ zu wollen, wirkt an vielen Stellen wie gefesselt. Er muss nicht einfach ein Macher werden, er muss ein Entfesselungskünstler sein.“ Mitteldeutsche Zeitung „Die Ex-Ampel-Parteien haben mit teils dramatischen Verlusten vom Wähler die Quittung dafür bekommen, dass sie sich über Monate gestritten haben und unfähig waren, die Probleme des Landes zu lösen. Schräg, dass SPD, Grüne und FDP bei diesem Urnengang auf jene Männer setzten, die den Karren in den Dreck gefahren haben. Das muss sich insbesondere die SPD-Spitze vorwerfen lassen, die mit Boris Pistorius eine weitaus beliebtere Alternative zum gescheiterten Kanzler hatte. Olaf Scholz beendet seine Karriere nun mit einer historischen Niederlage. Merz hat viel eingesteckt für seinen Asylkurs. Er dürfte aber genau damit die AfD noch auf Abstand gehalten haben. Dass er gleichzeitig die Linken mobilisiert und der totgesagten Partei so vermutlich maßgeblich zu ihrem Last-Minute-Comeback verholfen hat, ist die Ironie dieser Wahl-Geschichte.“ Nordwest-Zeitung „Es werden schwierige, herausfordernde Koalitionsgespräche. Und sicher ist: Der Politikwechsel, den Wahlsieger Friedrich Merz von der CDU zu seinem Programm erklärt hat, wird maximal zur Politikkorrektur. (…) Jetzt kommt die Zeit der Verhandlungen. Unsere Demokratie lebt nicht vom Konsens, bei dem sich alle einig sind, sondern von Kompromissen, also von gegenseitigen Zugeständnissen. Die Kunst dabei ist, im politischen Kern glaubhaft zu bleiben. Es ist also kein Wortbruch, sondern völlig normal, dass die Parteien von Wahlkampfversprechungen wieder abrücken, um diese Kompromisse zu finden. Auf der anderen Seite ist Regieren kein Selbstzweck. Was passiert, wenn vor lauter Kompromissen die Sorgen und Interessen der Bürger aus dem Auge verloren werden, konnten wir beim Scheitern der Ampel erleben.“ „Ein Triumph sieht anders aus als der relative Sieg des Friedrich Merz. Aber Triumphalismus ist auch nicht der zeitgemäße Gemütszustand für den nächsten Bundeskanzler. Denn auf Merz wartet die härteste Kanzlerschaft der Nachkriegsgeschichte. Er muss das Land kriegstüchtig machen, den Bürgerinnen und Bürgern mehr abverlangen, die Wirtschaft wieder zum Laufen bringen und als zentrale Figur ein neues, starkes Europa bauen, das auch ohne die USA reüssieren kann auf dieser härter gewordenen Welt.“ Rheinpfalz „Die AfD hat sich etabliert – was weniger an den Konzepten als vielmehr an realen Sorgen der Deutschen liegt. Gegen Populisten und Extremisten helfen nur echte Lösungen für tatsächliche Probleme. Friedrich Merz sollte beim Suchen dieser Lösungen auch Signale an jene senden, die ihn nicht gewählt haben. Wir bewältigen die großen Herausforderungen nur im Schulterschluss. Dazu braucht es Versöhnung. „Merz, der Integrator“ – es wäre eine neue, es wäre eine so wertvolle Rolle für den CDU-Chef.“ Augsburger Allgemeine „Zu wünschen ist, dass die künftigen Koalitionäre zügig zusammenfinden. Womöglich wäre es besser, sich erst mal auf ein schmales Papier mit dringenden Aufgaben zu einigen anstatt auf einen dicken Vertrag für vier Jahre. Natürlich bleiben die großen Linien wichtig. Angesichts der weltpolitischen Umwälzungen, dem Wegfall von billigem Gas aus Russland etwa oder den zunehmend raubtierhafteren Umgangsformen Donald Trumps, würde man gern wissen, wie Kanzler und Regierung Deutschland für die nächsten Jahrzehnte einigermaßen krisensicher aufstellen wollen. Fürs Erste aber wäre mit einigen Monaten soliden Regierens schon viel gewonnen – auch, um die vielerorts fast schon depressive Stimmung im Land zu drehen.“ Hessische/Niedersächsische Allgemeine „Die Erwartungen an den kommenden Kanzler, der aller Voraussicht nach Friedrich Merz heißen wird, sind wolkenkratzerhoch. Viel zu viel ist in der Vergangenheit liegengeblieben, auch darum sind es gegenwärtig so schwere Zeiten. Und es werden harte Jahre der Bewährung im Kanzleramt werden, denn der Wahlgewinner und seine künftige Koalition sind geradezu gezwungen, all die vielen unerledigten Aufgaben zu meistern. Falls das schiefgeht, würde der Montag nach der nächsten Bundestagswahl unerträglich werden. Der Erfolg des Friedrich Merz ist für Deutschland ohne Alternative, denn man kann gewiss sein, die Feinde der Demokratie lauern von nun an im Vorhof der Macht auf sein Scheitern. Schon deshalb sollte man ihm viel Glück wünschen. Er kann es brauchen.“ Ostfriesen-Zeitung „Das Wahlergebnis ist Segen und Fluch zugleich. Die neue Merz-Regierung hat zwar mit einem soliden Fundament gewonnen, ist jetzt aber in der Pflicht, nicht nur einen Parteienwechsel, sondern einen Politikwechsel an den Start zu bringen, der diesen Namen auch verdient.“ Neue Osnabrücker Zeitung „CDU und CSU haben sich in einer Stärke behauptet, auf die noch vor zwei Jahren keiner gewettet hätte. Spitzenkandidat Friedrich Merz habe ein Problem bei Frauen, war eine der ulkigsten Phrasen, mit denen der kommende Kanzler diskreditiert wurde. Dabei war absehbar, dass kein Kandidat bei der jetzigen Bundestagswahl mehr Stimmen von Frauen erhalten würde als er, und so ist es dann auch gekommen – zum Verdruss derer, die sich in ihrer Blase an jeden Strohhalm klammerten. Merz hat seinen Wahlsieg insofern verdient. Leicht hat es ihm keiner gemacht, der politische Gegner nicht, die Medien nicht, interne Rivalen nicht, bis hin zu seiner Vorgängerin Angela Merkel. Jetzt krönt Merz seine Laufbahn, die herbe Rückschläge und harte Angriffe kannte.“ Mannheimer Morgen „Friedrich Merz wird die AfD nur in Schach halten, wenn er ab sofort gegenüber den Akteuren der politischen Mitte versöhnend, vermittelnd und besonnen auftritt. Zuletzt beleidigte er sie als „linke Spinner“. Eine kluge Taktik gegen die weitere Spaltung der Gesellschaft ist daraus nicht abzuleiten. Der Weg zueinander – in welcher Konstellation auch immer – wird für alle Beteiligten ein großer Sprung über den eigenen Schatten. Es gibt keine andere Wahl. Die politische Mitte, solange es sie noch gibt, muss sich zusammenreißen, sich zusammentun, zum großen gemeinsamen Politikentwurf ansetzen, der das Land reformiert und vor den radikalen Kräften im In- und Ausland schützt. Vielleicht wird es ihre letzte Chance.“ Rhein-Zeitung „Der Wähler, der nun zum zweiten Mal in Folge enttäuscht und mit dem Wunsch nach einer anderen Politik an die Urne getreten ist, hat bei allem Unmut noch Vernunft walten lassen und die Parteien der demokratischen Mitte mit einem Regierungsauftrag ausgestattet. Machen wir uns nichts vor: Es ist die letzte Chance. Auf der nächsten Regierung lastet die enorme Verantwortung, diese letzte Chance nicht zu verspielen. Weder durch Bräsigkeit noch durch kleinliches Gezänk. Gesundheit, Pflege, Rente, Steuern, Bürokratieabbau, Bildung, Infrastruktur und ja, auch der im Wahlkampf untergepflügte Klimaschutz verlangen entschlossenes Handeln. Nichts davon darf mehr vertagt oder auch nur halbherzig angegangen werden. Und nicht zuletzt muss die neue Regierung auch eine bedeutende im Sinne der Europäischen Sache sein. Egal, welche Parteien sich ab morgen um die Bildung einer Regierung bemühen, sie sollten sich gemeinsam dieser hohen Verantwortung bewusst sein.“ Münchner Merkur „Der neuen Regierung unter Friedrich Merz ist Glück zu wünschen. Denn jedes der drei gewaltigen Probleme, die sie nun lösen muss, hat das Zeug, eine Koalition zu überwältigen: die Entschärfung der Zeitbombe Asyl, die Rettung der Wirtschaft und, vor allem, die Verteidigung Europas. Nach dem ungeheuerlichen Raubzug, den das Duo Putin/Trump gegen die Ukraine führt, um ihr Land und ihre Bodenschätze zu stehlen, blickt man in den EU-Hauptstädten auf Deutschland. Trotz des Krimis, den die Bundesbürger da zusammengewählt haben: Europas wichtigstes Land darf sich in der größten geopolitischen Krise seit Jahrzehnten keine endlose Hängepartie leisten. Bis Ostern muss die Regierung stehen. Bis dahin sollte ein Notkabinett unter Beteiligung von Merz über Parteigrenzen hinweg sicherstellen, dass Berlin jederzeit handlungsfähig bleibt. Die Geschichte wartet nicht auf Deutschland.“ Badische Neueste Nachrichten „Friedrich Merz ist der logische und erwartete Sieger dieser Wahl. Ein Ergebnis unterhalb der 30 Prozent schenkt den Unions-Parteien nach den ersten Zahlen das Vertrauen – und damit den Regierungsauftrag. Trotzdem ist das keine Marke, um daraus die Spielräume für den echten Wandel zu schöpfen. CDU und CSU müssen enttäuscht sein, denn der kommende Kanzler ist zum gedanklichen Jonglieren gezwungen – dafür spricht nach Schließung der Wahllokale vieles. Schwarz-Gelb ist außer Reichweite, Schwarz-Rot sehr fraglich, Dreierbündnisse weiter stark denkbar.“