Tuesday, April 22, 2025

Bittere Prognose: Starker Preis-Verfall reißt Loch in Russlands Wirtschaft – Ende vom „Wachstumswunder“

Frankfurter Rundschau Bittere Prognose: Starker Preis-Verfall reißt Loch in Russlands Wirtschaft – Ende vom „Wachstumswunder“ Bona Hyun • 6 Std. • 3 Minuten Lesezeit Wichtige Einnahmequelle betroffen Russlands Wirtschaft drohen Ausfälle bei Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Das hängt mit der Preisentwicklung zusammen. Putin muss nun schnell handeln. Moskau – Vom „Wachstumswunder“ der russischen Wirtschaft bleibt nicht mehr viel. Das BIP-Wachstum könnte aufgrund der niedrigen Ölpreise zurückgehen. Russische Behörden bereiten sich auf einen weiteren Verfall vor und müssen sich vor den niedrigsten Preisen seit der Pandemie wappnen. Für Wladimir Putin bedeutet das: Eine wichtige Einnahmequelle der russischen Wirtschaft wankt. Russlands Wirtschaft muss sich auf niedrigsten Ölpreise seit Corona einstellen Das russische Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung hat die Prognose für den durchschnittlichen Jahrespreis für Rohöl der Sorte Brent im Jahr 2025 von 81,7 US-Dollar pro Barrel auf 68 US-Dollar pro Barrel gesenkt. Brent-Öl ist eine weltweit wichtige Rohölsorte. Das teilte ein Vertreter des Ministeriums laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Nach der Prognose des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung wird der durchschnittliche Jahrespreis für die russische Ölsorte Ural im Jahr 2025 56 Dollar pro Barrel betragen. Dies wäre der niedrigste Stand seit 2020, als die Covid-19-Pandemie einen Einbruch der weltweiten Nachfrage auslöste und den Urals-Preis auf einen Jahresdurchschnitt von 41,70 US-Dollar pro Barrel drückte. Die Prognosen des Ministeriums für die künftige Entwicklung der Ölpreise der Sorten Ural fallen zurückhaltend aus: Im Jahr 2026 dürfte der Ölpreis für Urals durchschnittlich 61 US-Dollar pro Barrel betragen, im Jahr 2027 auf 63 US-Dollar und im Jahr 2028 auf 65 US-Dollar steigen. Putins Ministerium erwartet fallende Ölpreise – Schlag für Russlands Wirtschaft wegen Trump Der Rückgang der Ölpreise ist unter anderem auf Rezessionsängste infolge von Donald Trumps Handelskrieg zurückzuführen. Der US-Präsident hatte mit seinen Zöllen weltweit für große Unsicherheit gesorgt: Die Ankündigung der Zölle am Liberation Day brachte die Börsen kurzzeitig zum Einsturz und brachte den Ölmarkt ins Schlingern. Mit der Verkündung der US-Zölle gegen fast 200 Länder sind auch die Ölpreise stark gefallen. Die Zölle könnten zudem die Nachfrage nach Öl generell dämpfen. Zusätzlich zu den Zöllen haben sich die OPEC+-Länder jüngst darauf geeinigt, ihren Plan zur Erhöhung der Ölproduktion voranzutreiben. Ab Mai wollen sie die Ölproduktion um 411.000 Barrel pro Tag erhöhen. Die Ankündigung verstärkte den Rückgang der Ölpreise. Keine guten Nachrichten für Putin und Russlands Wirtschaft: Haushalt unter Druck wegen der Ölpreise Für Putin tragen Einnahmen aus Ölverkäufen dazu bei, dass der Ukraine-Krieg weiter finanziert werden kann. Wenn der weltweite Ölpreis allerdings zurückgeht, würde das bedeuten, dass auch Russlands Wirtschaft die eigenen Preise senken muss, um den Handelspartnern Anreize für den Kauf des Rohstoffs zu geben. Dann würde Putin allerdings weniger Umsätze machen und weniger Einnahmen würden die russische Kriegskasse fließen. Die Einnahmeausfälle könnte den Haushalt unter Druck setzen. Jeder Rückgang des Ölpreises um einen Dollar koste den russischen Etat jährlich rund 160 Milliarden Rubel (1,9 Milliarden Dollar) an Einnahmeverlusten, schätzt der Investmentbanker Jewgeni Kogan. Zwar könnte der Haushalt die Einnahmeausfälle aus dem Ölsektor mit anderen Einnahmequellen ausgleichen. Doch viel Zeit und Spielraum bleibt Putin nicht, da er bereits massive Verteidigungsausgaben plant. Ökonomen warnen deshalb, dass die Ausfälle aus dem Ölgeschäft für den Kreml schmerzhaft sein werden. Ein Rückgang des russischen Rohölpreises um 10 Dollar von 65 auf 55 Dollar pro Barrel könnte das BIP-Wachstum zudem um mindestens 0,5 Prozentpunkte verringern und etwa eine Billion Rubel (12,2 Milliarden Dollar) an Haushaltseinnahmen zunichtemachen, sagt Sofia Donets, Chefvolkswirtin bei T-Investments. Putin selbst hatte zuletzt alarmierende Signale der russischen Wirtschaft öffentlich zur Kenntnis genommen. (bohy)