Monday, December 9, 2024
US-Politiker vergleicht Syrien-Lage mit Deutschland – „Auswirkungen bemerkenswert”
Merkur
US-Politiker vergleicht Syrien-Lage mit Deutschland – „Auswirkungen bemerkenswert”
Simon Schröder • 4 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Assad flieht nach Moskau
Für Syrien könnte die Flucht Assads nach Jahrzehnten im Bürgerkrieg zur Zäsur werden. Viele hoffen nun auf eine Wende. So wie einst in Deutschland?
Washington D.C./Damaskus – Nach dem Sturz von Baschar al-Assad in Syrien könnte sich dem Land in Vorderasien eine einmalige Möglichkeit bieten, die nun Jahrzehnte anhaltende Gewaltspirale zu durchbrechen. Seit dem arabischen Frühling 2011 befindet sich Syrien im Bürgerkrieg – und das beinahe durchgehend. Immer wieder entflammt der Konflikt. Der Fall Assads könnte jetzt eine Zäsur darstellen, meint auch Joe Wilson (Republikaner aus South Carolina) der dabei einen Vergleich mit Deutschland zieht.
Gegenüber dem rechten Nachrichtensender Fox News sagte der Abgeordnete: „Das ist so signifikant. Der Fall der Assad-Diktatur. Die Auswirkungen dieses Ereignisses werden einfach bemerkenswert sein.“ Weiter zieht der US-Politiker Parallelen mit einem historischen Ereignis in Deutschland: „Es ist wirklich vergleichbar mit der Berliner Mauer, die dazu führte, dass Dutzende von Ländern nach 50 Jahren der Besatzung und totalitärer Kontrolle frei wurden.“
Denn nachdem die Berliner Mauer 1989 gefallen war, konnten sich viele der sowjetischen Ostblockstaaten nicht mehr lange halten. Wilson spekuliert, ähnliches könnte sich nun in der Region um Syrien zutragen. Vor allem die Regime im Irak und dem Libanon könnte der Fall Assads zum Bröckeln bringen. Doch die Zukunft des Landes nach Assad ist ungewiss. Erst am Sonntag hatten Rebellen die Kontrolle über die Hauptstadt Damaskus erringen können. Die syrische Armee leistete kaum Widerstand. Assad selbst war unterdessen nach Moskau geflüchtet, wie russische Nachrichtenagenturen am Sonntag berichtet hatten.
Offensive der Rebellen in Syrien: Assad muss nach Moskau fliehen
Am 27. November begann in Syrien eine Offensive, koordiniert durch den Anführer der Hai‘ at Tahrir asch-Scham (zu dt. Komitee zur Befreiung der Levante, kurz HTS) Miliz, Abu Muhammad al-Dschaulani. Gemeinsam mit der Syrischen National Armee (SNA) und den westkurdischen Demokratischen Kräften Syriens (SDF) fielen die syrischen Städte, angefangen mit Aleppo nach und nach in die Hände der Rebellen. Dabei ist die HTS selbst von der UN und der USA als Terrororganisation klassifiziert, wie AP News berichtet.
Wilson führt die schnelle Eroberung Syriens durch die Rebellen auf ein schwaches Russland und einen angeschlagenen Iran zurück. Beide Länder waren Unterstützer des Assad-Regimes und halfen dem Diktator vor allem militärisch seine Stellung zu wahren. Bei einer neu Strukturierung des syrischen Staates setzt der republikanische Abgeordnete vor allem auf den demokratischen Willen der Bürgerinnen und Bürger Syriens, äußerte sich der Abgeordnete weiter gegenüber Fox News.
Wie wird sich Syrien nach dem Fall des Assad Regimes organisieren?
Vor allem durch den Ukraine-Krieg und den Krieg Israels gegen die Hisbollah sei der Erfolg in Syrien durch die Rebellen erst möglich gewesen, führt Wilson weiter aus: „Durch die Schwächung Russlands waren sie nicht in der Lage, die Diktatur in Damaskus zu verteidigen und so hängt das alles auf eine sehr positive Weise zusammen.“ Weiter äußerte er sich: „Und dann müssen die Leute wissen, dass der russische Luftwaffenstützpunkt ‚Hmeimim‘ (in Syrien, Anm. d. Red.) der Durchgangspunkt für Diktaturen in Zentralafrika war.“
Ob es sich bei dem Sturz des Assad Regimes tatsächlich um eine Art Mauerfall für die Region handelt, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. Noch ist ungewiss, wie Anführer al-Dschaulani das Land künftig organisieren wird. Auch US-Präsident Joe Biden nannte den Fall Assads als eine „historische Möglichkeit“. (sischr)