Saturday, February 8, 2025

Manipuliert das ZDF? Wenn der Applaus auffällig oft von links kommt

Berliner Zeitung Manipuliert das ZDF? Wenn der Applaus auffällig oft von links kommt Max Florian Kühlem • 56 Mio. • 4 Minuten Lesezeit Dass das politische Koordinatensystem in Deutschland durcheinandergeraten ist, spiegelt jetzt auch die öffentlich-rechtliche Mediendemokratie wieder. Früher war klar: Die ARD steht eher links, das ZDF eher rechts von der Mitte. Das konnte man sogar an den Hochrechnungen der Wahlsendungen ablesen, die in der ARD meist SPD/Grüne und im ZDF meist CDU/CSU und FDP etwas weiter vorne sahen. Das Zweite Deutsche Fernsehen war ein gemütlicher Kanal für Silberrücken, die sich nicht aus der konservativen Ruhe bringen lassen wollten. Das hat sich offensichtlich stark geändert. Der aktuelle Skandal um Zuschauer, die in der Wahl-Sendung „Schlagabtausch“ klar Stimmung für linke Stimmen machten, ist dafür nur ein weiteres Indiz. Das ZDF ist seit langem Heimat für Jan Böhmermanns erhobenem Zeigefinger, seine Late-Night-Show „Magazin Royale“ hat sich immer mehr vom Satire-Format zur gesellschaftskritischen Recherche-Plattform gewandelt. Böhmermann zeigt tatsächlich Missstände auf, aber dadurch, dass er offen eine linksliberale Haltung vertritt, eine moralisierende Sprache spricht und oft die Grenze zum Hate-Speech von links übertritt, sorgt er eher für Spaltung als Versöhnung. Das ZDF ist auch Heimat des ungemein erfolgreichen Satire-Formats „heute show“, das mit 2,4 Millionen Followern allein bei Instagram zudem in den Sozialen Medien stark vertreten ist. Die „heute show“ ist ihrer satirischen Haltung treu geblieben, die Beiträge seit dem Ende der Corona-Zeit auch wieder angriffslustiger, anarchischer. Dass Moderator und Redaktion klar linke Haltungen vertreten, tritt auch hier offen zutage. Beim Thema Migration gibt sich Oliver Welke allerdings eher Wagenknecht-links. Früher, als Parteien rechts der Christdemokratie NPD oder Die Republikaner hießen, war klar, wie man mit ihren Vertretern umzugehen hatte: In Talkshows wurden sie praktisch nicht eingeladen, in Wahlsendungen fiel man ihnen so oft es ging ins Wort. „Ihren Thesen keine Plattform bieten!“, lautete die dahinter liegende Strategie. Heute, wo eine Partei rechts der Union in Umfragen bei über 20 Prozent liegt und sich die Medienlandschaft fragmentarisiert hat, kann das nicht mehr funktionieren. Rechtspopulisten schaffen sich ihre Plattformen selbst. Die neue Strategie könnte lauten, sie in den Diskurs zu holen und ihre Schwächen selbst offenbaren zu lassen. Als AfD-Co-Chefin Alice Weidel zu Gast war im ARD-Talk von Caren Miosga, hätte das funktionieren können. In kurzen Momenten war dort zu erleben, was passieren würde, ließe man sie einfach reden: Sie wälzt die immer gleichen Parolen und hat im Detail eigentlich zu keinem Themengebiet schlüssige Lösungsvorschläge anzubieten, die der Komplexität der aktuellen Weltlage gerecht werden. Aber in den Köpfen der aktuellen Moderatoren scheint immer noch der Imperativ „Keine Plattform bieten!“ maßgeblich zu sein. Dazu gekommen ist allerdings ein anderer: „Nicht zum Märtyrer machen!“ Beide Strategien gleichzeitig zu verfolgen, ist praktisch unmöglich und so kommt es zu Vorfällen wie bei Caren Miosga, wo Alice Weidel bockig und maulig auf bohrende Fragen zu ihrer Haltung zum Holocaust oder rechtsextremer Aussagen von Parteimitgliedern reagiert und ihrer Klientel damit wahrscheinlich sogar gefällt, quasi als Märtyrerin – nach dem Motto: „Ja, genau, immer werden wir in die Nazi-Ecke gestellt.“ Die ZDF-Sendung „Wie geht’s Deutschland?“ tappte sogar in beide Fallen: Mit sehr viel Redeanteil boten Moderatoren und zugeschaltete Bürger Alice Weidel eine Plattform und Linken-Vorsitzender Jan van Aken machte sie zur Märtyrerin, als er eine der Fragen an sie kommentierte: „Kommen wir da jetzt mit Nazi-Ideologie weiter?“ Weidel empört: „Der hat gerade Nazi gesagt!“ Immerhin gab es in dieser Szene keinen Applaus. Anders in der ZDF-Wahlsendung „Schlagabtausch“. Hier spielte wieder Linken-Chef van Aken eine besondere Rolle. Als er in Richtung des AfD-Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla ausrastete: „Jetzt halten sie mal ihren rechten Rand“, johlten die Zuschauer. Schon vorher hatten sie vor allem Aussagen van Akens und des Grünen-Parteichefs Felix Banaszak bejubelt. ZDF-Hauptstadtkorrespondent Dominik Rzepka räumte später in einer Analyse ein, dass das Publikum parteiisch war. Das erinnert an einen ähnlich gelagerten Vorfall in der ARD-Debattensendung „Die 100 – was Deutschland bewegt“, wo hinterher der Vorwurf im Raum stand, nicht transparent gemacht zu haben, dass viele der Teilnehmer sich politisch bei SPD, Grünen oder Der Partei engagierten und so natürlich eine gewisse Tendenz in die Debatte brachten. Das erinnert an die Umfrage, die vor wenigen Monaten ergeben hat, dass über 40 Prozent der deutschen Journalisten die Grünen wählen würden. Das erinnert an das Enthüllungsbuch des Ex-Tagesschau-Mitarbeiters Alexander Teske „Inside Tagesschau“, der den Sendungsmachern vorwirft, Nachrichten oder Ansprechpartner, die nicht in ihr linkes Weltbild passten, klein zu halten. Natürlich dürfen Journalisten Haltungen haben und wählen, wen sie möchten. Aber gegen Vorwürfe, die vom tendenziöser Berichterstattung bis zum üblen Begriff von der „Lügenpresse“ reichen, können sie sich nur erwehren, wenn sie nicht nur ihre Haltungen offen und kenntlich vertreten, sondern auch transparent machen, welches Publikum und welche Komparsen sie in ihre Sendungen einladen. Und sich am besten Fall tatsächlich aktiv um neutrale Live-Zuschauer bemühen. Sonst wandern immer mehr Zuschauer in die sich selbst verstärkenden Blasen der so genannten „alternativen Medien“ ab.