Friday, April 7, 2023

Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Umgang mit historischen Texten

Frankfurter Allgemeine Zeitung Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Umgang mit historischen Texten Vor 13 Std. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will historische Texte mit rassistischer Sprache nicht von vornherein aus Schulen und Öffentlichkeit verbannen. Angesichts der Debatte um Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“, der zur Abitur-Lektüre im Südwesten zählt, äußerte sich Kretschmann laut einer Pressemitteilung abermals zu dem Fall, nachdem er schon vor Tagen bekräftigt hatte, die Lehrerschaft sei gut vorbereitet und sensibilisiert, um das Buch im Unterricht zu behandeln. Wenn man sich nicht mehr mit Texten aus Zeiten befasse, in denen andere Maßstäbe gegolten haben, hätte das weitreichende Konsequenzen, so Kretschmann: „Was passiert zum Schluss mit der Bibel? Mit dem populärsten, meistgelesenen Buch?“ Er warnte davor, sich nicht mehr mit historischen Texten zu befassen. „Alles nur noch vom Jägersitz des 21. Jahrhunderts mit dem Fernglas anzugucken, das kann nur in die Irre führen“, wird Kretschmann weiter zitiert. Entscheidend sei bei der Schullektüre, mit welcher Grundhaltung man an einen Text gehe. Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper hatte für Dienstag People of Color zu einem Gespräch eingeladen, nachdem in einer Petition verlangt worden war, „Tauben im Gras“ vom Lehrplan zu streichen, da schon das Vorlesen daraus gegen die Menschenwürde verstoße. Schopper möchte an der Lektüre festhalten.