Monday, February 3, 2025
Heftige Verluste an der Börse - „Das ist das Worst-Case-Szenario“: Trumps Zoll-Welle erschüttert die Märkte
Heftige Verluste an der Börse - „Das ist das Worst-Case-Szenario“: Trumps Zoll-Welle erschüttert die Märkte
FOCUS-online-Redakteur Clemens Schömann-Finck • 3 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Donald Trump hat eine Welle von Zöllen losgetreten
Es gab eine kleine Hoffnung, dass es US-Präsident Donald Trump doch nicht ernst meinen würde mit seinen Zolldrohungen. Diese Hoffnung ist verflogen. Jetzt wird es ungemütlich.
US-Präsident Donald Trump hat seine Drohung wahr gemacht und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Demnach werden Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Einfuhren aus China erhoben und 25 Prozent auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada. Für Energie-Einfuhren aus Kanada wiederum soll ein Satz von zehn Prozent gelten. Die drei Länder kündigten umgehend Gegenmaßnahmen an.
Die Ankündigung schockte die Märkte:
Der Euro sackte aus Sorge um einen eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und anderen Ländern in der Nacht auf Montag bis auf 1,0141 Dollar und damit den tiefsten Stand seit November 2022 ab. Zuletzt konnte sich der Euro etwas erholen, kostete aber mit 1,0245 Dollar immer noch gut einen Cent weniger als am Freitagabend.
Der Dax startete fast zwei Prozent im Minus und verlor zum Auftakt 450 Punkte. Besonders traf es Autohersteller, die um die fünf Prozent verloren. Denn Trump hat bereits angekündigt, dass auch die EU mit Zöllen rechnen müsse. „Ich habe keinen Zeitplan, aber es wird sehr bald sein", sagte Trump am Sonntag in Washington
Der Yuan, der mexikanische Peso und der Kanadische Dollar werteten gegenüber dem US-Dollar ebenfalls deutlich ab. Der Kanadische Dollar fiel sogar auf den tiefsten Stand seit 22 Jahren.
Der Bitcoin verlor an den asiatischen Märkten am Montagnachmittag (Ortszeit) bis zu sechs Prozent an Wert. Die zweitwichtigste Währung, Ether, brach um bis zu 26,5 Prozent ein. „Wir sehen einen allgemeinen Zusammenbruch der Kryptowährungen , die Märkte schalten in den risikoaversen Modus", erklärte Stephen Innes, Analyst bei SPI Asset Management. „Die Marktteilnehmer trennen sich von spekulativen Vermögenswerten." Demnach geht es vor allem darum, die drohenden Verluste in anderen Bereichen auszugleichen, die nach der Einführung US-Strafzöllen in Schwierigkeiten geraten dürften.
Schlimmer als befürchtet
Zwar hatte der Ruf nach Zöllen den Wahlkampf von Donald Trump dominiert. Doch Kommentatoren hatten gehofft, dass da auch viel Getöse dabei war und Trump nur eine Drohkulisse für Verhandlungen aufbauen wollte. Diese Hoffnung scheint sich nicht zu erfüllen: „Was wir gerade sehen, ist das Worst-Case-Szenario“, schrieb George Saravelos von der Deutschen Bank in einer Analyse. So seien die Zölle extrem schnell, ohne große Gespräche verhängt worden. Es sei nicht klar, was die Länder tun könnten, um Trumps Meinung zu ändern, „Es gibt keine Kriterien für eine De-Eskalation und offenbar scheinen die Hardliner in der US-Regierung die Oberhand zu haben.“
Saravelos verweist darauf, dass Trump offenbar keine Rücksicht auf steigende Kosten für die Bürger nimmt. Auch das galt bisher als mögliches Gegenargument für zu harte Zölle. So sind die USA zwar selbst ein großer Ölförderer, die Importe aus Kanada sind aber dennoch wichtig. Denn das kanadische Öl hat spezielle Eigenschaften, sodass die US-Industrie es nicht ohne weiteres ersetzen kann. Nun müssen die Unternehmen mehr dafür zahlen und damit drohen auch steigende Preise. Zwar soll der Zollsatz auf kanadisches Öl nur bei zehn Prozent liegen. Dass es aber überhaupt die Energieimporte trifft, gilt als schlechtes Zeichen.
Auch Autos dürften in den USA durch die Zölle auf mexikanische Importe deutlich teurer werden. Von bis zu 3000 Dollar ist die Rede. Denn Mexiko ist auch ein wichtiger Standort für die amerikanische Autoindustrie, die „Werkbank der USA“.
Trump scheint sich der Folgen für amerikanische Wirtschaft bewusst zu sein und es trotzdem in Kauf zu nehmen: „Wird es Schmerzen geben? Ja, vielleicht (und vielleicht auch nicht!)“, schrieb er auf Truth Social. Der Schritt werde Amerika aber wieder großartig machen, „und das wird den Preis wert sein, der dafür zu zahlen ist“.
Wie es an der Börse weitergeht
Ob der Börsen-Absturz am Montag der Auftakt für eine verlustreiche Zeit an den Märkten markiert, wird von verschiedenen Faktoren abhängen, etwa davon, ob und in welcher Höhe die betroffenen Länder Gegenzölle einführen.. Zudem sind nicht alle Firmen von den Zöllen gleichermaßen betroffen. Wichtiger aber wird sein, wie stark die Zölle die Preise in den USA steigen lassen. Zum einen könnten höhere Preise die Kauflaune der Amerikaner bremsen und damit das Wirtschaftswachstum belasten. Zum anderen dürften sie die US-Notenbank Fed auf den Plan rufen. Zieht die Inflation durch die Zölle wieder an, könnte die Fed ihre Geldpolitik wieder verschärfen. Sogar Zinserhöhungen wären dann möglich – etwas, was die Börse gar nicht mag.
Aber womöglich überrascht Trump wieder alle. Am Sonntag öffnete er die Tür für Verhandlungen mit Kanada und Mexiko und kündigte für „Montagmorgen“ Gespräche an.