Monday, November 7, 2022

Uni Gießen entzieht Europaabgeordnetem Sven Simon Doktorgrad

Frankfurter Allgemeine Zeitung Uni Gießen entzieht Europaabgeordnetem Sven Simon Doktorgrad Gestern um 13:09 Alma mater: An der Uni Gießen hatte Sven Simon 2009 seine Dissertation eingereicht. Die Universität Gießen hat dem Marburger Juraprofessor und CDU-Europaabgeordneten Sven Simon den Doktortitel entzogen. Wie die Hochschule am Montag mitteilte, ist der Promotionsausschuss des Fachbereichs Rechtswissenschaft zu dem Schluss gekommen, dass Simon beim Anfertigen seiner Dissertation mit dem Titel „Liberalisierung von Dienstleistungen der Daseinsvorsorge im WTO- und EU-Recht“ aus dem Jahr 2009 „in wesentlichem Umfang vorsätzlich getäuscht“ habe. Übernahmen fremder Texte habe er nicht hinreichend durch Quellenangaben offengelegt. In Anbetracht der Schwere der Verstöße sei ihm der Titel abzuerkennen. Die Entscheidung des Promotionsausschusses ist laut Universität noch nicht bestandskräftig: Simon habe nach Erhalt des Entziehungsbescheids Widerspruch dagegen eingelegt. Der Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder hatte im Juli in einem offenen Brief an die Universitäten Gießen und Marburg die Text-Übernahmen von Simon in dessen Dissertation als „unverschämt und monströs“ bezeichnet und von beiden Hochschulen Konsequenzen gefordert, nachdem er schon im April 2021 bei der Uni Gießen das Plagiat angezeigt habe. „Bescheid beruht auf fehlerhafter Rechtsanwendung“ Simon teilte in einer schriftlichen Stellungnahme mit, er halte den Entzug des Doktorgrades für ungerechtfertigt, „insbesondere wenn man sie an den bisher in solchen Fällen angelegten Maßstäben misst“. Der Bescheid des Promotionsausschusses beruhe auf einer „fehlerhaften Rechtsanwendung“, vor allem würden überhaupt keine Standards festgelegt. Diese Meinung hätten auch „zahlreiche Professoren“ schon zum Ausdruck gebracht. Unter anderen habe der Gießener Juraprofessor Christoph Benicke geschrieben, die Vorwürfe gegen ihn, Simon, seien nicht haltbar, wenn man die in früheren Verfahren am Fachbereich Rechtswissenschaft der Uni Gießen entwickelten Standards zugrunde lege. Weiter schreibt Simon, sein Doktorvater Thilo Marauhn halte an dem fest, was er schon früher geäußert habe: Simons Arbeit sei „eine der besten Dissertationen, die ich bisher betreut habe. Am eigenständig erarbeiteten Erkenntnisgewinn der Arbeit besteht kein Zweifel.“ Juraprofessoren als Entlastungszeugen Zudem hätten drei Marburger Juraprofessoren in einem Schreiben an den Gießener Unipräsidenten ihr „völliges Unverständnis“ über die Entscheidung des Promotionsausschusses zum Ausdruck gebracht. Sie sei „weiten Teils von übersteigerten Maßstäben, unangemessenen Wertungen und allzu raschen Schlussfolgerungen getragen“. Die Dissertation habe alle Auszeichnungen erhalten, die die Liebig-Universität und der Fachbereich für Doktorarbeiten vergäben. Die Universität Marburg verwies auf Anfrage darauf, dass es sich bei der Aberkennung von Simons Doktortitel um ein laufendes Verfahren handele. Sobald eine „bestandskräftige Entscheidung“ vorliege, werde man „prüfen, ob weitere Schritte notwendig sind“.