Wednesday, April 23, 2025
Söder und Merz — das wird noch lustig werden
RP ONLINE
Söder und Merz — das wird noch lustig werden
Hagen Strauß • 11 Std. •
3 Minuten Lesezeit
Berlin. Markus Söder versuchte es zuletzt mit Witzchen, die auch mal daneben gingen. Wie wird sich der CSU-Chef also verhalten, wenn Friedrich Merz erst mal Kanzler ist? Das könnte noch lustig werden für Merz.
Wenn man so will, ist CSU-Chef Markus Söder der Klassenclown gewesen bei den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD. Hier mal ein Spruch, da mal eine Stichelei. So berichten es Insider. Söder habe die harten Verhandlungen aufgelockert, und es seinerzeit vor allem auf Arbeitsminister Hubertus Heil von der SPD abgesehen. Allerdings meist so, wird angemerkt, dass der Betroffene auch habe mitgrinsen können. Söder, der Scherzkeks. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz dürfte auch noch seinen Spaß mit dem Bayern haben, wenn er erst einmal Bundeskanzler ist.
Auch bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages vor zwei Wochen war es der Ministerpräsident, der vor allem mit Sprüchen auffiel. Söder zelebrierte das Ergebnis wie kein anderer, sodass die versammelte SPD-Spitze in der ersten Reihe ab und an die Augen verdrehte. Selbst das berühmte Zitat Arnold Schwarzeneggers aus einem seiner Terminator-Filme bemühte er: „I‘ll be back.“ „Zu flapsig“, „lächerlich“, „Mackergehabe“, kritisierte die Opposition darauf hin. Dass der CSU-Chef nach der Bildung der Bundesregierung ein gehöriges Wörtchen mitreden wird in Berlin, steht aber außer Frage. Ob weiterhin im Clown-Stil, sei dahingestellt. Zumal Söder Witze auf seine eigenen Kosten nicht sonderlich gut ab kann.
Die CSU wird jedenfalls drei Minister stellen: für Inneres, für Forschung, Technologie und Raumfahrt sowie für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat. Dazu noch einen Staatsminister im Auswärtigen Amt. Minister und Ministerinnen, die Söder auserwählt. Außerdem gibt es den Koalitionsausschuss, der sich mindestens monatlich treffen wird. Söder ist dabei. Allerdings wird in der Union geunkt, dass sich seine Begeisterung für Sitzungen in der Hauptstadt in Grenzen halte, wie sich in der Vergangenheit öfter mal gezeigt haben soll. Gerne beschränke er sich auf „kurze Anwesenheit“.
Fakt ist: Die CSU hat viel erreicht in den Koalitionsverhandlungen, das macht sie stark. Alle Lieblingsthemen von Agrardiesel bis Mütterrente finden sich im Vertrag. Ein voller Erfolg für Söder – und vor allem für seinen Berliner Statthalter Alexander Dobrindt. Hartnäckig hält sich zudem das Gerücht, dass Söder für seine Unterstützung der Kanzlerkandidatur von CDU-Chef Merz noch einen besonderen Preis ausgehandelt haben soll – das Amt des Bundespräsidenten. Nicht für sich, das hat er schon klar und deutlich abgelehnt. Er in Bellevue, kaum vorstellbar. Aber für die CSU, oder genauer: Für eine CSU-Frau. Bestätigen will das keiner in der Union. Die Frage stelle sich doch noch gar nicht, heißt es. Die nächste Wahl findet auch erst 2027 statt. Aber getuschelt wird darüber trotzdem.
Nun gehört zur Wahrheit dazu, dass Merz auch auf Söder zählen konnte; im Wahlkampf, obwohl der Bayer aus CDU-Sicht viel zu oft Grünen-Schelte betrieben hat. Und bei den Koalitionsverhandlungen. Söder sei für Merz „verlässlich“ gewesen, wird betont. Aber der Bayer zeigt nun mal auch gerne, dass er wer ist. Auf Auslandreisen etwa, zuletzt in Indien, auch wenn ihn dort Magen-Darm erwischte.
Merz weiß daher genau, dass er auf der Hut sein muss vor Söder. Auch als Kanzler. Besondere Drähte, wird betont, werde es zwischen Berlin und München nicht geben. Ohnehin telefonieren beide viel miteinander oder schreiben sich Nachrichten. Und auch ein Söder wisse: „Merz wird sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.“ Ob mit oder ohne Humor - man wird sehen.