Friday, July 12, 2024
„Vizepräsident Trump“: Als Biden sich zweiten Patzer leistet, sprechen Reaktionen seiner Begleiter Bände
Merkur
„Vizepräsident Trump“: Als Biden sich zweiten Patzer leistet, sprechen Reaktionen seiner Begleiter Bände
Geschichte von Hannes Niemeyer • 1 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Peinliche Momente auf Nato-Gipfel
Ausgerechnet Putin und Trump: Gleich zweimal patzt Joe Biden beim Nato-Gipfel. Seine Begleiter müssen alles in der ersten Reihe mit ansehen.
Washington – Es ist schon wieder passiert. Auch beim Nato-Gipfel leistet sich Joe Biden die nächsten unangenehmen Patzer. Mitten in der Diskussion um die Eignung des US-Präsidenten für die anstehende US-Wahl folgen die nächsten Szenen, die an der Gesundheit des 81-Jährigen zweifeln lassen. Gleich zweimal versprach er sich – und das auf höchst unangenehme Weise.
Zuerst kündigte Biden die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an. Statt Selenskyj sagte Biden allerdings „Präsident Putin“. Seinen Fehler bemerkte Biden zwar, sprach davon, er sei so darauf fokussiert, „Putin zu besiegen“, dass er zu sehr an ihn gedacht habe. Das mediale Echo kann er allerdings auch damit nicht verhindern. Gleichzeitig dürften sich Kritiker des Präsidenten, auch in den eigenen Reihen der Demokraten, bestätigt fühlen. Und die Kritiker gibt es mittlerweile vermehrt. Selbst ein erster demokratischer Abgeordneter und auch etwa Schauspiel-Superstar George Clooney forderten Biden unlängst vom Rücktritt aus dem Wahlkampf auf.
„Präsident Putin“: Biden-Versprecher bei Nato-Gipfel lässt Regierungschefs um Scholz perplex zurück
Ernst waren auch die direkten Reaktionen von Bidens Kollegen beim Nato-Gipfel zu dem peinlichen Moment. Immerhin standen etliche Staats- und Regierungschefs schräg hinter Biden auf der Bühne versammelt. Bundeskanzler Olaf Scholz schaute perplex, EU-Ratspräsident Charles Michel schielte ungläubig zur Seite. Andere klatschen verkrampft.
Wäre die Situation im schwierigen Wahlkampf gegen den favorisierten Donald Trump nicht so ernst, hätte man den Versprecher vermutlich schnell als Lappalie abtun können. Die Lage ist allerdings prekär – und es sollte nicht Bidens einziger Patzer an diesem Gipfel-Tag bleiben. Biden hielt auf dem Gipfel noch eine Solo-Pressekonferenz. Es war die erste PK dieser Form seit langem, Biden hat seit dem katastrophalen TV-Duell gegen Trump noch einiges gutzumachen. Das klappte allerdings kaum.
Joe Biden patzt beim Nato-Gipfel – Austin und Blinken müssen es in Reihe eins mit ansehen.
Nach Putin-Patzer folgt Solo-Pressekonferenz: Bidens Begleiter reagieren angespannt
Das Auftaktstatement gelang derweil noch, Biden las einiges auch vom Teleprompter ab, das ganze weitgehend unfallfrei. Dann kam allerdings die Frage-Runde. Und direkt bei der ersten Frage folgte die nächste Panne. Biden verwechselte seine eigene Vizepräsidentin Kamala Harris mit seinem ärgsten Konkurrenten. „Sehen Sie, ich hätte Vizepräsident Trump nicht als Vizepräsidentin gewählt, wenn ich nicht denken würde, dass sie für das Amt des Präsidenten qualifiziert ist“, sagte er.
Bidens Entourage verfolgte das Ganze in der ersten Reihe sitzend mit. Videos zeigen einen genaueren Blick auf deren Reaktionen zum nächsten Fehler des US-Präsidenten – und die sprechen Bände. In der ersten Reihe sitzen nebeneinander Außenminister Antony Blinken, Verteidigungsminister Lloyd Austin und Bidens Nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan. Die Anspannung ist ihnen anzusehen.
Bidens Entourage muss „Trump“-Versprecher in Reihe eins mit ansehen – die Reaktionen sprechen Bände
Als Joe Biden den Vizepräsident-Patzer liefert, zuckt Blinken fast unmerklich zusammen und senkt um wenige Millimeter den Blick. Nachdem er vor Monaten eine Aufreger-Äußerung seines Chefs bei einer Pressekonferenz in Reihe eins mit einem schmerzverzerrten Gesicht und krampfartigen Bewegungen verfolgt hatte, ringt der Chefdiplomat diesmal besonders intensiv um Fassung. Zwei Plätze links von ihm hebt Sullivan nach dem Biden-Satz eine Hand vors Gesicht und reibt sich das Kinn. Zwischen den beiden hört Austin ohne Regung zu.
Was derweil kaum beachtet wird: Auch die folgenden Momente der Pressekonferenz waren keine Glanzleistung, wie aus einem Bericht der dpa hervorgeht. Biden wurde von den Journalisten hart ins Verhör genommen. Etwa fiel noch die Frage, ob seine ständigen Patzer auf der großen Weltbühne nicht langsam dem Ansehen der USA schaden.
Pressekonferenz von Biden auf Nato-Gipfel: Auch nach den Patzern geht es mit Pannen weiter
Mehrere Male lehnt er sich etwas ungelenk nach vorn über das Pult und flüstert mit aufgerissenen Augen Sätze ins Mikro – wohl um sie wirkungsvoller zu machen. Zwischendurch ballt Biden mehrfach die Faust, um Stärke zu demonstrieren – wie öfter auch in den vergangenen Tagen beim Nato-Gipfel, als er immer wieder auf die Rückzugsforderungen seiner Parteikollegen angesprochen wurde und die Faust als Antwort lieferte.
Doch ein ums andere Mal patzt Biden bei der Pressekonferenz, gerät ins Stocken, bringt Sätze nicht zu Ende, verwechselt mal Zahlen oder Länder (Nordkorea und Südkorea). Und immer, wenn er nicht er weiterweiß, sagt er „wie dem auch sei“. Die Wendung ist oft zu hören in dieser knapp einstündigen Pressekonferenz. Ein Auftritt, der die Kritiker nur weiter anfeuern wird.
In Deutschland wird indes über einen anderen Entschluss des Nato-Gipfels heftig diskutiert. Die USA wollen Langstreckenwaffen in Deutschland stationieren. Die Grünen fordern bereits eine Erklärung dazu von Scholz. Der Kreml fühlt sich bedroht. (han/mit Material der dpa)