Monday, April 28, 2025
Zollstreit: Werden die USA Weihnachten ohne Geschenke feiern?
Telepolis
Zollstreit: Werden die USA Weihnachten ohne Geschenke feiern?
Bernd Müller • 2 Std. •
2 Minuten Lesezeit
US-Zölle auf chinesische Waren bringen Lieferketten durcheinander. Selbst eine Lockerung könnte zu Engpässen führen. Unternehmer befürchten leere Regale zu Weihnachten.
Seit Anfang April die USA die Zölle auf chinesische Waren auf 145 Prozent erhöht haben, ist der Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt fast zum Erliegen gekommen. Laut einer Schätzung sind die Frachtlieferungen aus China um bis zu 60 Prozent eingebrochen, berichtet Bloomberg. Für viele Amerikaner ist das bislang nicht spürbar – doch das könnte sich bald ändern.
US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt angedeutet, dass Zollverhandlungen mit China im Gange seien und er mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping gesprochen habe. Beijing bestritt jedoch, dass Handelsgespräche stattfinden. Finanzminister Scott Bessent konnte Trumps Aussagen am Sonntag nicht bestätigen. "Ich weiß nicht, ob Präsident Trump mit Präsident Xi gesprochen hat", sagte er laut Reuters in der ABC-Sendung "This Week".
Unternehmen fürchten leere Regale zu Weihnachten
Für viele US-Unternehmen tickt die Uhr. Bis Mitte Mai müssen sie ihre Lagerbestände für das Weihnachtsgeschäft auffüllen. Riesige Einzelhandelsketten wie Walmart und Target warnten Trump bereits, dass Verbraucher mit leeren Regalen und höheren Preisen rechnen müssen.
"Wir sind gelähmt", sagt Jay Foreman, Chef des Spielzeugherstellers Basic Fun in Florida, gegenüber Bloomberg. Sein Unternehmen erzielt einen Jahresumsatz von rund 200 Millionen US-Dollar und bezieht etwa 90 Prozent seiner Produkte aus China. "In ein paar Wochen wird es dann richtig wehtun."
Auch Jim Gerson, Präsident des Weihnachtsdekorations-Lieferanten The Gersons Companies aus Kansas, muss laut Bericht dringend seine Waren aus China bekommen. "Wir müssen das hinbekommen", sagt er. "Und hoffentlich sehr bald." Schließlich bezieht das Unternehmen etwa die Hälfte seiner Waren aus China.
Auch Lockerung der Zölle birgt Risiken
Doch auch wenn sich die Feindseligkeiten zwischen Washington und Beijing abschwächen, wird die Wiederaufnahme des Handels zusätzliche Risiken mit sich bringen. Die Frachtindustrie hat ihre Kapazitäten an die schwächere Nachfrage angepasst. Ein durch die Entspannung ausgelöster Auftragsansturm könnte das Netzwerk überfordern und zu Verzögerungen und höheren Kosten führen.
"Es wird zu einem Anstieg in den Häfen und damit auch bei Lkw und Bahn kommen, was zu Verzögerungen und Engpässen führen wird", sagt Lars Jensen von der Schifffahrtsberatung Vespucci Maritime gegenüber Bloomberg.
Parallelen zur Corona-Pandemie
Für Spielzeug-Unternehmer Foreman erinnern die letzten Wochen an die Pandemie, aber es gibt wichtige Unterschiede. Der Covid-Lockdown war ein Schock, aber die Lieferketten erholten sich relativ schnell. Am Ende verzeichneten mehrere Branchen sogar ein Rekordjahr.
Der jetzige Handelsstreit könnte "gefährlicher sein, denn je länger es dauert, desto katastrophaler wird es", sagt Foreman. "Die Nachwirkungen könnten schlimmer sein. Aber die Lösung könnte auch viel schneller kommen."
Die Unsicherheiten, die mit Trumps Zollkrieg verbunden sind, beeinflussen auch die Prognosen von Wirtschaftsforschern. Sie halten inzwischen eine Rezession in den USA für fast ebenso wahrscheinlich wie unwahrscheinlich. Ökonomen haben zudem ihre Inflationsprognosen nach oben korrigiert, da der drohende Versorgungsschock die Preise in die Höhe treiben könnte – und das zu einer Zeit, in der die Stimmung der Verbraucher ohnehin angeschlagen ist.