Hunderte Amerikaner erhalten überraschende Stromrechnungen nach Trump-Dekret – vor allem eine Gruppe betroffen

Frankfurter Rundschau Hunderte Amerikaner erhalten überraschende Stromrechnungen nach Trump-Dekret – vor allem eine Gruppe betroffen Marcus Giebel • 6 Std. • 3 Minuten Lesezeit Explodierte Energiekosten Seine Verordnungen sollen die USA wieder erblühen lassen und den Bürgern das Leben erleichtern. Ein Dekret von Donald Trump hat aber Folgen für hunderte US-Bürger. Huntsville – Donald Trump erweckt in diesen Tagen den Eindruck, er würde Dekrete in einem Tempo unterschreiben wie andere Prominente Autogrammkarten. Denn der US-Präsident sieht sich gerne als Macher, der seine Wahlversprechen einlöst, ohne zu viel Zeit zu verlieren. Teilweise aber offensichtlich auch, ohne sich der Folgen wirklich bewusst zu sein. Das gilt für den Plan, die Kontrolle über den Gazastreifen zu übernehmen und die dort lebenden Palästinenser zumindest vorübergehend in andere Länder umzusiedeln. Genauso für seine angekündigten Zölle auf so ziemlich alles, was die USA in größerem Umfang importieren. Denn werden Einfuhren teurer, steigen sehr wahrscheinlich auch die Preise – was die Verbraucher zu spüren bekommen. Energiekosten steigen: US-Präsident Trump sorgt Mehrausgaben bei armen Bürgern Dabei lässt Trump bei jeder Gelegenheit anklingen, er würde allen US-Bürgern ein günstigeres Leben schenken und lediglich das Ausland müsste unter seiner Politik ächzen. America first. Dass Trumps Entscheidungen aber auch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein können, mussten Hunderte Privatleute im US-Bundesstaat Alabama nun erfahren. Darüber berichtet unter anderem Judd Legum, Verfasser eines unabhängigen Newsletters. Auf X verbreitete der Journalist ein Schreiben des Versorgungsunternehmens Huntsville Utilities vom 4. Februar 2025. Darin teilt dieses einem Kunden mit, dass 100 US-Dollar vom Kundenkonto abgebucht wurden. Was eben direkt auf Trump zurückzuführen sei: „Die Community Action Agency of Huntsville/Madison & Limestone Counties hat uns mitgeteilt, dass der Zuschuss von 100 US-Dollar, den Sie am 23. Januar 2025 erhalten haben, nicht mehr gültig ist, da Präsident Trump per Präsidialerlass die Finanzierung des Zuschusses annulliert hat.“ Die gemeinnützige Organisation aus Huntsville unterstützt Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen seit den 1960er Jahren. Nun hat der Republikaner ihre Arbeit offensichtlich erschwert. Trump und die Dekrete: Energierechnungen werden teilweise höher Die bislang unterstützten Bürger müssen die zusätzlichen 100 US-Dollar im Zuge der nächsten Rechnung begleichen. Die Organisation, der offensichtlich die Hände gebunden sind, schreibt auch: „Wir entschuldigen uns aufrichtig für jegliche Unannehmlichkeiten, die damit verbunden sind.“ Denn klar dürfte sein: Längst nicht jeder der betroffenen Bürger wird die zusätzlich anfallenden Kosten ohne Weiteres stemmen können. Was sie eint: Sie werden das Trump-Dekret verfluchen. Legum schreibt zu seinem Tweet: „Donald Trump hat versprochen, dass er als Präsident die Energierechnungen für Amerikaner deutlich nach unten schrauben wird.“ Hat schon ganze Arbeit geleistet: Donald Trump krempelt die USA mit einer Vielzahl Dekrete um. Trump-Dekret mit Folgen: Unterstützung armer Haushalte bei Energiekosten wird ausgesetzt Laut dem News-Portal al.com der Alabama Media Group haben rund 250 Kunden von Huntsville Utilities ein solches Schreiben bekommen. Demnach betonte Mike Presley vom Alabama Department of Economic and Community Affairs, durch Trumps Dekret sei nur ein kleiner Teil der Bundesmittel ausgesetzt worden, die der Bundesstaat im Südosten für das Low-Income Home Energy Assistance Program (LIHEAP) zugewiesen bekommen habe. D In dem Artikel wird die Finanzlücke auch ins Gesamtbild eingebettet. 53 Millionen US-Dollar erhalte Alabama vom US-Gesundheitsministerium für LIHEAP, also um Haushalte mit kleinem Einkommen bei der Bezahlung der Energiekosten zu unterstützen. So können zwischen 280 und 550 US-Dollar als Soforthilfe bei Heizkosten pro anspruchsberechtigtem Haushalt gewährt werden – diese Finanzierung sei nicht betroffen. Daneben werde für das Geschäftsjahr 2025 noch rund eine Million US-Dollar aus dem Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) für LIHEAP zur Verfügung gestellt. Aus diesen Mitteln werden auch die zusätzlichen 100 US-Dollar gewährt. Diese werden aber, wie aus dem beschriebenen Brief hervorgeht, wegen Trumps „Unleashing American Energy“-Dekret ausgesetzt. Kritik an Trumps Energiepolitik: „Verbraucher im ganzen Land könnten von Erhöhungen betroffen sein“ Mit dieser Verordnung legte der Republikaner fest, dass unter seiner Führung bei der Energiefrage das Augenmerk auf die Nutzung eigener Ressourcen wie Öl, Erdgas, Kohle und Wasserkraft zu legen ist. „Es liegt im nationalen Interesse, Amerikas erschwingliche und zuverlässige Energie- und Naturressourcen freizusetzen“, heißt es in der Verordnung: „Das wird den amerikanischen Wohlstand wiederherstellen – auch für jene Männer und Frauen, die in den vergangenen Jahren von unserer Wirtschaft vergessen wurden.“ Die ärmeren Bürger aus Huntsville müssen nun darauf hoffen, dass Trump sie vor lauter Dekreten nicht vergisst. Legum jedenfalls twittert auch: „Ironischerweise bestand der Zweck dieser Verordnung darin, gegen ‚hohe Energiepreise‘ vorzugehen.“ Allerdings sei es „möglich, dass Verbraucher im ganzen Land von ähnlichen Erhöhungen betroffen sein könnten. Andere durch die Verordnung ausgesetzte Programme, wie etwa die Home-Energy-Rebates-Programme, können die Stromrechnungen weiter nach oben treiben.“ Die betroffenen Zuschüsse sind nach Trumps Willen jedenfalls einer genauen Überprüfung zu unterziehen. Ausgang völlig offen. (mg)