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Friday, February 25, 2022
Russische Bevölkerung: Putins Krieg spaltet Russland
ZEIT ONLINE
Russische Bevölkerung: Putins Krieg spaltet Russland
Maxim Kireev - Gestern um 20:30
"Nein zum Krieg" – unter dieser Parole trauen sich Menschen in Russland zu protestieren, trotz harter Repressionen. Wer auf die Straße geht, muss mit Festnahme rechnen.
Während am gestrigen Donnerstag die russischen Panzer immer weiter in die Ukraine eindrangen und russische Streitkräfte Raketen auf das Nachbarland niederregnen ließen, stand in den russischen Städten die Polizei bereit. Kräftige Männer mit Helmen und Schutzwesten, Polizeibusse, um Verhaftete wegzubringen. Die zaghaften Aufrufe zu Protesten in Russland, die es am Morgen gegeben hatte, hatten Wladimir Putins Sicherheitsbehörden alarmiert.
Proteste in Russland sind heute extrem riskant, das haben die Demonstrationen gegen die Verhaftung von Alexej Nawalny vor gut einem Jahr gezeigt. Seither haben Polizisten immer wieder brutal Zusammenkünfte aufgelöst und Tausende Menschen verhaftet. Wer im Netz zu nicht genehmigten Demonstrationen aufruft, wurde von den Gerichten sofort als Organisator angesehen und musste mit hohen Geld- oder sogar Freiheitsstrafen rechnen.
In Sankt Petersburg füllte sich am Donnerstagabend ab 17 Uhr trotzdem der Platz vor der Einkaufspassage Gostiny Dwor ziemlich rasch. "Nein zum Krieg!", riefen die Demonstrantinnen und Demonstranten dort, wo normalerweise Straßenmusiker die immer gleichen Hits trällern. Eine ältere Dame mit grauem Haar und rotem Lippenstift entrollte ein Plakat, auf dem eine kleine blau-gelbe ukrainische Fahne gemalt war, dazu der Text: "Keinen Krieg, bitte". Schon in der nächsten Sekunde wurde sie von zwei Polizisten am Arm gepackt und zum nächsten Polizeibus geführt.
Zur selben Zeit hatten sich auch in der Hauptstadt Moskau an mehreren Plätzen der Stadt Demonstranten versammelt. Eine kleine Gruppe von meist jungen Protestierenden zog an den Kremlmauern entlang. Zuvor hatten sich bereits Hunderte Menschen in Nowosibirsk, Tjumen und Jekaterinburg versammelt, um gegen den Krieg zu protestieren.
Wie viele Demonstrierende es waren, lässt sich nur schätzen, es könnten mehr als 10.000 im ganzen Land gewesen sein. Eine verhältnismäßig große Zahl, wenn man bedenkt, wie real die Angst vor Polizei und Verhaftung ist. Grundsätzlich müssen Demonstrationen in Russland genehmigt werden, spontane Kundgebungen sind nicht vorgesehen. Oft ist die Polizei bei unerlaubten Demonstrationen auch mit Schlagstöcken und Elektroschockern gegen die Menschen vorgegangen, wer festgenommen wird, kann bis zu 15 Tagen Arrest bekommen. So war es auch am Donnerstag: Fast 1.800 Menschen hat die Polizei in ganz Russland festgenommen, oft ruppig oder sogar brutal. Einige Kriegsgegner bekamen zehn- bis elftägige Haftstrafen.
Gespaltene Meinung zum Krieg gegen die Ukraine
Xenia Morgunowa entging einer Festnahme, sie stand etwas abseits der Petersburger Kundgebung. "Für mich war es einfach wichtig, zu sehen, dass es viele sind, die diesen Krieg gegen unseren Nachbarn nicht unterstützen", sagte sie. Einige Stunden zuvor hatte sie selbst an anderer Stelle ein Plakat gegen den Krieg hochgehalten und berichtet von einem gemischten Echo der Passantinnen und Passanten. "Viele der Vorbeilaufenden glauben leider die Propaganda des Kremls. Sie fragten mich, ob ich dumm sei und warum ich die Nazis in der Ukraine unterstütze", erzählt die 33-Jährige. Es habe aber auch eine junge Frau gegeben, die sich bedankt und sie umarmt hätte.
Tatsächlich sind die Russen insgesamt geteilter einer Meinung angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine. Schon die Anerkennung der Volksrepubliken durch Putin am vergangenen Montag haben nach einer aktuellen Umfrage des unabhängigen Umfrageinstituts Lewada nur 45 Prozent der Russinnen und Russen gutgeheißen, während etwa 40 Prozent dagegen waren. Rund 51 Prozent sagten zu dem Zeitpunkt, sie hätten Angst davor, dass es zu einem Krieg gegen die Ukraine kommen könnte.
Das führt zu Konflikten in den Familien. "Ich habe auf Instagram den ganzen Tag nur schwarze Quadrate gesehen und den Aufruf: Stoppt den Krieg!", sagt Moskauerin Maria Pawlinowa. "Aber leider unterstützt meine Mutter diese Operation. Mir tut das im Herzen weh, weil ich nicht weiß, wie ich ihr das erklären soll." Selbst unter denen, die sich normalerweise dem patriotischen Lager zurechnen, gibt es unterschiedliche Meinungen. "Ich bin bei diesem Konflikt mit der Ukraine immer auf unserer, also auf der russischen Seite gewesen", sagt Alexej G., der seinen Nachnamen lieber nicht im Internet lesen möchte, ein PR-Spezialist aus Moskau. "Aber als ich am Donnerstag aufgewacht bin, fühlte ich mich plötzlich, als lebte ich im dritten Reich. Egal was da zwischen unseren Ländern gewesen ist. Das ist kein Grund, um die Ukraine zu überfallen."
Kritik an Putins Einmarsch in der Ukraine kam auch von den unabhängigen Medien und sogar von einigen staatsnahen Journalisten. Die Nowaja Gazeta, deren Chefredakteur Dmitri Muratow 2021 den Friedensnobelpreis bekommen hatte, druckte eine schwarze Titelseite mit drei Worten: "Russland. Bombardiert. Ukraine." Die Zeitung rief in russischer und ukrainischer Sprache dazu auf, diesen Krieg zu stoppen. "Die Ukraine ist kein Feind und Ukrainisch ist nicht die Sprache des Feindes. Dieser Krieg ist Wahnsinn", heißt es dort.
Auf Protest folgt sofort eine Antwort
Auch die populäre Sportzeitung Sowjetskaja Sport druckte ein schwarzes Deckblatt mit dem Titel "Keine Zeit für Fußball". Die wohl prominenteste Solidaritätsbekundung mit der Ukraine kam von einem Star des staatlichen Fernsehsenders Erster Kanal, vom Showmaster Iwan Urgant, der Russlands beliebteste Late-Night-Show moderiert. Auch er postete auf Instagram ein schwarzes Quadrat mit der Unterschrift "Angst und Schmerz. Nein zum Krieg". Er hat fast 10 Millionen Follower.
Die Antwort folgte prompt, bereits am Freitag wurde Urgants Show bis auf Weiteres ausgesetzt, offiziell begründet mit einer Programmumstellung. Wie gefährlich Kritik sein kann, erlebte auch die Journalistin Elena Tschernenko von der eher regierungstreuen Zeitung Kommersant. Sie veröffentlichte einen offenen Brief gegen den Krieg in der Ukraine, den mindestens 270 weitere Journalistinnen und Journalisten unterzeichneten. Tschernenko berichtete tags darauf, dass sie aus dem Pressepool des russischen Außenministeriums ausgeschlossen worden sei. "So sind wohl die Zeiten bei uns", schrieb sie in ihrer Telegram-Gruppe. "Ich verstehe nicht, warum Gewalt und Ungerechtigkeit im Donbass Gewalt und Ungerechtigkeit gegenüber der Ukraine rechtfertigt", fügte sie hinzu.
Kremlpropagandisten sprechen weitgehende Drohungen gegen Kritikerinnen und Kritiker öffentlich aus. So sagte etwa Anton Krasowski, der Chef der russischsprachigen Version von Russia Today, am Donnerstag über die Pazifisten in Russland: "An alle, die jetzt in Moskauer Cafés sitzen und Friedensaufrufe posten: Wäre es nicht an der Zeit, euch vor ein Militärgericht zu stellen?"