Saturday, March 1, 2025
Reaktionen aus China auf Trump-Selenskyj-Streit: „Vertrauenskrise im Westen“
Berliner Zeitung
Reaktionen aus China auf Trump-Selenskyj-Streit: „Vertrauenskrise im Westen“
Simon Zeise • 4 Std. • 2 Minuten Lesezeit
Der Streit zwischen der US-Regierung und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat internationale Reaktionen hervorgerufen. In China sieht man das Verhältnis der Protagonisten mittlerweile als zerrüttet an.
„Trumps Strategie zur Lösung des russisch-ukrainischen Konflikts hat die Ukraine zutiefst enttäuscht und wurde von Selenskyj als Zugeständnis an Russland bezeichnet“, sagte der Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Liaoning in China, Cui Zheng, dem chinesischen Sender CGTN.
Die Konfrontation habe nicht nur die großen Unterschiede zwischen den USA und der Ukraine in der Russland-Ukraine-Frage offenbart. Sie spiegele auch „die Vertrauenskrise im Westen, die Notlage der Ukraine und die sich vertiefenden Konflikte zwischen Europa und den USA wider“, sagte Cui. Die zweimaligen direkten Verhandlungen der USA mit Russland im Februar, bei denen die europäischen Verbündeten umgangen wurden, hätten in Europa tiefe Ängste und eine starke Unzufriedenheit über den Verlust der eigenen sicherheitspolitischen Dominanz ausgelöst. Dieser Widerspruch sei auch in dem Streit zwischen Trump und Selenskyj zum tragen gekommen, so der Experte.
„Die Ukraine, die drei Jahre lang große Opfer gebracht hat, kocht vor Wut, nachdem sie an den Verhandlungstisch gezwungen wurde, Bedingungen zu akzeptieren, die für ihre Kerninteressen ungünstig sind“, sagte Li Haidong, Professor an der Chinesischen Universität für Auswärtige Angelegenheiten der Zeitung Global Times. „In der Zwischenzeit wollen die USA die Ukraine zwingen, die von der Trump-Administration auferlegte Resolution zu akzeptieren und damit Trumps Ziel, den Konflikt so schnell wie möglich zu beenden, zu erfüllen.“ Li sagte, ein solch feuriger Wortwechsel zwischen den beiden Staatsoberhäuptern sei auch dazu gedacht, ihren Wählern zu zeigen, dass sie starke Führungspersönlichkeiten sind, die die Interessen ihrer Länder verteidigen können.