Thursday, April 17, 2025

Trumps Chaos erinnert an den Brexit – Britin gibt entsetzen US-Bürgern Tipps: „Wir kennen euren Schmerz“

Frankfurter Rundschau Trumps Chaos erinnert an den Brexit – Britin gibt entsetzen US-Bürgern Tipps: „Wir kennen euren Schmerz“ Amy Walker • 1 Std. • 4 Minuten Lesezeit Wirtschaft in Aufruhr Die amerikanische Gesellschaft ist aktuell so gespalten wie nie. Während Trump die Weltwirtschaft massiv bedroht, sind Demokraten in Schockstarre. Die Briten erinnert das an den Brexit. Washington/London – Erinnern Sie sich noch an den Brexit? Es ist nun schon fast zehn Jahre her, als Großbritannien ein Referendum durchführte, bei dem 51 Prozent der Wähler und Wählerinnen dafür stimmten, die Europäische Union zu verlassen. Damals ging ein Schock durch die Welt und vor allem durch die EU. Es folgten jahrelange Streits um die Ausgestaltung des Brexits, Chaos in der britischen Politik und am Ende hat es in der britischen Wirtschaft erheblichen Schaden angerichtet. Trumps Handelskrieg erinnert an den Brexit: „Trump will die USA aus der Welt brexiten“ Aus Sicht der Briten erleben die US-Amerikaner jetzt ihren Brexit-Moment. In seiner zweiten Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump einen Handelskrieg angezettelt, der die USA wirtschaftlich vom Rest der Welt abschotten soll und dem Land wirtschaftlichen Schaden anrichten wird. Der einstige Kommunikationschef von Trump, Anthony Scaramucci, sagt in seinem Podcast The Rest is Politics darüber: „Trump will die USA aus der Welt brexiten“ [Engl: Trump ist brexiting America from the world]. Die Parallelen sind in der Tat erstaunlich. Hier ein paar Beispiele: Der Brexit wurde von einer kleinen Mehrheit der Wählenden befürwortet; Trump gewann seine zweite Amtszeit um eine kleine Marge (er gewann 49,8 Prozent der Stimmen) Die Brexit-Wahlkampagne wurde von einer Desinformationskampagne aus Russland manipuliert – später verhalf Russland auch Trump zu seiner ersten Amtszeit Es gibt jahrelangen Streit über das Abkommen mit der EU, vor allem zwischen den Hardlinern, die einen „harten Brexit“ mit Zöllen befürworten und denjenigen, die ein weicheres Abkommen mit freiem Handel wollen. Auch in Trumps Team gibt es dem Vernehmen nach Streit über die Härte der Handelspolitik, die gefahren werden sollte. Das politische Chaos nach dem Brexit führt dazu, dass Großbritannien in fast zehn Jahren fünf Premierminister hatte. In seiner ersten Amtszeit hat Trump ein rotierendes Kabinett gehabt, mehrfach hat er Regierungsmitglieder gefeuert, was ein Chaos verursacht hat. Eine der Premierministerinnen, Liz Truss, hat mit einem Haushaltsplan einen Absturz der britischen Finanzmärkte herbeigeführt. Sie musste dann zurücktreten und ging als Premierministerin, die am kürzesten jemals im Amt war (49 Tage), in die Geschichte ein. Donald Trump hat mit seinen Zöllen am „Liberation Day“ einen der schlimmsten Tage an der Wall Street seit Corona ausgelöst. Es wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen, ob auch andere Parallelen hinzukommen: Seit dem Brexit sind die Exporte aus Großbritannien 15 Prozent niedriger ausgefallen, als sie beim Verbleib in die EU gewesen wären. Die Inflation war dort nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs höher als im Rest der EU (2023: 7,3 Prozent in GB, 5,4 Prozent in der EU), das Wirtschaftswachstum betrug 2024 nur 1,6 Prozent, was unter den Erwartungen von 2 Prozent blieb. Für Trumps Handelspolitik prognostizieren Experten auch nichts Gutes, gewarnt wird sogar vor einer weltweiten Rezession. Die Folgen sind aber schwer abzuschätzen – schließlich hat noch niemand das versucht, was Trump gerade tut. Auch das eine Parallele zum Brexit. Britische Kolumnistin gibt Ratschläge an US-Bürger: „Wir waren die Pointe jedes Witzes“ All dies hat eine britische Kolumnistin nun dazu veranlasst, einen Brief mit Ratschlägen an US-Bürgerinnen und Bürger zu schreiben. Das Schreiben, das in der Financial Times erschienen ist, ist explizit an jene in den USA gerichtet, die Kamala Harris gewählt haben und nun mit den Folgen von Trumps Politik leben müssen. „Liebe entsetzte Amerikaner, ich bin hier, um euch zu sagen: Wir spüren euren Schmerz. Briten wissen, was ihr gerade durchleben müsst und kennen uns damit aus, diese Erniedrigungen zu umschiffen“, schreibt Katie Martin. Sie schildert in ihrem Text einige der Parallelen, die sie aus der Brexit-Zeit erkennt und welchen Schaden das Ansehen Großbritanniens in der Welt dadurch nehmen musste. Und sie erinnert an Momente, in denen sie als Britin ins Ausland gereist ist und sich Witze von Freunden über die politische Lage in Großbritannien anhören musste: „Wir waren die Pointe jedes Witzes.“ Nun seien es die Amerikaner, die die Pointe seien – was sie veranlasse, ein paar Tipps zum Umgang damit zu geben. So sollten sie sich darauf einstellen, dass sie Fragen zur Handelspolitik von Trump beantworten müssen. „Wenn ihr, liebe Leser, nicht in der US-Regierung oder Berater derselben seid, werdet ihr Schwierigkeiten haben, eine vernünftige Antwort zu finden. Wisst einfach, dass die Frage kommen wird.“ USA verliert durch Trump an Bedeutung – und ein bisschen Spaß muss sein Die Amerikaner sollten sich außerdem darauf einstellen, dass ihre mächtige Rolle in der Welt schwinden könnte. Auch das kennen die Briten nur zu gut. „Briten mussten auf die harte Tour lernen, dass wir einfach nicht so wichtig sind, und jetzt müsst ihr das vielleicht auch.“ Zudem warnt sie diejenigen, die Trumps Handeln vielleicht auch gut finden und die gemeinen Kommentare einiger Republikaner über Ausländer auf sozialen Medien teilen: „Menschen außerhalb der USA schauen zu, und ja, sie sprechen Englisch. Sie können die Randpolitiker und die großmäuligen TV-Experten sehen, die ihre Intelligenz beleidigen, und sie schätzen das nicht.“ Zuletzt weist Martin noch darauf hin, dass bei all dem Spaß die Welt gerade noch nach oben schlägt – die USA sind noch immer eine Großmacht. „Europäer im Allgemeinen und Briten im Besonderen sind fest darauf programmiert, auf eure Kosten zu lachen. [...] Versucht, es nicht persönlich zu nehmen, und gebt vielleicht einige eurer Dollars für eine Runde im Pub aus, bevor sie noch weiter an Wert verlieren.“